Schmusekatze, jung, ledig, sucht
und ihre Meinung dazu äußern.
Keine zwei Minuten nach dem Versand der Mail klingelte Chrissys Handy. Sie musste gar nicht aufs Display sehen, sondern meldete sich sofort. » Was sagst du dazu?«
»Eine Unverschämtheit, würde ich dazu sagen«, erklärte Valerie. » Wann hast du die Mail bekommen?«
»Die habe ich vor fünf Minuten abgerufen.«
»Ich meinte, wann hat er sie abgeschickt?«
»Oh, warte.« Sie öffnete ein anderes Fenster. »Heute Morgen um Viertel nach acht.«
»Und danach hat er nichts mehr geschickt?«
»Nein.«
»Und angerufen hat er dich auch nicht?«
Chrissy schnaubte leise. » Wenn er mich heute angerufen hätte, würde ich mich ja wohl nicht so über diese Mail aufregen, nicht wahr?«
»Ja, natürlich«, stimmte Valerie ihr zu. » War ein blöder Gedanke.«
Sie schwieg eine Weile, dann fragte sie mit einer im Ansatz tränenerstickten Stimme : » Was soll ich jetzt machen? Was würdest du machen?«
Valerie ließ sich Zeit mit ihrer Antwort. » Was ich machen würde, weißt du. Ich habe eine Scheidung hinter mir. Mit tiefer gehenden Beziehungen will ich nichts zu tun haben.«
»Du würdest ihn also zum Mond schießen?«
»Lieber bis zum Mars, dann ist er weit genug weg, um dich in diesem Leben nicht noch mal behelligen zu können.« Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu : »Sieh mal, er hat den ganzen Tag Zeit gehabt, dich nach dieser Mail noch anzurufen, dir noch mal zu mailen oder dir eine SMS zu schicken, um dir zu sagen, dass da was schiefgelaufen ist.«
»Dann soll ich ihn ignorieren?«
»Das liegt ganz bei dir, Chrissy. Ich sage dir, was ich tun würde, aber ich habe mit Männern auch andere Erfahrungen gemacht als du. Das einzig Allgemeingültige, was ich dazu sagen kann, ist : Je länger und je intensiver man sich daran klammert, dass aus einer Beziehung doch noch etwas wird, umso größer ist die Enttäuschung, wenn es dann nicht klappt.«
Chrissy nahm sich ihre Worte zu Herzen und beendete das Telefonat. Eine Weile saß sie nur auf der Couch und starrte auf den Bildschirm, auf dem immer noch die Nachricht angezeigt wurde, die knapper kaum hätte ausfallen können.
Plötzlich stand Lady Penelope auf und verließ ihren Platz auf dem linken Sessel, sprang auf den Tisch und marschierte über die Tastatur des Laptops, wobei sie mit ihren Pfoten offenbar die richtige Tastenkombination traf, da die angezeigte Mail prompt geschlossen wurde. Sie machte einen kleinen Satz vom Tisch auf die Couch und legte sich schließlich auf Chrissys Schoß.
»Ach, was soll’s«, murmelte Chrissy. » Wenn dieser Trottel nichts von mir wissen will, dann ist das eben so. Aber ich habe ja immer noch dich, nicht wahr, meine Kleine?«
Lady Penelope miaute leise, was so wie meistens praktisch alles Mögliche bedeuten konnte. Aber da Chrissy in diesem Moment Trost nötig hatte, wertete sie es als ein zustimmendes Miauen.
Am nächsten Morgen stand nach einer weitgehend schlaflosen Nacht Chrissys Entschluss fest. Sie wollte Robert noch bis zum Abend eine Schonfrist einräumen. Wenn sie bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie tags zuvor seine Mail gelesen hatte, nichts von ihm hörte, dann brauchte er sich gar nicht mehr bei ihr zu melden.
Eine weitere Mail in einem angemessenen Tonfall war das Mindeste, was sie erwartete. Ein Anruf wäre noch viel besser, und wenn er sich wirklich erkenntlich zeigen wollte, dann sollte er besser im Lauf des Tages bei ihr vor der Tür stehen und einen Strauß Blumen mitbringen – natürlich nur Blumen, die für Katzen ungiftig waren.
Nach ihrem morgendlichen Aushilfsjob ging sie nur kurz bei Sandra vorbei, um nach dem Rechten zu sehen und um ein bisschen mit ihr zu reden. Dabei erfuhr sie, dass ein paar Minuten zuvor Magdalena angerufen und vorab telefonisch gekündigt hatte. Sie wollte aber noch vorbeikommen und mit Chrissy darüber reden, damit die nicht meinte, sie würde sich klammheimlich aus dem Staub machen.
In gewisser Weise war Chrissy froh darüber, weil ihr damit erspart blieb, Magdalena sagen zu müssen, dass sie sie weniger Stunden in der Woche einsetzen würde. Dennoch fand sie es schon jetzt schade, auf die Studentin künftig verzichten zu müssen.
Vom Center aus machte sich Chrissy zu Fuß auf den Weg Richtung Innenstadt. Die Bewegung würde ihr guttun, da sie in den letzten Wochen ein paar Kilo zugenommen hatte, was daran liegen musste, dass ihr der Stress fehlte, den die Arbeit im Pfannkuchenparadies normalerweise mit sich brachte. Sie erledigte
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