Schmusekatze, jung, ledig, sucht
für den Sultan auffahren wollte, weggeworfen werden kann, sofern es nicht noch an die Tafeln verteilt werden kann.«
»Hm, von der Seite habe ich das noch nie betrachtet«, sagte sie. »Das ist ja tatsächlich kein Vergnügen, ein so großes und exklusives Restaurant zu leiten.«
»Dazu kommt noch ein anderes Problem, nämlich Trends«, fügte Robert hinzu. »Gerade eben sind noch Lokale wie der Löwenhof angesagt, und auf einmal heißt es, Biergärten sind die neuen Luxusrestaurants. Wer selbst angesagt sein will, der folgt dem Trend, und ich stehe auf einmal ohne Gäste da.« Er deutete auf das Pfannkuchenparadies. »Mit deinem Lokal stehst du viel besser da. Pfannkuchen sind kein schnelllebiger Trend.«
Chrissy nickte zustimmend, obwohl sie sich wünschte, über andere Dinge mit ihm reden zu können, nicht über ihr oder sein Lokal, nicht über die Arbeit. Beispielsweise hätte sie gern über die Chancen gesprochen, die eine Beziehung zwischen ihnen beiden haben könnte. Wenn da nur nicht das Problem gewesen wäre, dass sie die Einzige war, die sich mit diesem Thema befasste. Sie musste sich vor Augen halten, dass er zu ihr gekommen war, weil er ein Quartier für seinen Kater suchte, aber nicht, weil er etwas von ihr wollte. Sie war für ihn keine potenzielle Partnerin, sondern nur die Frau, die in ihrer Kleinanzeige scheinbar damit geworben hatte, Katzen anderer Leute vorübergehend in Pflege zu nehmen.
Natürlich hätte sie diese Gelegenheit nutzen können, um das Missverständnis aufzuklären. Aber wenn er einen Rückzieher machte, dann saß sie mit ihrer Katze da und war doch wieder allein … oder besser gesagt : immer noch allein. Schließlich war Robert nicht ihr Freund, also konnte er sich auch nicht von ihr trennen, wenn ihm die Wahrheit nicht behagte und wenn er sich hintergangen fühlen sollte. Er würde einfach aus ihrem Leben verschwinden, weiter nichts.
»Lass uns rübergehen«, sagte sie. » Wenn wir uns noch länger unterhalten, sind auch noch die beiden letzten Tische besetzt, die ich im Augenblick sehe. Und ich möchte mich nicht an diesen Ecktisch quetschen müssen, der ist einfach schrecklich.
»Du redest von deinem Lokal«, gab er erstaunt zurück.
»Ich weiß, aber den Ecktisch finde ich trotzdem schrecklich. Die Tür da neben der Theke führt in die Katakomben des Centers«, erklärte sie. »Unter anderem auch zu den Müllcontainern, und je nachdem, wie stark die Zugluft ist, wenn die Tür aufgeht, wird dieser säuerliche Geruch von verdorbenem Essen weit genug in den Gang getragen, um einem da vorn noch um die Nase zu wehen.«
Robert verzog den Mund. »Kann man dagegen nichts unternehmen?«
Sie winkte ab, bezahlte ihr Getränk und überquerte mit Robert zusammen den breiten Gang. »Ach, das versuche ich schon seit einer Ewigkeit, aber leider hat mich der Vorführeffekt bislang noch immer im Stich gelassen. Jedes Mal, wenn der Architekt vorbeikommt, um sich einen Eindruck von dem zu verschaffen, was ich bemängele, ist die Luft buchstäblich rein.«
»Das ist ärgerlich«, stimmte er ihr zu.
Magdalena kam ihnen mit drei vollen Tellern entgegen, als sie auf den anderen freien Tisch zusteuerten, und zuckte vor Erstaunen so zusammen, dass ihr einer der Teller mitsamt der heißen Fracht darauf fast aus der Hand gerutscht wäre. »Frau Hansen? Was machen Sie denn hier? Ich dachte, Sie kommen die ganze Woche nicht rein.«
»Hallo, Magdalena. Ich war vorhin nebenan beim Arzt, und als ich aus dem Haus komme, laufe ich meinem … Bekannten über den Weg«, antwortete sie und hoffte darauf, dass niemandem das kurze Zögern aufgefallen war. Einen Moment lang hatte sie wirklich nicht gewusst, wie sie Robert vorstellen sollte. »Er wollte schon seit Langem mal herkommen, und jetzt hat er die Gelegenheit genutzt und mich eingeladen.«
Die Studentin nickte ihm zu. »Hallo«, sagte sie. »Dann nehmen Sie doch schon mal Platz. Ich muss zu Tisch drei.«
Sie setzten sich, und Chrissy beobachtete unabsichtlich, wie Magdalena sich schlug. Obwohl sie diese Woche den ganzen Tag arbeiten musste und dies ihr dritter Tag war, machte sie einen gut gelaunten Eindruck. Sie war freundlich zu den Kunden, und sie verhielt sich umsichtig, da sie auf dem Rückweg eine Bestellung am Nebentisch aufnahm, die leeren Teller vom Tisch daneben abräumte und dann Chrissy zwei Speisekarten hinlegte, ehe sie an einem der vorderen Tische kassierte.
»Sie ist tüchtig«, stellte Robert fest. »Und sie arbeitet effizient,
Weitere Kostenlose Bücher