Schmusekatze, jung, ledig, sucht
waren, um Befehle auszuführen, sondern dass ohne sie der Laden gar nicht laufen konnte.
Um elf Uhr war sie dann in ihrem eigenen Reich, dem Pfannkuchenparadies, und genoss die Tatsache, dass alles gespült und an seinem Platz war und dass die Bestände bis auf drei Positionen in ausreichender Menge vorhanden waren – und dass sie sich um keinen dieser Punkte hatte kümmern müssen. Sie war mit Magdalena immer zufrieden gewesen, und sie würde sie auch weiter bei sich arbeiten lassen, allerdings mit etwas weniger Stunden im Monat als bisher. Die Studentin war fleißig und scheute sich nicht vor der Arbeit, doch Sandra zeigte erheblich mehr Initiative. So lag auf dem Tresen nicht nur die Bestandsliste, sondern auch eine Einkaufsliste, die nach Daten aufgeteilt war. Damit konnte man heute schon einplanen, was nächste Woche besorgt werden musste. Zudem hatte Sandra aus den Prospekten vom Wochenende alle wichtigen Sonderangebote der laufenden Woche zusammengestellt, um so günstig wie möglich einkaufen zu können. Sie war sogar so weit gegangen, bei einzelnen Posten auszurechnen, wie lange sie damit auskamen, um festzustellen, ob es sich lohnte, gleich sechs anstelle von drei Gläsern zu kaufen, oder ob die letzten Gläser sich dann zu nah am Haltbarkeitsdatum bewegten.
Vielleicht sollte sie mal mit ihrer Bank über einen richtig dicken Kredit reden, um von dem Geld ein anderes Ladenlokal zu mieten und dort ein größeres Pfannkuchenparadies zu eröffnen, das genug für eine Vollzeitangestellte und für sie selbst einbrachte. Am besten besprach sie aber ihre Zukunftsvisionen erst mal mit Valerie, der Realistin, … oder mit Robert. Der war aus der richtigen Branche und hatte womöglich Kontakte, die ihr mehr helfen würden als ein noch so hoher Kredit von der Bank.
Die meiste Zeit des Tages über herrschte Hochbetrieb, was nicht nur dem verbesserten Service ihres Lokals zu verdanken war, sondern auch der Tatsache, dass offenbar Klassen gleich mehrerer Schulen eine Art Wandertag veranstalteten und so, in mehreren Schüben über den Tag verteilt, Scharen von Schülern durch das Center zogen und die Fressmeile belagerten. Als Chrissy am Abend die Einnahmen abrechnete, wünschte sie, jeder Tag könnte so gut ausfallen, auch wenn es zeitweise etwas zu hektisch und wegen der Schülergruppen ungewöhnlich laut zugegangen war.
Auf jeden Fall war sie mit dem Tag zufrieden gewesen … bis sie gegen elf Uhr am Abend wieder zu Hause war und ihre E-Mails abrief. Sie sortierte zuerst den Müll aus, bevor sie die Mails aus dem Postfach holte, dann sah sie sich die jeweiligen Absender vor dem Öffnen noch einmal genau an, ob sich nicht irgendjemand dazwischengemogelt hatte, den sie gar nicht kannte und dessen Mails sie lieber ignorierte.
Sie stutzte, als sie eine Mail entdeckte, die von der Geschäftsleitung des Löwenhofs stammte. Robert hatte seine wenigen Mails bislang von seiner Privatadresse an sie geschickt, nicht von der geschäftlichen. Aber vielleicht wollte er ihr nur auf die Schnelle irgendeine Information zukommen lassen, von der er glaubte, sie könnte sie interessieren.
Als sie sie öffnete, musste sie feststellen, dass er sie tatsächlich auf die Schnelle geschrieben hatte. Allerdings war es nicht irgendeine Information, sondern eine, die ihr die Sprache verschlug, weniger wegen des Inhalts als vielmehr wegen der Form.
Sie musste sie zweimal laut lesen, um glauben zu können, was da geschrieben stand : »Dubai ist abgesagt. Katerbetreuung hat sich erledigt. Me«
Keine Anrede, kein Gruß, nichts, was man notfalls nur mit viel Fantasie als verbindliche Worte hätte auffassen können.
Chrissy saß da und starrte den Bildschirm an. Dubai war also – aus welchen Gründen auch immer – abgesagt worden, und sie musste seinen Kater nicht mehr betreuen. Nicht mal ein Dankeschön für ihre Bemühungen? Keine Nachfrage, wie es ihr ging? Kein »Ich rufe dich morgen an«. Kein gar nichts. Und was sollte dieses »Me« am Ende der Nachricht? War das eine Abkürzung? Oder hatte er sich bloß vertippt? War er nicht schnell genug auf der »Senden«-Taste gewesen, dass sich da noch zwei Buchstaben in seine Mail verirrt hatten?
Sie sah auf die Uhr. Kurz nach elf. Nein, so spät wollte sie Valerie nicht noch anrufen. Aber sie konnte ihr die Mail weiterleiten und sie fragen, was sie davon hielt. Falls Valerie noch wach war und die Mail sah, konnte sie sich bei ihr melden, ansonsten würde sie sicher morgen im Lokal vorbeikommen
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