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Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Titel: Schmusekatze, jung, ledig, sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Sander
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gereicht, da die meisten ihrer ehemaligen Klassenkameraden den ganzen Abend nichts Wichtigeres zu tun gehabt hatten, als damit anzugeben, wie erfolgreich sie doch im Beruf waren und was sie alles geschafft hatten. Sie war davon überzeugt, dass die Hälfte davon ohnehin gelogen war, aber während sie einerseits den anderen das nicht hätte beweisen können, wäre es andererseits ihr selbst nicht möglich gewesen, auch nur ein klein wenig zu flunkern, wenn Angela längst alle Details verraten hätte.
    Als plötzlich die Türglocke läutete, schreckte Chrissy hoch und sah zur Uhr. Viertel vor drei. Wer wollte um diese Zeit an einem Sonntagnachmittag etwas von ihr? Valerie rief grundsätzlich vorher an, selbst wenn sie schon vor der Tür stand. Und auch ihre anderen Freundinnen, die sie eher selten sah und zu denen der Kontakt längst nicht so eng war wie zu Valerie, hatten nicht die Angewohnheit, einfach so hereinzuschneien.
    Wahrscheinlich Werbung von irgendeiner Pizzeria oder einem Asia-Imbiss, die Woche für Woche mit immer neuen Flugblättern die Briefkästen verstopften. Sollte ein anderer aufmachen, sie hatte keine Lust, sich zwischen den sorgfältig angeordneten Belegstapeln einen Weg in Richtung Flur zu bahnen, nur um jemandem die Tür zu öffnen, der das in ihren Briefkasten warf, was sie morgen ohnehin in die blaue Tonne geben würde.
    Nicht mal zwei Minuten später wurde erneut geklingelt, nun gleich zweimal. Vermutlich öffnete auch sonst niemand im Haus, also sah sie selbst ebenfalls keine Veranlassung dazu. Sie griff nach der Fernbedienung und stellte den CD -Player lauter. Das half aber nichts, da der Gong an ihrer Tür einfach viel energischer war und Lionel Richie gnadenlos ins Wort fiel.
    Schnaubend erhob sie sich aus dem Schneidersitz und balancierte auf Zehenspitzen zwischen Tankstellenquittungen, Überweisungen und Kassenbons aus dem Pfannkuchenparadies hindurch in Richtung Tür, ging durch den Flur und drückte den Türöffner für die Haustür. Jemand kam ins Haus, sie hörte Schritte auf der Treppe. Es dauerte einen Moment, dann konnte Chrissy durch den Spion einen Mann sehen, der vor ihrer Tür stehen blieb und einen Blick auf das Klingelschild neben der Tür warf.
    Wegen der gewölbten Linse des Spions sah es so aus, als hätte er einen riesigen, deformierten Kopf, während der Rest des Körpers verkümmert wirkte. Er trug einen grauen Anzug, seine dunklen Haare fielen ihm locker in die Stirn … möglicherweise ein gut aussehender Mann, definitiv aber ein Mann, den sie nicht kannte. Er war keiner ihrer Nachbarn, sie kannte ihn auch nicht aus irgendeinem der Geschäfte hier in der Umgebung.
    »Ja?«, rief sie durch die geschlossene Tür.
    »Ich weiß, ich bin etwas zu früh«, antwortete er. »Ich hoffe, das ist kein Problem, sonst komme ich in zehn Minuten wieder.«
    » Wer sind Sie denn überhaupt?«, fragte sie.
    Der Mann zog die Augenbrauen hoch, als hätte sie ihn etwas völlig Offensichtliches gefragt. »Robert Clauser«, sagte er.
    Robert Clauser? Sie kannte den Namen irgendwoher, aber … woher?
    Er schien zu merken, dass er sie mit seiner Antwort ins Grübeln gebracht hatte, da er gleich hinzufügte : »Der Stubentiger.«
    Chrissy stand nur da und starrte den Mann an.

4
    Ich … bin hier doch richtig bei Christine Hansen, oder?«, hörte sie den Mann fragen, nachdem er eine Weile dagestanden und abwechselnd zum Klingelschild und zum Spion geschaut hatte.
    »Der Stubentiger«, flüsterte sie und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Natürlich. R. Clauser. Die E-Mail-Adresse des Stubentigers. Aber … wieso stand er jetzt hier bei ihr vor der Tür? Woher kannte er ihre Adresse? Und was sollte das heißen, dass er etwas zu früh war? Zu früh für was?
    Ja, sie waren für heute verabredet gewesen. In zehn Minuten hätten sie sich irgendwo treffen sollen, irgendwo auf neutralem Terrain ; irgendwo, wo sie die Flucht ergreifen konnte, wenn sie merkte, er war der Falsche ; irgendwo, wo sie notfalls um Hilfe rufen konnte, falls er zudringlich wurde.
    » Wie… wieso sind Sie hier?«, rief sie und sah durch den Spion, wie der Mann abermals eine erstaunte Miene aufsetzte.
    » Wir hatten uns doch verabredet«, erwiderte er kopfschüttelnd.
    »Ja, aber … Sie hatten nicht geschrieben, wo wir uns treffen. Und Sie haben mir nicht mehr geantwortet.«
    »Ähm … Sie hatten mir Ihre Adresse mitgeschickt«, antwortete er und zog dabei die Augenbrauen zusammen.
    »Hab ich nicht !«,

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