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Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Titel: Schmusekatze, jung, ledig, sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Sander
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sie, ohne den Blick von ihr abzuwenden, damit sie nicht das Blut sehen musste. »Ich mag auch keine Blutabnahmen, weißt du? Diese Nadeln, und dann das Blut, igitt.«
    »So, das hätten wir«, sagte Dr. Breucker und legte einen Verband an, während die Helferin die Ampullen wegbrachte. » Wir werden ein komplettes Blutbild erstellen, um das gesamte Spektrum abzudecken.«
    Chrissy sah auf die Ergebnisse der ärztlichen Untersuchung, die Kampmann ihr mitgegeben hatte. »Und das da sagt überhaupt nichts aus?«, fragte sie.
    »Nein«, bestätigte der Tierarzt. »Jedenfalls nicht, wenn es um Ihre Katze geht. Für menschliche Verhältnisse sind das ganz ordentliche Werte für einen … na, sagen wir mal für einen Mann zwischen fünfzig und sechzig. Wenn das die Werte einer Frau um die fünfundzwanzig wären, sollte sie doch besser mal einen Internisten aufsuchen.«
    Chrissy schüttelte den Kopf. Sie war von Kampmann regelrecht ausgenommen worden. Die Untersuchungsergebnisse hatten mit der Katze überhaupt nichts zu tun, und dann hatte er ihr auch noch eine Quittung gegeben – »Die Quittung steckt im Umschlag mit den Ausdrucken vom Arzt«, hatte er gesagt, als er ihr die Transportbox gegeben und das Geld an sich genommen hatte –, die nur über zweihundertfünfzig Euro ausgestellt war. Vierhundert Euro waren schwarz in seine Geldbörse geflossen, und ihr waren die Hände gebunden. Es gab keinen Zeugen, und die Tatsache, dass sie sechshundertfünfzig Euro am Geldautomaten abgehoben hatte, besagte nichts.
    Tja, da hast du deine Quittung für deine dreiste Lüge vom bedauernswerten Waisenkind, spottete die Stimme in ihrem Kopf, die sich mit solcher Häufigkeit meldete, dass Chrissy schon überlegte, ob sie ihr nicht einen Namen geben sollte. Aber dann hätte sie sich vermutlich sofort in psychiatrische Behandlung begeben können.
    Um der Katze nicht noch mehr Stress zu bereiten, hatte sie Sandra gebeten, einen Eiltermin in dieser schicken neuen Tierarztpraxis in der Nähe des Wehrhahns zu vereinbaren, während sie von Krefeld zurückkam. Sandra und ihr Mann Arnold ließen ihre Katzen nur dort behandeln, deshalb wollte Chrissy Annabelle Alexia von Krefeld kommend auf einem Weg in der Praxis durchchecken lassen, anstatt morgen oder übermorgen schon wieder mit ihr unterwegs sein zu müssen.
    »Meinen Sie, sie könnte krank sein?«, fragte Chrissy besorgt. »Hat mir der Züchter diesen Mist da mitgegeben, weil er vertuschen will, dass sie etwas hat?«
    Dr. Breucker zuckte mit den Schultern. »Das wollen wir ja jetzt herausfinden, indem wir die Blutuntersuchung durchführen. Worauf Sie achten müssen, sind Zahnfleischentzündungen, weil Devon Rex dafür anfällig sind. So was merken Sie, wenn sie beim Fressen auf einmal den Kopf schräg hält, um nur auf einer Seite zu kauen, oder wenn sie härtere Leckerchen nicht mehr nimmt. Aber wenn ich mir Ihre Katze so ansehe, muss ich sagen, dass sie einen gesunden und munteren Eindruck macht.«
    »Ich würde ja eher sagen, dass sie verängstigt ist«, fand Chrissy.
    »Die meisten Tiere, die hergebracht werden, reagieren verängstigt, Frau Hansen«, erwiderte er. »Das liegt an der Umgebung. Die Besitzer der Tiere sind nervös, weil ihr Zwei-, Vier- oder Mehrbeiner krank sind. Die Nervosität geht auf die Tiere über, die anderen Tiere merken, dass ihre Artgenossen ebenfalls beunruhigt sind, und so schaukelt sich das gegenseitig hoch. Dazu kommt der Geruch von Desinfektionsmitteln, der alle vertrauten Gerüche überdeckt, wodurch die Umgebung noch fremder und bedrohlicher wird.« Mit einem Lächeln fügte er hinzu : »Aber Ihre Kleine schlägt sich doch recht wacker.«
    Dabei streichelte der Arzt ihr leicht über den Rücken, was die Katze dazu veranlasste, sich noch enger an Chrissy zu pressen. Die verspürte dabei vor Rührung unwillkürlich einen Kloß im Hals. Sie hatte Annabelle Alexia bei Kampmann nur flüchtig gestreichelt, danach war die Katze schon in der Transportbox gelandet, hatte die Fahrt zurück nach Düsseldorf über sich ergehen lassen und war nach ihrer Ankunft in der Praxis sofort von einer Arzthelferin in Empfang genommen worden – und doch drückte sie sich an sie, als wüsste sie instinktiv, dass sie einzig und allein Chrissy vertrauen konnte.
    »Immerhin ist Ihre Katze schon sterilisiert«, fügte Dr. Breucker hinzu. »Damit sparen Sie zumindest die Kosten für diese Operation.«
    Chrissy verzog missmutig den Mund. »Tatsächlich? Na, auf die paar Euro mehr

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