Schmusekatze, jung, ledig, sucht
baldigen Mitbewohnerin anging. Chrissy machte sich Notizen und Skizzen, hob mit Textmarker die wichtigsten Dinge hervor und ließ dem Pärchen freie Hand, ihre Wohnung so katzensicher zu machen, wie es in der kurzen Zeit möglich war. Ein Teil ihrer Pflanzen wurde als für Katzen giftig deklariert und ins Treppenhaus verbannt, Möbelstücke wurden verrückt, damit für das Tier kein Platz blieb, sich dahinter umzusehen und möglicherweise stecken zu bleiben. Scharfkantiges, Spitzes und anderweitig Gesundheitsgefährdendes wurde in Schränke und Schubladen verbannt, ebenso alles, was von der Größe her geeignet war, von einer Katze verschluckt zu werden. Mit fachmännischem Blick zogen die beiden von einem Zimmer zum nächsten, sahen sich um und beratschlagten dann, was noch zu tun wäre.
Sie schärften Chrissy ein, ihre Katze nicht aus der Wohnung zu lassen, wenn die kein Freigänger war (wobei sie zugleich endlich erfuhr, dass ein Freigänger eine Katze war, die weitestgehend nach eigenem Belieben die heimischen vier Wände verließ, um durch Gärten und Hinterhöfe zu streifen), wobei sie ihr ans Herz legten, in der Großstadt ganz darauf zu verzichten, eine Katze frei laufen zu lassen. Und Chrissy erfuhr auch, dass sie die Fenster nicht kippen sollte, weil sonst die Gefahr bestand, dass die Katze nach draußen zu klettern versuchte und sich dann im Fenster verklemmte. Die Liste der Dinge, die sie nicht mehr tun oder nur dann tun durfte, wenn sich die Katze nicht mit ihr im Zimmer aufhielt, wurde von Minute zu Minute länger, und Chrissy wurde von immer stärkerem Unbehagen erfüllt, ob sie sich nicht zu viel aufgehalst hatte.
Dieses Unbehagen hatte sie auch noch verfolgt, als das Pärchen sich in der Nacht, etwa gegen drei Uhr, auf den Heimweg gemacht hatte, während Chrissy erschöpft und todmüde in ihr Bett gesunken war, ohne jedoch einschlafen zu können. Immer wieder waren ihr Fragen durch den Kopf gegeistert, was sie machen sollte, wenn die Katze irgendetwas anstellte, was nicht auf der langen, sehr langen Liste stand.
Als dann um halb sieben der Wecker klingelte, hatte sie das Gefühl, höchstens fünf Minuten geschlafen zu haben. Kaum in der Lage, die Augen offen zu halten, hatte sie sich aus dem Bett ins Badezimmer geschleppt und in der Küche einen Kaffee aufgesetzt, der stark genug war, um sie wach werden zu lassen. Dann hatte sie sich auf den Weg nach Krefeld gemacht, wobei sie an diesem Morgen deutlich besser vorangekommen war, da sie vor dem dicksten Berufsverkehr und vor den Messebesuchern unterwegs war. Dass es nicht regnete, hatte ein Übriges dazu beigetragen.
Sie entdeckte das Hinweisschild auf die Autobahnausfahrt nach Krefeld-Fischeln, setzte den Blinker und wechselte den Fahrstreifen. Am Stoppschild angekommen, bog sie wie von Kampmann beschrieben nach rechts auf die Landstraße ab und konnte schon nach wenigen Hundert Metern den erwähnten Kreisverkehr vor sich ausmachen. Als sie ihn erreichte, sah sie zu ihrer Linken eine Person in dicker, dunkelgrüner Jacke stehen. Der Mann winkte ihr zu und lief ein Stück hinter ihr her, bis sie mit einigen Metern Abstand zur Einmündung anhielt.
Chrissy beugte sich nach rechts, um die Beifahrertür zu öffnen.
»Frau Hansen?«, fragte er.
»Ja, und Sie sind sicher Herr Kampmann. Steigen Sie ein.«
Kampmann war ein leicht übergewichtiger Mann um die sechzig mit glatt nach hinten gekämmten grauen Haaren und rötlichem Gesicht, wobei die Farbe Folge des kalten Winds sein mochte, der über die freien Felder hier am Rand von Krefeld wehte. Er schlug die Tür mit solcher Wucht zu, dass Chrissy sich am liebsten die Ohren zugehalten hätte. »Mor’n«, sagte er und dirigierte sie durch die Neubausiedlung, in der sich mehrere Häuser noch im Bau befanden. Die Straße war ein Flickenteppich aus mal gepflasterten, mal geteerten Abschnitten, wohl abhängig davon, welches Unternehmen an der jeweiligen Stelle ein Loch gegraben hatte, um irgendwelche Leitungen zu verlegen.
»Das wird noch eine Weile so bleiben«, merkte Kampmann an, als sie zum wiederholten Mal einen Bogen um ein besonders tiefes Schlagloch in der Fahrbahn machte. »Die Stadt wird hier erst vernünftig teeren, wenn so gut wie alle Grundstücke bebaut sind.«
»Hm, dann kann man nur hoffen, dass das nicht mehr allzu lange dauern wird.«
»Das ist jetzt schon ein paar Jahre so. Früher war das alles Ackerland, bis da vorne an den Tierfriedhof, und dann haben die Bauern ihr Land für viel
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