Schmusekatze, jung, ledig, sucht
ein paar Besorgungen in den Schadow-Arkaden und ging dann in einem weiten Bogen über die Schadowstraße zurück in Richtung Bahnhof, um ihren Wagen aus dem Parkhaus zu holen und nach Hause zu fahren.
Den ganzen Tag über hatte sie wiederholt auf ihr Handy gesehen, ob ein Anruf eingegangen war, und ein paar Mal die Mailbox abgehört, ob vielleicht ein Anrufer dorthin umgeleitet worden war. Jedes Mal hatte ihr Herz dabei ein bisschen schneller geschlagen, und jedes Mal war dieser Vorfreude die große Enttäuschung gefolgt, wenn sie feststellen musste, dass niemand angerufen hatte.
Als sie daheim durchs Treppenhaus nach oben zu ihrer Wohnung ging, rechnete sie insgeheim damit, dass Robert auf der obersten Stufe saß und auf sie wartete. Oder dass ein Strauß Rosen vor der Tür lag. Weder das eine noch das andere war der Fall. Es gab auch keine Benachrichtigung, dass Blumen bei einem Nachbarn abgegeben worden waren. Nichts. Absolut nichts.
Eine Weile hegte sie noch die schwache Hoffnung, dass der Bote lediglich vergessen hatte, eine Karte zu hinterlassen, und dass jeden Moment ein Nachbar bei ihr klingelte, um ihr den Blumenstrauß zu geben. Das geschah auch nicht.
Und genauso wenig erfüllte sich die heimliche Hoffnung, dass Robert selbst noch vorbeikam, um mit ihr zu reden und seine schroffe Nachricht wiedergutzumachen. Es war kurz nach Mitternacht, als sie wieder auf die Uhr sah. Die Frist war abgelaufen, Robert hatte sich nicht blicken lassen. Okay, er wusste nichts von dieser Frist, also konnte er sie im eigentlichen Sinn auch nicht einhalten. Aber wenn er so viel Zeit verstreichen ließ und es ihn noch immer nicht störte, dass sie weder per Mail noch telefonisch reagiert hatte, dann konnte es ihn auch nicht interessieren, was sie von seiner unhöflichen Art hielt. Und wenn es ihn nicht interessierte, dann sollte er doch hingehen, wo der Pfeffer wuchs … wo immer das sein mochte.
Der Sonntag, an dem Robert mit Jules zu ihr hatte kommen sollen, war ereignislos verstrichen. Das war auch nicht anders zu erwarten gewesen, schließlich hatte er ihr ja gemailt, dass er nicht nach Dubai musste. Also war es auch nicht mehr nötig, seinen Jules und ihre Lady Penelope weiter aneinander zu gewöhnen.
Es war allerdings nicht so, dass sie nichts mehr von Robert gehört hätte. Zwei E-Mails waren von ihm gekommen, außerdem drei SMS und zwei Anrufe, allesamt am letzten Donnerstag und Freitag. Was er von ihr wollte, wusste sie nicht, da sie die Mails und die SMS ungelesen gelöscht und die Anrufe nicht angenommen hatte. Es war ihr verdammt schwergefallen, das zu tun, aber sie hatte sich nach seiner ersten Mail eine Frist gesetzt, bis wann sie ihm diese Abfuhr verzeihen würde – sofern er eine überzeugende Erklärung dafür liefern konnte.
Sie hatte sich überhaupt erst in diese Situation gebracht, weil sie mit all ihren Vorsätzen immer wieder inkonsequent umgegangen war. Hätte sie immer dann reinen Tisch gemacht, wenn sie es sich vorgenommen hatte, wäre schon vor langer Zeit klar gewesen, ob es für sie und Robert eine gemeinsame Zukunft geben konnte.
Diesen Fehler wollte sie nicht noch mal machen. Sie hatte ihm bis zum Abend des nächsten Tages Zeit gelassen, seine Mail zu erklären, danach war sie nicht bereit, ihm sein anschließendes Schweigen zu verzeihen, und daran hielt sie sich jetzt auch. Es konnte nicht sein, dass er zwei Tage brauchte, um zu verstehen, wie verkehrt sein Verhalten war. Beim ersten Anruf war sie noch versucht gewesen, das Gespräch anzunehmen, aber dann hatte sie sich vor Augen gehalten, dass sie so nicht weitermachen konnte. Es musste endlich einmal ein Schlussstrich gezogen werden, und genau das hatte sie getan.
Inzwischen war Montag und damit der dritte Tag, an dem sie nichts mehr von ihm gehört hatte. Offenbar war die Botschaft verstanden worden, die sie ihm mit ihrem beharrlichen Schweigen hatte zukommen lassen. Sie hatte das Kapitel Robert Clauser abgehakt. Jedenfalls so, wie es unter den gegebenen Umständen möglich war.
Immerhin war da noch Lady Penelope, die Katze, die sie seinetwegen überhaupt erst angeschafft hatte. Sie würde sie immer an Robert erinnern, was nicht so erfreulich war. Aber das Tier war ihr längst viel zu sehr ans Herz gewachsen, als dass sie es noch hätte weggeben wollen. Wenn sie sich selbst gegenüber ganz ehrlich war, hätte sie die Kätzin schon am ersten Tag nicht mehr hergeben können, auch wenn Chrissy für die Katze und alles, was mit ihr
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