Schmuggler reisen unerkannt
und haben
die Taschen voller Knete.“
„Aber wir dürfen ihn nicht zu
hart auf die Birne hauen“, meinte Dräger, „sonst sitzen wir voll drin in der
Strafverfolgung.“
Seine Stimme — und damit der
ganze Kerl — näherte sich dem Fenster.
Das war Zufall.
Zufall war auch, daß sich der
Typ etwas hinausbeugte.
„Wenn...“
Weiter sprach er nicht.
Statt dessen brüllte er auf,
als hätte er sich mit bloßem Hintern auf eine glühende Herdplatte gesetzt.
Gaby hörte das Gebrüll über
sich, blickte hoch, wurde in derselben Sekunde an den Haaren gepackt und
emporgerissen.
Sie schrie auf. Denn die
Behandlung tat weh. Dräger packte sie nun auch an der Schulter und machte
Anstalten, Tims Freundin durchs Fenster zu zerren.
*
Tim bog ein Kettenglied mit
Daumen und Zeigefinger zurecht.
In diesem Moment schrie Gaby,
als befände sie sich in Lebensgefahr.
Karl und Klößchen rissen die
Köpfe herum.
Da war Tim bereits unterwegs.
Gabys Schreien hörte nicht auf.
Tim stürmte auf den Hof,
überblickte die Situation und hechtete auf das Fenster zu.
Das Dreigespann wurde dort vom
Fensterstock umrahmt: der picklige Sascha Saßmann mit seinem möhrengelben
Bürstenschnitt und einem Outfit aus schwarzem Leder.
Neben ihm der bullige Dräger,
der Gaby an Schulter und Haaren zerrte.
Und schließlich Udo Wehnig, ein
Skin, rechteckig gebaut mit dickem Kopf und Quellaugen.
Tim sprang, bevor er in die
Abfälle geriet.
Über Gaby sprang er hinweg —
volle Pulle ins Fenster.
Dabei wurde Sascha mit einem
Kniestoß abgeräumt. Dräger erhielt einen Schlag, der ihn zwei Vörderzähne
kostete. Wehnig spürte einen Tritt gegen die Brust und landete im hinteren Teil
des Raums, einer Wohnküche.
Sascha lag vor der Spüle,
Dräger unter dem Tisch.
Gaby — plötzlich losgelassen —
saß draußen neben dem Müllsack inmitten der Abfälle.
Tim stand beim Fenster,
musterte die drei Typen und schätzte ab, ob Erste Hilfe erforderlich war. Nein!
So eine Pleite! dachte er.
Unseren Plan können wir vergessen. Den Möhrenkopf Sascha übertölpeln — ist
jetzt nicht mehr drin. Wenn der 1000 Geländemaschinen hätte — mir würde er
keine verkaufen. Geschweige denn, daß der mir was über seinen Alten verrät.
Tim flankte hinaus in den Hof.
Gaby hatte sich aufgerichtet.
„Was war denn?“ fragte er.
„Nichts, gar nichts. Ich sehe
eine Haselmaus beim Müllsack, laufe her, bücke mich — und in derselben Sekunde
werde ich von diesem Monster an den Haaren gepackt. Losgebrüllt hat er wie
tollwütig. Ich dachte, er will mich skalpieren.“
Gaby sprach laut. Dabei
blinzelte sie ihrem Freund zu.
Tim begriff: Was sie sagte, war
für die Ohren der drei Typen bestimmt.
„Dann können wir ja gehen“,
meinte er. „Die haben ihre Nasenstüber weg. Fehlen dir Haare, oder sind noch
alle dran?“
„Fünf Stück vermisse ich. Und
das waren die schönsten.“ Tim legte ihr den Arm um die Schulter.
Sie verließen den Hof.
Karl und Klößchen standen beim
Torbogen, hatten aber die Keilerei nicht beobachtet.
„Was war los?“ fragte Karl. „Du
hast so geschrien.“
„Pst!“ flüsterte Gaby. „Ich
konnte sie belauschen. Zufällig. Unglaublich, was ich gehört habe. Aber die
sollen denken, ich hätte nichts mitgekriegt. Gehen wir weiter! Dann erzähle
ich.“
„Aber“, meinte Klößchen, „du
wolltest doch mit Sascha Saßmann reden, Tim.“
Der TKKG-Häuptling lachte. „Ich
glaube nicht, daß der noch mal ein Wort mit mir wechselt.“
*
Gaby hatte erzählt, während die
TKKG-Bande durch die Stadt radelte. Jetzt hielten die vier vor dem
City-Kino-Palast. Klößchen brauchte eine Pause, um sich mit Schokolade zu
stärken.
„Eins ist klar“, sagte Tim:
„Die drei planen einen Überfall. Stoff soll die Beute sein. Also Drogen. Von
Abnehmern ist die Rede, von einer Liste. Mit Strafverfolgung rechnen die drei
offenbar nicht. Also könnte es sich um einen Coup innerhalb der Unterwelt
handeln.“
„Welche Unterwelt?“ fragte
Karl. „Es gibt doch mehrere, wie man hört: die Mafia, das organisierte
Verbrechen außerhalb der Mafia, und die besondere Kriminellen-Szene hier in
unserer Stadt.“
„Es hat natürlich keinen Sinn,
die drei zu fragen“, sagte Tim. „Die würden alles leugnen. Und Gabys Aussage
ist kein Beweis.“
„Wäre es nicht toll“, meinte
Gaby, „wenn wir Hilfe hätten, um dann die drei zu beschatten. Wir brauchen
jemanden mit einem unauffälligen Fahrzeug.
Weitere Kostenlose Bücher