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Schmuggler reisen unerkannt

Schmuggler reisen unerkannt

Titel: Schmuggler reisen unerkannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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blasse
Idee. Sie war entstanden, als Platzke mit seiner Freundin Judy telefonierte und
dabei hörte, daß Dieter Wasenduk, der 17jährige Sohn des Drogenbarons,
durchgebrannt war und man ihn gesehen habe in Italien, nämlich südlich von
Bozen.
    Wenn ich den Bengel erwische,
dachte Platzke, hätte ich die Möglichkeit für ein Extra-Geschäft.
    Er erwog alle Möglichkeiten und
kam zu dem Schluß, der Gewinn würde größer sein als das Risiko — viel größer.
    Natürlich durfte niemand davon
erfahren — nicht mal Judy. Denn letztendlich handelte es sich um — Mord.
    Noch in Mailand erkundigte sich
Platzke beiläufig bei Ferroni, dem Drogen-Großdealer, ob dessen Berghütte im
südlichen Tirol benutzt werde zur Zeit.
    Sie wurde nicht benutzt.
Ferroni hatte keine Zeit dafür, und anderen überließ er die luxuriöse Hütte
nicht gern.
    Aber Platzke war einmal dort
gewesen mit ihm und wußte, wo der Hausschlüssel war: in einem Metallkästchen
hinter dem gestapelten Kaminholz.
    Dann, nämlich nachmittags, war
Platzke mit seinem Leihwagen die Autobahn abgefahren — in nördliche und
südliche Richtung, immer wieder. Bald kannte er jeden Rastplatz und die
Gesichter aller Tankstellenpächter zwischen Bozen und Verona, Verona und
Brescia.
    Er hielt Ausschau nach dem
Bengel, nach Dieter Wasenduk. Aber der war offenbar vom Erdboden verschluckt
worden.
    Doch so schnell gab Platzke
nicht auf. Er suchte weiter bis Mitternacht, logierte dann in einem Motel und
beschloß, morgen weiterzumachen.
    Der nächste Tag war diesig und
kühler als gestern.
    Platzke stand früh auf, trank
seinen Kaffee und saß alsbald im Wagen. Wieder fuhr er in südliche Richtung mit
gemäßigtem Tempo. Keinen Rastplatz, keine Tankstelle ließ er aus.
    An Dutzenden von Trampern kam
er vorbei, Typen jeden Zuschnitts.
    Auch Mädchen waren dabei. Wie
jetzt wieder. Dort, die Langhaarige, die an der Ausfahrt stand, den Daumen
erhoben. Sie wandte den Kopf...
    Irrtum!
    Bartstoppeln sprossen in dem
füchsischen Gesicht. Der Junge grinste.
    Platzke hielt neben ihm, hatte
Dieter Wasenduk erkannt.
    Der Junge hatte die Tür schon
geöffnet und ein Bein zwischen ihr und dem Beifahrersitz.
    „Neh... men Sie mich mit? Egal,
wohin. Ha... habe kein Ziel.“
    Betrunken? Oder stotterte der
Bengel?
    Platzke wußte es nicht, hatte
nie mit ihm gesprochen, ihn nur einmal von weitem gesehen, als Leo Saßmann ihn
aufmerksam machte auf Wasenduks Ableger.
    „Steig ein.“
    Dieter warf seinen Rucksack in
den Fond und nahm Platz neben dem Dealer.
    „Aus... Mailand, wie?“ Er hatte
das Kennzeichen des Leihwagens gesehen. „Aber Sie... Sie sind Deutscher?“
    Platzke nickte.
    „Anschnallen!“ gebot er.
    Bald sah er in Außen- und
Rückspiegel. Hatte jemand das Zusteigen beobachtet?
    Nein. Die parkenden Wagen auf
dem Rastplatz waren leer. Tankstelle und angrenzende Imbiß-Station wurden
verhüllt vom Dunst.
    Dieter schwafelte.
    Betrunken war er nicht, hatte
jedenfalls keinen Alkohol im Atem.
    Trotzdem stimmte irgendwas
nicht. Diese Hektik. Dieses Gefummel an den Fingern. Und am Handgelenk —
tatsächlich — trug der Boy eine Rolex in Gold.
    „...habe ich dauernd Zoff mit
meinem Alten“, brandete sein Redeschwall an gegen Platzke. „Ein Widerling! Nur
seine Geschäfte im Kopf. Alles dreht sich um Kohle. Um den Nachtclub und was er
sonst noch so treibt. Und mir... mir... mir die kleinste Freude verbieten.
Deshalb bin ich abgehauen von zu Hause.“

    „Abgehauen?“
    „Klar.“
    „Woher kommst du?“
    Dieter nannte die Stadt.
    „Kenne ich“, nickte Platzke.
„War mal dort. Seit wann bist du denn weg?“
    „Vor... vorgestern.“
    „Dein Vater wird sich Sorgen
machen.“
    „Wahr... wahrscheinlich hat
er’s noch gar nicht gemerkt. Die kleinsten Freuden gönnt er mir nicht. Von
Ha... Haschisch wird man nicht süchtig. Das wissen Sie doch?“
    „Keine Ahnung.“
    Platzke mußte an sich halten,
um nicht zu lachen. Ausgerechnet der Drogenbaron spielt sich auf als
fürsorglicher Vater.
    Wahrscheinlich durfte der
17jährige keinen Schluck Bier trinken, und Zigaretten waren ohnehin tabu.
    Ein Hemdsärmel des Jungen war
hochgerutscht.
    Platzke sah Einstiche, frische
und alte.
    Von wegen Haschisch! Das
Früchtchen war längst bei härteren Drogen gelandet. Aber was der Alte den
Mitmenschen antat, davon wollte er sein Söhnchen verschonen.
    „Und wie soll’s nun
weitergehen, äh... wie ist dein Name?“
    „Dieter Wasendu...“ Er stockte.
„Mann, was für ein Dunst heute

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