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Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Titel: Schmusekatze, jung, ledig, sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Sander
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betrachtet schon keine Anhaltspunkte zu seinem Aussehen bot. Und dann durfte sie nicht vergessen, dass er bei seinem Profil womöglich nicht ganz ehrlich gewesen war. Vielleicht war er fünf Jahre älter als angegeben, oder er entpuppte sich als leidenschaftlicher Angler, was er aber nicht bei sich angekreuzt hatte, weshalb er durch das Raster gefallen war. Die Möglichkeiten waren so vielfältig, dass sie nicht wusste, wo sie mit ihren Überlegungen anfangen sollte.
    Ein kurzes Klingeln riss sie aus ihren Gedanken, wofür sie sogar sehr dankbar war. Sie griff nach ihrem Handy und las die eingegangene SMS , die sie darüber informierte, dass Valerie jetzt wieder erreichbar war. Sie wählte deren Nummer, nach dem zweiten Klingeln hatte sie ihre Freundin am Apparat.
    »Ich weiß, du hast angerufen«, sagte Valerie ohne Vorrede. »Aber ich war bis gerade eben im Krankenhaus …«
    » Wieso? Ist dir was passiert?«, rief Chrissy dazwischen.
    »Nein, nein, aber meine Nachbarin ist heute Morgen in ihrer Wohnung schwer gestürzt, ich habe den Krankenwagen gerufen, und dann bin ich mitgefahren.«
    »Geht es um die alte Frau Schneider?«
    »Ja, genau.«
    »Mein Gott, sie ist doch schon über achtzig …«
    »Sie ist sogar über neunzig«, korrigierte Valerie sie. »Im Juli wird sie dreiundneunzig.«
    »Und wie geht es ihr?«, erkundigte sich Chrissy besorgt.
    »Zum Glück besser als befürchtet. Sie hat sich nichts gebrochen, aber sie ist von Kopf bis Fuß mit blauen Flecken übersät.« Valerie machte eine kurze Pause, um durchzuatmen, da sie während des Gehens redete. »Sie sieht übel zugerichtet aus, und natürlich tun ihr alle Knochen weh, aber vorsichtshalber behalten sie sie noch für ein paar Tage zur Beobachtung im Krankenhaus.«
    »Das dürfte wohl auch besser sein«, fand Chrissy.
    » Was gibt’s bei dir Neues?«, fragte Valerie und wechselte so abrupt das Thema, als wollte sie nicht länger über ihre Nachbarin reden.
    »Auch wenn ich jetzt nach deinen Neuigkeiten eigentlich gar nicht in der Stimmung dafür bin, aber … ich habe ein Date.«
    »Hat dein Stubentiger sich also gemeldet«, sagte ihre Freundin. »Und? Wann und wo trefft ihr euch?«
    »Nächsten Sonntag um drei«, erwiderte sie und stutzte, als Valerie nur schwieg. »Ist was?«, fragte sie schließlich. »Hatten wir für Sonntag schon was geplant?«
    »Nein, ich warte nur, dass du weiterredest.«
    »Ähm … auf was genau wartest du denn?«
    Valerie seufzte leise, dann erklärte sie geduldig : »Ich habe dich gefragt, wann und wo ihr euch trefft, und du hast gesagt, Sonntag um drei.«
    »Richtig.«
    »Und wo? «
    Chrissy stöhnte leise auf. Manchmal konnte Valerie es mit ihrer Art auch übertreiben. Anstatt einfach noch mal nachzufragen, spulte sie stattdessen einfach einen ganzen Abschnitt ihrer Unterhaltung noch einmal ab, um dann mit der Frage rauszurücken, die sie auch gleich hätte stellen können. »Im … ähm … Augenblick, das muss ich nachsehen.« Sie öffnete die Mail und überflog den Text, dann las sie ihn noch einmal, diesmal gründlicher. »Hm …«, machte sie dann.
    » Was ist? Will er sich mit dir etwa in einem Swingerclub treffen?«
    »Keine Ahnung, ich sehe nämlich gerade, dass er davon nichts geschrieben hat.«
    » Wie?«
    »Na ja, hier steht nur ›nächsten Sonntag … um 15 Uhr‹, aber kein Treffpunkt.« Sie schüttelte nachdenklich den Kopf. »Jetzt fällt mir auch auf, dass er gar nichts zu einem Erkennungszeichen geschrieben hat.«
    »Dann schreib ihm und frag nach. Oder willst du dich auf gut Glück auf der Kö vor dem Kaufhof auf eine Bank setzen und darauf hoffen, dass eure geistige Verbindung schon so ausgeprägt ist, dass ihr beide auch ohne Worte wisst, wo ihr euch begegnen werdet?«
    Chrissy atmete frustriert aus. » Warum habe ich denn darauf nicht sofort geachtet?«, murmelte sie.
    »Na ja, ihm hätte das aber auch auffallen müssen«, hielt Valerie dagegen. » Wer weiß, vielleicht ist der auch nur ein Spinner, bloß dass er sich einen Spaß daraus macht, eine Verabredung vorzugaukeln und sich dann nicht mehr zu melden, damit die Frau noch tagelang rätselt und grübelt, wo er sich bloß mit ihr hatte treffen wollen.«
    Wenn das seine Absicht gewesen war, dann hatte er sein Ziel erreicht. Chrissy hatte nach diesem Sonntag tatsächlich tagelang gerätselt und gegrübelt, was das Ganze eigentlich sollte. Jeder Versuch, mit »R. Clauser« Kontakt aufzunehmen, war ergebnislos verlaufen. Sie konnte so viele E-Mails

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