Schmusekatze, jung, ledig, sucht
damit zurechtkommt.«
»Aber was wäre das denn für eine Beziehung? Wenn ich an normalen Abenden um kurz nach halb elf zu Hause ankomme, dann sitzt er schon seit fünf Stunden rum und wartet, dass ich endlich Feierabend machen kann. Dann bin ich todmüde, habe keine Lust zum Reden, weil ich den ganzen Tag mit Leuten reden musste, habe keine Lust, noch was zu kochen, weil ich den ganzen Tag am Herd gestanden habe, und Sex ist dann auch kein Thema mehr …«
» Wieso?«, fragte Valerie. »Etwa weil du schon den ganzen Tag …«
»Nein«, fiel sie ihr hastig ins Wort. »Nicht, weil ich schon den ganzen Tag Sex hatte. Weil ich von morgens acht Uhr an auf den Beinen bin, und da habe ich am Abend keine Lust mehr auf irgendwelche Aktivitäten. Meinst du, damit kann ich einen Mann für mich begeistern?«
Valerie tippte ein paar Begriffe in eine Suchmaschine ein und überflog die ersten Resultate.
» Wenn ihr beide merkt, dass es was Ernstes wird«, gab sie zu bedenken, »dann werdet ihr doch eure Einnahmen zusammenwerfen, oder meinst du nicht?«
Chrissy zog die Augenbrauen zusammen. » Vermutlich ja, aber bis dahin kann es ein langer Weg sein. Worauf willst du überhaupt hinaus?«
»Darauf, dass dein Zukünftiger wahrscheinlich jemand ist, den du nicht noch mit deinem Geld unterstützen musst …«
»Sagst du das jetzt, weil du aus Erfahrung sprichst?«, fragte Chrissy behutsam. Valerie hatte mit zweiundzwanzig geheiratet und jahrelang blind vor Liebe ihren Mann Jura studieren lassen, während sie das Geld verdiente und noch einen Nebenjob annahm, damit er sich ganz auf sein Studium konzentrieren konnte. Kaum war er damit fertig gewesen, kam heraus, dass er Valerie schon seit einer Weile mit einer Anwaltssekretärin betrog, der er begegnet war, als er erste Vorstellungsgespräche wahrgenommen hatte. Valerie hatte ihn daraufhin vor die Tür gesetzt und die Scheidung eingereicht.
»Nein, ich glaube, das hast du hautnah genug mitbekommen, um nicht meine Fehler zu wiederholen. Was ich meine, ist Folgendes : Wenn ihr dann quasi Doppelverdiener seid, könntest du deine Aushilfe mehr Stunden übernehmen lassen, oder du stellst noch eine Aushilfe ein, die zum Beispiel abends ab sieben in dein Lokal kommt, damit du früher nach Hause gehen kannst.«
Chrissy schüttelte den Kopf. » Wie soll denn das funktionieren? Ich kann doch einem Mann, den ich interessant finde, nicht einen Ablaufplan vorlegen und ihm erzählen, dass er sich die ersten … was weiß ich … vier Monate damit zufriedengeben muss, mich immer nur sonntagnachmittags für sich zu haben, und wenn mehr daraus werden soll, dann muss er mich finanziell unterstützen, damit ich am Tag ein paar Stunden weniger arbeite. Da kann ich ja auch gleich einen Escortservice anbieten, da werde ich genauso nach Stunden bezahlt.«
»Nein, so plump soll das natürlich nicht laufen«, entgegnete Valerie, während sie auf die nächste Seite der angezeigten Suchergebnisse umblätterte. »Aber wenn ihr zwei im Bett liegt, deutest du an …«
» Warum müssen wir zwei unbedingt dabei im Bett liegen?«
» Weil du ihn mit Sex als Versprechen und mit Sexentzug als Drohung zu wesentlich mehr überreden kannst, als wenn ihr beide am Frühstückstisch sitzt und Brötchen esst«, sagte sie. »Dann erzählst du ihm davon, dass du so wenig Zeit für ihn hast, weil dein Restaurant jeden Tag bis um zehn geöffnet bleiben muss. Der Laden läuft zwar gut, aber du kannst nicht noch eine Aushilfe einstellen, weil du nur so gerade eben über die Runden kommst. Dann wirst du ja sehen, was er sagt. Wenn er wirklich an dir interessiert ist, wird er schon auf den Gedanken kommen, dass ihr beiden zusammenziehen solltet. Wenn er nicht von selbst draufkommt, kannst du ja zwei oder drei Wochen später das Thema von dir aus zur Sprache bringen. Hält er das für eine gute Idee, dann hast du den Richtigen erwischt, der es ernst meint. Sollte er daraufhin die Flucht ergreifen und sich nicht mehr melden, dann weißt du, du musst ihm keine Träne nachweinen.«
»Ich weiß nicht«, murmelte sie. »Das klingt alles so einfach, wie du das darstellst. Aber in der Realität wird das nicht so reibungslos klappen, da bin ich mir ganz sicher. Außerdem will ich eigentlich nichts mit einem meiner Gäste anfangen, schon gar nicht mit einem der Stammgäste. Das kommt mir immer so vor wie eine Beziehung am Arbeitsplatz. Wenn es nicht klappt, dann laufen sich beide anschließend immer noch ständig über den Weg, und
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