Schmuggler reisen unerkannt
Durst getrunken.
„Na ja“, meinte der
TKKG-Häuptling. „Was nun wirklich war, wird sich rausstellen. Ist Sache der
Polizei. Vielen Dank einstweilen. Und tschüs!“
Er schob ab zu seinen Freunden.
Die beiden Mechaniker begaben sich an ihre Arbeitsstätte.
„Habt ihr’s mitgekriegt?“
fragte der TKKG-Häuptling.
Sie nickten.
„Also Fehlanzeige“, sagte Tim.
„Aber mir fällt was anderes ein. Saßmanns Sohn Sascha. Ein totaler Mistkerl,
wie wir wissen. Und er versteht sich nicht mit seinem Vater. Zwar läßt sich
nicht ermessen, wieweit diese Abneigung geht. Doch möglicherweise nützt sie
uns.“
„Du meinst“, sagte Karl, „er
wäre vielleicht bereit, seinen Alten in die Pfanne zu hauen?“
Tim nickte. „Eine vage
Hoffnung. Wohl. Aber der schräge Typ lungert rum. Offiziell geht er hier in die
Lehre und wird zum Kfz-Mechaniker ausgebildet. Vielleicht hat er zufällig
beobachtet, wie der Papa mit dem Mercedes zur fraglichen Zeit abfuhr.“
„Wenn wir Sascha danach
fragen“, sagte Gaby, „würde ich nicht auf dem gestörten Verhältnis zwischen
Vater und Sohn rumreiten, sondern bluffen. Fragen wir ihn doch einfach, warum
er nicht mitgefahren ist, als sein Vater am späten Vormittag mit dem
Klunk-Mercedes losdüste. Oder so ähnlich.“
„Weibliche List“, nickte Tim.
„Das ist sehr gut. Genauso machen wir’s.“
„Wo wir ihn finden, ist klar“,
sagte Karl.
Sie wußten: Sascha Saßmann
hatte Freunde. Der eine hieß Horst Dräger, der andere Udo Wehnig. Beide waren
als Auto-Klau, Handtaschenräuber und Schläger mit dem Gesetz in Konflikt
gekommen.
Meistens trafen sich die drei
bei Udo Wehnig, der mit seiner Mutter, einer fleißigen Putzfrau, eine Hinterhof-Wohnung
behauste.
Der Hinterhof lag an der
Frühlings-Gasse; und dorthin führte nun für die TKKG-Bande der Weg.
Als sich Tim an der Straßenecke
umwandte, sah er, daß ein Polizeiwagen vor der Saßmann-Werkstatt hielt.
Kommissar Glockner und ein
Uniformierter stiegen aus.
Tim machte seine Freunde darauf
aufmerksam.
Aber sie radelten nicht zurück.
Mit Sohn Sascha zu reden,
erschien ihnen im Augenblick wichtiger.
*
Wir brauchen einen Grund zum
Anknüpfen, überlegte Tim. Bisher haben wir den schrägen Typ keines Blickes
gewürdigt, und plötzlich reden wir mit ihm. Das paßt nicht zusammen. Und
mißtrauisch ist er bestimmt. Zumindest das hat ihm der Alte vererbt.
„Weshalb“, sagte Tim zu seinen
hinter und neben ihm radelnden Freunden, „rücken wir ihm eigentlich auf die
Pelle? Offiziell, meine ich. Wem fällt was ein?“
„Wir... äh... wollen einen
Motorrad-Club gründen“, schlug Klößchen vor, „und werben Mitglieder. Und
motorgeil ist er, der schrille Leerbrenner.“
„Wir und einen
Feuerstuhl-Club“, lachte Gaby. „Das glaubt uns doch keiner.“
„Hast du einen besseren
Vorschlag?“
„Bleiben wir beim Motorrad“,
sagte Tim. „Aber keine Vereins-Gründung, sondern ein Kauf. Ich frage Sascha, ob
er mir zu ‘ner gebrauchten, geländegängigen Maschine verhelfen kann — wo er
doch an der Quelle sitzt.“
„Du hast keinen Führerschein“,
sagte Gaby.
„In Saschas Augen ist sowas
kein Hindernis. Heimlich in der Pampa rumgurken — auf Waldwegen und so: Das
macht der Hundskrüppel, seit er 15 ist.“
„Aber du doch nicht.“
„Deshalb kann er’s mir trotzdem
zutrauen.“
Karl und Klößchen fanden Tims
Einstieg zum Anwanzen überzeugend. Auch Gaby stimmte zu, obwohl sie sich ihren
Freund nicht vorstellen konnte als Krad-Pilot, der mit einer Geländemaschine in
der Landschaft Flurschaden anrichtet, indem er den Boden zerpflügt, Waldluft
verpestet und Wild aufscheucht. Ein umweltfeindlicher Sport — und in heutiger
Zeit nur noch für Dummköpfe. Freilich — Sascha Saßmann sah das sicherlich
anders. Über eine Geländemaschine hatte Tim gute Chancen, mit dem Typ ins
Gespräch zu kommen.
Sie erreichten die
Frühlings-Gasse.
Es war jetzt früher Nachmittag.
Über der Stadt hatten sich
Wolken zusammengezogen. Zeitweilig wurde die Sonne verdunkelt, und der Wind
führte sich auf, als käme er aus einem Kühlhaus.
Die Frühlings-Gasse ist schmal.
Die TKKG-Bande erreichte das
obere Ende. Ab hier verlief die Einbahn-Strecke abschüssig, und mehrere
Windungen — fast Kurven — reihten sich hintereinander.
„Ganz hinten und auf der
rechten Seite“, meinte Gaby. „Ich weiß, wo die Wehnigs wohnen.“
Die halbe Frühlings-Gasse waren
sie herabgerollt.
In diesem Moment passierte
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