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Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Titel: Schmusekatze, jung, ledig, sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Sander
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Ihnen.«
    Chrissy zuckte mit den Schultern. » Was soll ich sagen? Man tut, was man kann.« Nach einem leisen Seufzer fügte sie hinzu : »Und dann ist in dieser Zeit auch noch die Katze der Familie gestorben. Eine Devon Rex, und auch noch genau die Farbe. Ich kann es gar nicht fassen, dass es einen solchen Zufall gibt.«
    »Sie meinen, Sie wollen diesem Mädchen eine andere Katze unterschieben und ihm weismachen, es sei das gleiche Tier?«, fragte der Mann etwas skeptisch. »Ist das nicht gerade das Verkehrteste, was Sie tun können?«
    »Oh, ich hatte genau den gleichen Gedanken«, räumte sie ein. »Aber die Ärzte sind einhellig der Meinung, dass es für das Kind eine zu große seelische Belastung wäre, auch noch den Tod der Katze zu verarbeiten.«
    »Na ja, die müssen’s wissen«, meinte Kampmann.
    »Ja, aber ich glaube auch, dass es funktionieren wird. Ich kenne die Katze, die die Familie hatte, und Annabelle Alexia ist ihr so sehr aus dem Gesicht geschnitten, dass die Kleine sie bestimmt für ihre Katze halten wird. Sie ist erst fünf, da wird sie das hoffentlich nicht merken.«
    Hast du eigentlich gar kein Schamgefühl?, meldete sich plötzlich die Stimme in ihrem Kopf zu Wort. Hast du noch nie Desperate Housewives gesehen? Weißt du nicht, dass der Schuss ganz schnell nach hinten losgehen kann? Du regst dich über diese Frauen auf, wenn sie echte oder angebliche Krankheiten benutzen, um daraus Kapital zu schlagen, und du freust dich, wenn sie gleich darauf die Quittung dafür bekommen. Willst du es wirklich darauf ankommen lassen, dass dir so was auch passiert?
    Mit Mühe ignorierte sie die Vorwürfe und schaute über die Schulter zu Kampmann. »Und was war das, was Sie mir gestern am Telefon nicht sagen wollten?«
    Der Mann verzog den Mund. » Wenn ich das am Telefon gesagt hätte, wären Sie vermutlich auf die Idee gekommen, dass die Katze irgendeinen Mangel hat, nur drei Beine oder ein zerfetztes Ohr oder etwas in der Art.« Er atmete einmal tief durch. »Diese Katze ist sozusagen ›gebraucht‹. Sie hatte einen Vorbesitzer, der sie nach drei Jahren zurückgegeben hat.«
    » Was hat sie denn gem…«
    »Ich sage Ihnen, was sie gemacht hat, oder besser gesagt : was sie nicht gemacht hat. Sie hat nicht mehr zur neuen Ledergarnitur gepasst.«
    Chrissy zog die Augenbrauen zusammen. »Nicht mehr zur Garnitur gepasst? Haben die Leute Puppenmöbel ins Wohnzimmer gestellt, dass die Katze nicht mehr gepasst hat?«
    »Nein, das würde wenigstens noch einen Sinn ergeben«, sagte er und ließ ein verbittertes Lachen folgen. »Es ist so, dass das Ehepaar zuvor dunkelrote Sitzmöbel hatte, und nun passt der Beigeton der Katze nicht zu der neuen türkisfarbenen Sitzgruppe.«
    »Sie wollen mich auf den Arm nehmen, wie?«, gab Chrissy zurück.
    »Schön wär’s.« Kampmann schüttelte den Kopf. »Und es war nicht nur die Farbe, sondern der zugegeben sehr markante Kopf ›harmonierte auch nicht mit den fließenden Formen der neuen Möbel‹, so die Formulierung meiner werten Kunden. Und das erlebe ich nicht zum ersten Mal – und auch nicht nur bei einem einzelnen Kunden. Das ist leider ein typisches Phänomen bei Leuten, die zu viel Geld und keinen Geschmack haben. Der Trend geht zur Devon Rex und zu Sofas aus Straußenleder? Dann brauchen wir sofort eine Devon Rex und ein Sofa aus Straußenleder ! Was? Der neue Trend sind Maine Coon und Cordsofas? Nichts wie her damit ! Diese Leute würden sich auch ein Stinktier halten und auf Bananenkartons sitzen, wenn irgendwer das zur neuen Mode erklären würde.« Er deutete auf die Katze : » Wie Sie sehen können, ist mit der Katze alles in Ordnung. Alle Beine, Ohren und Augen sind dran, sie ist kerngesund, was auch die letzte ärztliche Untersuchung belegt.« Dabei zeigte er auf den Tisch, auf dem verschiedene Papiere verteilt lagen.
    »Das ist das Einzige, was Sie mir am Telefon nicht sagen wollten? Dass die Katze schon mal woanders gelebt hat? Das ist doch wie bei einer Katze aus dem Tierheim.«
    »Richtig, aber wenn Sie zu dem Kundenkreis gehören würden, der ein Tier als Statussymbol oder als Modeerscheinung versteht, dann wären Sie von vornherein nicht interessiert gewesen. Ich wollte, dass Sie die Katze sehen und sich in sie verlieben können, bevor Sie wissen, welche Vorgeschichte sie hat. Sie sollten vorurteilsfrei sein.«
    Chrissy zuckte mit den Schultern. »Das stört mich nicht, außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass sie bei den Vorbesitzern allzu

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