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Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Titel: Schmusekatze, jung, ledig, sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Sander
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Knurren zu lauschen, das aus der Box drang, da der Kater mit dieser Art der Besetzung gar nicht einverstanden war.
    »Ich glaube, sie tut so, als wüsste sie gar nicht, was los ist«, überlegte Chrissy.
    »Und da heißt es immer, dass Tiere keine Schadenfreude kennen«, meinte Robert kopfschüttelnd. »Da kann mir doch jeder Biologe erzählen, was er will, aber Lady Penelope sitzt doch nur auf der Box, weil sie weiß, dass sich Jules darüber ärgert.«
    »Ich setze sie solange ins Badezimmer und mache die Tür zu«, entgegnete sie. »Dann wird sie schon merken, dass das kein Verhalten ist.«
    »Ach, weißt du, Jules ist ja schließlich der Eindringling, und das hier ist ihr Territorium, also hat sie auch jedes Recht, es für sich zu reklamieren.«
    Chrissy hob die Schultern. »Ich hatte gehofft, es würde funktionieren.«
    »Ich doch auch«, stimmte er ihr zu. »Es wäre einfach ideal gewesen. Jetzt kann ich mit meiner Suche von vorn anfangen.« Er machte eine hilflose Geste. »Auf jeden Fall war’s den Versuch wert. Wenigstens haben wir uns gut verstanden.«
    Sie nickte bestätigend und lächelte ihn an. Sandra Bullock oder Jennifer Aniston hätten an dieser Stelle ganz sicher ihren jeweiligen Filmpartner geküsst und ihm gesagt, er solle nicht gehen. Er hätte den Kuss erwidert und ihr gestanden, wie froh er doch war, dass sie diesen Schritt gemacht hatte.
    Aber sie war weder Sandra Bullock noch Jennifer Aniston, und deshalb küsste sie Robert auch nicht. Und sie bat ihn auch nicht zu bleiben, obwohl sie das alles nur zu gern gemacht hätte. Nur war Robert nicht ihr Filmpartner, der dem Drehbuch entsprechend vollstes Verständnis dafür zeigen würde, dass sie ihm etwas vorgemacht hatte. Robert war ein realer Mann, der sich viel eher darüber ärgern würde, weil er ihretwegen kostbare Zeit vergeudet hatte. Er hätte sich schon längst nach einem anderen, einem richtigen Quartier für seinen Kater umsehen können, anstatt sich von ihr in die Irre führen zu lassen.
    »Ich helfe noch beim Aufräumen«, sagte er und wollte ins Wohnzimmer gehen, aber sie hielt ihn zurück.
    »Nein, ich will nicht, dass Jules so lange in seiner Box sitzen muss«, entgegnete sie. »Ich räume das schon auf. Ich habe sowieso nichts Besseres vor. Bring du deinen Kater nach Hause, das Ganze hier war für den Ärmsten schon schlimm genug.«
    »Meinst du wirklich?« Er sah sie zweifelnd an.
    »Robert, ich bin nicht sauer«, beteuerte sie, was in gewisser Weise auch der Wahrheit entsprach. Sie war nicht sauer, wenn er seinen Kater nach Hause brachte und sie allein das Chaos aufräumte. Sauer war sie aus zwei anderen Gründen : zum einen, weil sie sich von der ersten Begegnung an etwas vorgemacht hatte, was ihre Beziehung zu Robert anging. Sie hatte sich ausgemalt, dass das alles ganz wunderbar werden würde, und nun waren ihre Träume daran gescheitert, dass die beiden Katzen sich nicht vertrugen. Zum anderen, weil sie nicht den Mut aufbrachte, ihm wenigstens jetzt reinen Wein einzuschenken. Was machte es noch aus? Er nahm sowieso seinen Kater unter den Arm und verschwand aus ihrem Leben, da hätte sie ihm ebenso gut sagen können, dass er in Wahrheit auf eine Kontaktanzeige reagiert hatte.
    Warum meldete sich die Stimme in ihrem Kopf jetzt nicht zu Wort, um wieder irgendeine Weisheit von sich zu geben, die trotz des zynischen Untertons eigentlich sehr genau beschrieb, was in ihr vorging.
    Danke.
    Chrissy runzelte die Stirn. War das alles? Sie horchte in sich hinein, doch es kam nichts hinterher.
    »Gut, dann machen wir uns auf den Weg«, erklärte Robert, zog seine Jacke an und nahm die Transportbox hoch, nachdem Chrissy ihre Katze runtergenommen und zurück ins Badezimmer gebracht hatte, damit sie Jules in Ruhe ließ.
    Einen Moment lang standen sie sich dann unschlüssig gegenüber. Chrissy bekam den Eindruck, dass er noch etwas anderes sagen wollte, aber vermutlich glaubte sie das nur, weil sie sich selbst etwas anderes von der Begegnung mit Robert versprochen hatte.
    »Tja, dann … war’s das wohl«, sagte sie zögerlich, und er nickte zustimmend.
    »Leider«, ergänzte er dann, und wieder kam es ihr so vor, dass ihm etwas auf der Zunge lag, was er aus irgendeinem Grund nicht aussprach. Vielleicht empfand er so wie sie, und er hielt es für unangebracht, darauf zu sprechen zu kommen, weil er nicht deswegen hergekommen war, sondern um ein vorübergehendes Quartier für Jules zu suchen. Was immer es auch war, er behielt es für sich

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