Schmusekatze, jung, ledig, sucht
auch nicht so aussehen, als könnte sie mit dem Tier nicht fertig werden.
»Sind denn die Fenster schon fertig?«
»Die Fenster?«
»Ja, du weißt schon … die Fenster … die Handwerker … deine ausquartierte Katze …«
»Oh, ach so, du redest von den Fenstern bei mir in der Wohnung«, sagte sie und merkte, dass ihre Wangen zu glühen begannen. »Das … also, das hat sich erst mal zerschlagen. Denen ist ein anderer Auftrag dazwischengekommen, und das verschiebt sich erst mal um ein paar Wochen.«
»Also hast du deine Katze sofort wieder nach Hause geholt.«
»Ja, ich habe sie gestern Abend abgeholt.« Das entsprach wenigstens der Wahrheit.
» Wie ist sie denn, wenn du sie im Auto mitnimmst?«, erkundigte er sich. »Oder hattest du sie irgendwo in der Nachbarschaft untergebracht?«
»Nein, nein, ich musste sie im Wagen mitnehmen, aber da verhält sie sich einfach vorbildlich. Und Jules?«
Robert schüttelte den Kopf. »Das ist für ihn das Schlimmste, was es gibt. Er miaut die ganze Zeit in den höchsten Tönen, und zwischendurch übergibt er sich – vorzugsweise durch das Gitter auf die Sitze. Aber da bin ich mittlerweile auf der Hut und lege eine Folie unter seine Box.«
»Das ist aber schlimm, dass er sich so aufregt«, meinte sie mit ehrlichem Mitgefühl, überlegte aber, wie sie vom Thema Katzen wegkommen konnten. Solange Robert etwas erzählte, war das kein Problem, aber es blieb gar nicht aus, dass er weiter Fragen stellen würde, um zu erfahren, wie sich ihre Katze in vergleichbaren Situationen verhielt. Sie hatte noch keine vierundzwanzig Stunden Erfahrung mit dem Tier gesammelt, sie wusste nichts über die Gewohnheiten von Lady Penelope, und dummerweise war sie auch nicht auf die Idee gekommen, den Züchter nach irgendwelchen Besonderheiten zu fragen. Allerdings wäre das vermutlich auch nicht allzu ergiebig gewesen, da er ihr mit ziemlicher Sicherheit nichts über mögliche schlechte Angewohnheiten anvertraut hätte, um nicht das Risiko einzugehen, dass sie die Katze dann vielleicht doch nicht nahm.
In diesem Moment wurde ihr auch bewusst, dass sie sich noch gar keine Vorgeschichte für Lady Penelope zurechtgelegt hatte. Da war nur die – natürlich unwahre – Behauptung, sie habe sie aus dem Tierheim geholt, aber weiter waren keine Fakten zur Sprache gekommen, weder fiktive noch reale. Sie musste sich bis Sonntag dringend etwas überlegen, damit sie Antworten geben konnte, anstatt nur herumzustottern und das zu sagen, was ihr als Erstes durch den Kopf ging.
Glücklicherweise kam in dem Moment Magdalena mit einem Tablett an den Tisch und stellte jedem von ihnen einen Teller und ein Getränk hin. »Das ist eine ganz neue Kreation unseres Hauses, der Pfannkuchen › Vier Himmelsrichtungen‹«, erklärte sie und musste lächeln, als sie Chrissys erstauntes Gesicht sah. »Im Norden finden Sie Shrimps, im Süden Gorgonzola, im Osten Pustza-Gemüse, im Westen Champignons in Kräutern der Provence.«
»Der steht gar nicht auf der Karte«, war alles, was Chrissy über die Lippen kam.
»Ich sollte Sie doch überraschen, oder nicht?« Magdalena legte den Kopf schräg. »Ich glaube, das ist mir gelungen.«
»Allerdings.« Chrissy schüttelte ungläubig den Kopf.
»Das klingt sehr verlockend. Wenn es so schmeckt, wie es aussieht, und wenn es tatsächlich darum ginge, eine Hochzeit mit Abendessen zu versorgen, dann würde das Pfannkuchenparadies zweifellos den Zuschlag erhalten«, urteilte Robert.
Chrissys Aushilfe zog sich zufrieden zurück, während sie beide zu essen begannen. Zwischendurch tauschten sie Anekdoten aus der Gastronomie aus, wobei Roberts Geschichten zwangsläufig stets um einige Nummern größer ausfielen – mehr Gäste, die mal auf dem Trockenen saßen, mal von der Sprinkleranlage überrascht wurden, weil zu viele von ihnen den flambierten Fisch bestellt hatten ; mehr und teurere Gerichte, die aus einem fahrenden Transporter fielen und sich auf einer Kreuzung mitten in der Stadt verteilten, weil die Heckklappe des Wagens nicht richtig geschlossen war.
Alles in allem musste Chrissy sagen, dass die Unterhaltung in ihrer Lockerheit nahtlos an den vergangenen Sonntag anknüpfte, was bei ihr wieder dieses wohlige Gefühl auslöste. Sie mochte es, in Roberts Nähe zu sein, und nach den Blicken zu urteilen, die er ihr zuwarf, wenn sie etwas erzählte, fühlte er sich in ihrer Gegenwart ebenfalls wohl. Es war ein gutes Zeichen, fand sie, und wenigstens hielt sich diesmal die Stimme
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