Schmusekatze, jung, ledig, sucht
ganzen Tag zu Hause bleiben, wenn Sie mit der Katze heimgekehrt sind, das ist Ihnen ja wohl klar.«
»Ja, natürlich«, bestätigte sie, ohne zu wissen, warum.
»Gut, dann sagen wir morgen früh um acht. Sie fahren am besten rauf bis zur Messe und dann auf die Autobahn in Richtung Mönchengladbach. Die hat irgendeine Nummer, aber die kann ich mir nie merken. Fahren Sie bis zur Abfahrt Fischeln, dann rechts ab bis zum Kreisverkehr, da weiter nach links. Ich werde dann am Kreisverkehr auf Sie warten. Der Straßenverlauf ist da ein bisschen unübersichtlich, und es wird hier und da noch gebaut, deswegen ist es zu umständlich, den Weg bis zu unserem Haus zu beschreiben. Was für einen Wagen haben Sie?«
»Einen roten Golf.«
»Mit Düsseldorfer Kennzeichen?«
»Ja.«
»Gut, dann warte ich morgen früh auf Sie, Frau Hansen«, sagte Kampmann. »Aber geben Sie mir noch Ihre Handynummer, falls ich Sie irgendwie erreichen muss.«
Sie gab ihm die Nummer, notierte seine und verabschiedete sich dann. Nachdem sie aufgelegt hatte, schickte sie ein Dankgebet zum Himmel, dass sie doch noch eine Katze der gesuchten Rasse gefunden hatte. Jetzt durfte nur morgen früh nichts mehr schiefgehen.
Na, da hast du ja doch noch den Kopf aus der Schlinge ziehen können, meldete sich plötzlich die altbekannte Stimme zu Wort.
»Oh, ich dachte, du wolltest den Mund halten«, murmelte Chrissy.
Hatte ich auch vor, aber ich will mir nicht entgehen lassen, welche großartigen Vorbereitungen du für die Ankunft deiner Pseudo-Katze treffen wirst. Als langjährige Katzenkennerin wirst du ja genau wissen, was zu tun ist.
O verflucht, die Vorbereitungen. Was hatte Kampmann nur damit gemeint? Sie konnte nicht noch zur nächsten Buchhandlung fahren und sich in dicke Wälzer vertiefen, die einem genau erklärten, was man alles beachten musste, bevor eine Katze ins Haus kam.
Sie brauchte jemanden, der mit ihr einen Schnellkurs veranstaltete, jemanden, der sich damit auskannte. Vielleicht ein Tierarzt? Ja, das wäre eine gute Idee. Aber sie würde erst mal im Internet suchen müssen, wo sich die nächste Praxis befand, und dann gab man ihr bestimmt einen Termin für nächste Woche, weil sie ja kein Notfall war – und weil sie ja nicht mal ein Tier besaß, das hätte behandelt werden müssen.
Augenblick mal, wenn sie aus dem Küchenfenster sah, dann saßen doch in dem Haus gegenüber auf der anderen Seite des Hofs öfter diese beiden rot-weiß gemusterten Katzen im Fenster. Dritte Etage, Mitte. Sie würde einfach hingehen und klingeln, bis sie die richtige Wohnung gefunden hatte, und dann würde sie den Besitzer der beiden Katzen inständig darum bitten, ihr die Grundlagen zu vermitteln.
7
Chrissys Kopf brummte noch immer, obwohl sie vor der Abfahrt gleich zwei Aspirin genommen hatte. Sie fühlte sich, als hätte sie die ganze Nacht durchgemacht, was in gewisser Weise auch zutraf, wenn auch nicht in Form einer Party.
Erst gegen acht Uhr am Abend hatte sie das junge Paar angetroffen, dem die beiden Katzen – Sherlock und Watson – gehörten, aber wenigstens war sie von allen vieren freundlich empfangen worden. Nachdem sie ihr Dilemma verkürzt dargestellt hatte (und auch ein wenig an der Wahrheit vorbei, da sie angeblich die Katze einer Verwandten aufnehmen musste, die plötzlich verstorben war), war der junge Mann – Arnold de Vries – mit ihr zuerst einmal ins nächste Zoocenter gefahren, um Futter in verschiedenen Varianten, Futternäpfe, Streu, eine Katzentoilette, eine Transportbox, mehrere Kissen, diverses Spielzeug und andere Utensilien zu beschaffen. Es war so ziemlich das erste Mal, dass Chrissy für die albern langen Öffnungszeiten dankbar war. Dadurch, dass sie selbst nicht in der Lage war, ihr Geschäft vor zehn Uhr abends zu schließen, wusste sie aus eigener Erfahrung, was es bedeutete, nicht vor halb elf oder elf nach Hause zu kommen. Wenn sie sich vorstellte, um diese Uhrzeit mit Bus oder Bahn bis in irgendwelche entlegenen Winkel der Stadt fahren und dann vielleicht noch durch dunkle Straßen gehen zu müssen, konnte sie noch froh sein, dass sie mit dem eigenen Auto fahren und im Hinterhof auf einem eigenen Stellplatz parken konnte.
Als sie vom Zoocenter zurückfuhren, sagte Arnold seiner Ehefrau Sandra per Handy Bescheid, die dann bereits vor der Haustür wartete, als sie eintrafen, und ihnen half, alle Besorgungen in Chrissys Wohnung zu schaffen. Danach begann eine mehrstündige Unterweisung, was den Umgang mit ihrer
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