Schmusekatze, jung, ledig, sucht
und streckte ihr die Hand entgegen, um sich zu verabschieden.
Sie schüttelte seine Hand, weil es unter diesen Umständen das Einzige war, was sie tun konnte. Eine Umarmung wäre jetzt eindeutig das Falsche gewesen, immerhin kannte sie Robert in etwa so gut wie den Postboten, der ihr im Center die Rechnungen, die Werbung und andere nutzlose Dinge brachte – und den umarmte sie schließlich auch nicht.
»Man sieht sich«, sagte sie und hätte sich im gleichen Moment ohrfeigen können.
Das solltest du auch machen, riet ihr die tonlose Stimme. Unverbindlicher kann man jemanden wohl kaum in die Wüste schicken ! Anstatt zu fragen : »Sehen wir uns wieder?« Das hast du gut gemacht. Der Mann verlässt die Bühne und kehrt nie wieder zurück.
»Ich weiß ja, wo du arbeitest«, erwiderte er und lächelte, aber das wirkte irgendwie aufgesetzt.
Sie hatte ihn mit ihrem Spruch abserviert, er hatte sich mit einer Belanglosigkeit revanchiert.
Geschieht dir recht.
Chrissy machte die Wohnungstür auf und entließ ihre beiden Besucher ins Treppenhaus. Sie blieb auf dem Treppenabsatz stehen, bis sie hörte, wie die Haustür zufiel.
Mit Tränen in den Augen ging sie zurück in ihre Wohnung und begab sich daran, das entstandene Chaos aufzuräumen. Zwischendurch griff sie nach dem Telefon und rief Valerie an.
13
Valerie wartete bereits im Café an der Kö, als Chrissy um kurz nach fünf dort eintraf. Sie hatte das Chaos in ihrer Wohnung relativ schnell aufgeräumt, was allerdings nicht bedeutete, dass damit auch die alte Ordnung wiederhergestellt worden war. Die Bücher im Schlafzimmer hatte sie ins Regal gestellt, ohne sie nach Autoren zu sortieren – Hauptsache, der Berg auf dem Boden war verschwunden und es sah zumindest wieder ordentlich aus. Die nasse Bettdecke hing im Badezimmer auf der Wäscheleine, die Gewürzmischung à la rasende Katze hatte der Staubsauger geschluckt, die Gewürzdosen selbst waren nicht länger alphabetisch sortiert, doch das hatte noch Zeit, bis Chrissy überprüft hatte, was komplett geleert worden war und ersetzt werden musste. Auch im Wohnzimmer sah es mittlerweile wieder passabel aus, die Rosen standen in ihrer angestammten Vase in frischem Wasser, die tausend Visitenkarten und Notizzettel steckten wieder im überquellenden Telefonregister, doch da waren sie auch schon zuvor hoffnungslos durcheinandergewürfelt gewesen. Im Flur standen zwei große Müllsäcke, die zum überwiegenden Teil mit den nass gewordenen und dementsprechend aufgequollenen Küchenrollen gefüllt waren, weil mit denen nichts mehr anzufangen war.
Ursprünglich hatte Chrissy ihre beste Freundin gebeten, bei ihr vorbeizukommen, um zu reden, doch dann war Lady Penelope aus dem Badezimmer gelassen worden und hatte sich sichtlich beleidigt auf einen Sessel im Wohnzimmer zurückgezogen. Den Zwischenfall mit Jules hatte sie ganz ohne Kratzer überstanden, was Chrissy wunderte, aber offenbar hatten beide Katzen sich gegenseitig geschont, um dafür die Menschen zu kratzen und zu beißen, die dumm genug waren, sich zwischen sie stellen zu wollen.
Da ihre Katze nichts von ihr wissen wollte, hatte Chrissy es sich anders überlegt und Valerie gebeten, sich auf der Kö mit ihr zu treffen. Ihre Freundin hatte das Café vorgeschlagen, sie war damit einverstanden gewesen. Hauptsache, sie musste nicht zu Hause rumsitzen und sich vor Augen halten, welche Chance sie womöglich vertan hatte.
» Wie siehst du denn aus?«, fragte Valerie, als sie sich zu ihr an den Tisch setzte und sie die Pflaster an ihren Händen sah. »Bist du Edward mit den Scherenhänden in die Finger gefallen, oder ist das das Werk deiner Katze?«
»Du müsstest erst mal meine Beine sehen, da ist das hier noch harmlos«, gab Chrissy zurück und bestellte bei der Bedienung einen Kakao mit Sahne. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, was zwei Katzen einem innerhalb von einer oder zwei Minuten alles antun können.«
Chrissy schilderte, was sich in ihrer Wohnung abgespielt hatte, und dann kam sie auf den Punkt zu sprechen, um den es ihr eigentlich ging. »Stimmt mit mir was nicht?«, fragte sie. »Oder liegt es an ihm? Ist er vielleicht schwul?«
» Wieso? Was hat er denn gemacht?«
»Es hat mich ignoriert«, sagte Chrissy. »Ich habe da in T-Shirt und Slip auf dem Sofa gelegen, und er hat die Kratzer an meinen Beinen verarztet …«
»Dann hat er dich nicht ignoriert«, widersprach Valerie.
»Er hat mich als Frau ignoriert !«, beharrte sie. »Ich habe praktisch
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