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Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Titel: Schmusekatze, jung, ledig, sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Sander
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hatte. Sie hatte ihn gebeten, etwas mehr über sich zu erzählen, während sie von sich selbst nur so wenig wie möglich preisgegeben hatte. Die Formulierung »ich führe ein eigenes Restaurant« war vage genug, um ihn nicht auf irgendeine Fährte zu bringen, die ihn vor ihre Tür führte, zumal damit nichts darüber ausgesagt war, ob sich dieses Restaurant überhaupt in Düsseldorf befand. Sie konnte ja ebenso gut jeden Tag nach Neuss, Köln oder Wuppertal fahren, um ihr Restaurant zu leiten.
    » Warum antwortest du nicht?«, fragte sie an den Laptop gerichtet. Viermal war sie bereits in die Irre geführt worden, aber das waren nur drei weitere Werbemails und die Frage irgendeines Verrückten, der von ihr wissen wollte, ob sie Seidenstrümpfe trug. Das einzig Gute an diesen Mails war, dass man sie mit einem Klick löschen konnte, während Anrufe dieser Art wesentlich lästiger gewesen wären.
    Sie kam sich vor wie mit dreizehn oder vierzehn, als sie darauf wartete, dass dieser schnuckelige Junge aus der Parallelklasse endlich bei ihr anrief, dem sie auf Umwegen ihre Telefonnummer hatte zukommen lassen – obwohl sie lieber nicht wollte, dass sich das wiederholte, schließlich hatte der Junge sie nie angerufen, weil er selbst Jungs viel schnuckeliger fand als Mädchen. Obwohl … das Problem konnte es hier nicht geben, schließlich hatte Valerie ihre Anzeige in die richtige Rubrik gesetzt, was Missverständnisse von vornherein unmöglich machte.
    Nachdem sie eine Weile auf den Monitor gestarrt hatte, schaltete der Computer in den Stand-by-Modus, und der Bildschirm wurde dunkel. Ein wenig frustriert griff sie nach dem Schuhkarton und holte den letzten Stapel Belege heraus, um Ordnung zu schaffen. Eigentlich hatte sie das ja schon gestern machen wollen, aber als sie nach dem Essen Valerie zu Hause abgesetzt hatte, war sie spontan auf die Idee gekommen, nach Schloss Benrath zu fahren und dort durch den Park zu spazieren. Erst spät am Nachmittag war sie nach Hause gekommen, hatte sich aber nicht dazu durchringen können, ihre Quittungen, Rechnungen und Kontoauszüge zu sortieren, weil sie nach ihrer Antwortmail zu nichts zu gebrauchen war. Natürlich hatte sie insgeheim damit gerechnet, dass er so sehr auf ihre Antwort wartete wie sie auf seine. Aber er hatte sich nicht gemeldet. Weder nach fünf Minuten noch nach fünf Stunden. Sie war dann irgendwann vor dem Fernseher eingeschlafen, und als sie aufgewacht war, hatte sie feststellen müssen, dass der zweite Teil von Herr der Ringe nahtlos in eine Castingshow übergegangen war, deren Sinn sich ihr nicht erschloss – was aber nicht weiter schlimm gewesen war, da sie auch lieber gar nicht wissen wollte, um was es da eigentlich ging.
    Sie legte soeben die Kontoauszüge in einem Ordner ab – nachdem sie mit Erleichterung festgestellt hatte, dass sie vollständig waren –, da erwachte der Laptop wieder zum Leben und meldete den Eingang einer Mail. Vorsichtig wandte sie sich dem Monitor zu und hielt sich sekundenlang die Augen zu, weil sie einerseits gar nicht hinsehen wollte, um nicht enttäuscht zu werden. Wenn das wieder einer von diesen Big-Tommy-Idioten war, dann würde sie vermutlich einen so lauten Schrei ausstoßen, dass die Nachbarn die Tür eintreten würden, um ihr zu Hilfe zu eilen.
    Aber dann fiel ihr etwas auf, von dem sie nicht wusste, ob es positiv oder negativ zu bewerten war : Es war nicht das mittlerweile vertraute akustische Signal für eine Mail von dieser Kleinanzeigen-Website, sondern die kleine Melodie, die immer dann ertönte, wenn eine Mail über ihren Netzanbieter eingegangen war. Es konnte also keine der Spam-Mails sein, mit denen sie seit der Schaltung der Kontaktanzeige beworfen worden war, aber woher sollte der »Stubentiger« ihre echte E-Mail-Adresse kennen?
    Sie nahm die Hand weg und öffnete den Eingangsordner. An oberster Stelle und als ungelesen markiert stand dort ein »R. Clauser« als Absender, mit dem sie gar nichts anfangen konnte. Der Betreff war dafür umso erfreulicher. »Post vom Stubentiger«.
    Sie öffnete die Mail : Hallo, Schmusekatze, tut mir leid, dass ich erst jetzt antworte, aber mein Herrchen war durch einen Notfall verhindert. Einen Notfall im Restaurant, mein Herrchen arbeitet nämlich auch in einem Restaurant, so wie Dein Frauchen. Du hast mir geschrieben, dass Du unter der Woche viel zu tun hast, darum möchte ich fragen, ob mein Herrchen sich nächsten Sonntag mit Dir treffen kann. Um 15 Uhr? Da hat mein Herrchen

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