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Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Titel: Schmusekatze, jung, ledig, sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Sander
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nämlich seinen freien Tag, und da könnt ihr Euch kennenlernen. Gib mir doch Bescheid, ob Du dann Zeit hast, dann richte ich es ihm aus. Bis bald, Dein Stubentiger.
    Ein wenig verunsichert saß Chrissy da, las die Mitteilung noch einmal und ließ sich dann auf der Couch nach hinten sinken. Was sollte sie davon halten? Ging er zu forsch vor? War ein Treffen nach einer Woche zu früh? Andererseits … wenn sie ihn irgendwo in einem Geschäft kennengelernt hätte, würde sie sich auch so bald wie möglich mit ihm treffen wollen, um herauszufinden, ob sich zwischen ihnen etwas entwickeln konnte. Da würde sie auch nicht hören wollen : »Also, ich hätte so in vier bis sechs Wochen Zeit, um mit dir essen zu gehen. Passt dir das?« In vier bis sechs Wochen konnte sie sich Hals über Kopf in einen Mann verlieben, ihn heiraten, von ihm schwanger werden und sich wegen unüberbrückbarer Differenzen wieder von ihm scheiden lassen ! Nein, sich in einer Woche mit ihm zu treffen, das war schon okay.
    Aber warum schrieb er schon wieder so, als sei er ein echter Kater? Fand er das einfach nur witzig? Oder verbarg er so seine wahre Identität vor ihr? Hm, es war zwar ein bisschen merkwürdig, doch dem Rätsel würde sie nur auf die Spur kommen, wenn sie sich mit ihm traf. Sprach sonst irgendetwas gegen ein Treffen? Nein, eigentlich nicht.
    Sie klickte auf den Antworten-Button und schrieb : Einverstanden, Sonntag 15 Uhr. Ich freue mich schon. Die Schmusekatze.
    Nachdem sie die Mail abgeschickt hatte, dauerte es nur zwei Minuten, dann kam die Antwort. Freue mich auch. Bis Sonntag.
    Chrissy atmete heftig aus, so ungewohnt nervös war sie mit einem Mal. Hatte sie jetzt einen Fehler begangen, den sie für den Rest ihres Lebens bereuen würde? Hätte sie besser nicht auf Valerie gehört?
    Aber sie konnte ja immer noch einen Rückzieher machen, schließlich wusste er nichts außer ihrer Mail-Adresse, und ganz bestimmt war er keiner von diesen Computerexperten in Filmen und Fernsehserien, die mit ihren Programmen in der Lage waren, alles über einen Menschen in Erfahrung zu bringen und ihn mithilfe von angezapften Verkehrsüberwachungskameras und von irgendwelchen Webcams auf Schritt und Tritt zu verfolgen. Wenn sie es sich anders überlegte und ihm das schrieb, dann konnte er anschließend so viele Mails schicken, wie er wollte, sie würde sie einfach löschen und gar nicht erst aus der Mailbox holen. Und wenn ihr das irgendwann zu viel wurde, weil er ein Stalker war und ihr dreitausend Mails am Tag schickte, würde sie sich halt eine andere Mail-Adresse zulegen. So einfach war das.
    Ihre Nervosität ebbte spürbar ab. Sie war vor dem Unbekannten in Sicherheit, der Stubentiger wusste nichts Konkretes über sie. Zufrieden mit der Einsicht und mit der Tatsache, dass er sich doch endlich gemeldet hatte, widmete sie sich wieder ihren Belegen.
    Drei Stunden später war sie immer noch mit Sortieren beschäftigt, was ihr mit einem Mal seltsam vorkam, denn so viele Belege hatte sie gar nicht mehr. Sie betrachtete die Quittung, die sie in der Hand hielt, und stutzte. Diesen Ausdruck hatte sie doch schon mal irgendwo gesehen, aber woher sollte sie zwei identische Kassenbons haben?
    Ihr Blick wanderte zu den Stapeln auf dem Tisch, und plötzlich wurde ihr klar, dass sie seit Stunden die immer gleichen Belege verteilt, zusammengelegt und wieder verteilt hatte. Sie war mit ihren Gedanken eindeutig nicht bei der Sache, obwohl sie nicht sagen konnte, womit ihr Verstand die ganze Zeit über beschäftigt gewesen war. Über den mysteriösen »R. Clauser« konnte sie nicht nachgedacht haben, weil sie über keinerlei Anhaltspunkte verfügte, wie der Mann aussah. Es war gar nicht möglich, ihn sich vorzustellen – oder besser gesagt : Sie wollte ihre Fantasie auch lieber gar nicht schweifen lassen, weil ihr dann unwillkürlich irgendwelche Gesichter durch den Kopf gingen, die in Filmen oder in Magazinartikeln ihren Ursprung hatten – und sie wollte sich nun mal kein Bild zurechtlegen, dem dieser Mann zwangsläufig nicht entsprechen konnte. Entweder er übertraf das Bild noch (was natürlich wünschenswert gewesen wäre), oder aber er reichte nicht mal annähernd an das Produkt ihrer Fantasie heran – vielleicht weil er einen Kopf kleiner war als sie. Oder weil er einen Vollbart trug, wobei sie nicht wusste, ob sie sich damit würde anfreunden können.
    Im Grunde wusste sie über ihn nur, was Valerie in das Profil eingetragen hatte, was für sich

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