Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Titel: Schmusekatze, jung, ledig, sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Sander
Vom Netzwerk:
hatte Lady Penelope ihr Opfer eingeholt.
    »Komm !«, sagte Robert und stürmte ins Wohnzimmer.
    Chrissy folgte ihm und hatte glücklicherweise keine Zeit, das Chaos zu betrachten, das die beiden Vierbeiner angerichtet hatten. Die rollten nämlich als großes Fellknäuel ineinander verkeilt über den Boden, fauchten sich immer wieder gegenseitig an und versuchten, sich zu beißen.
    »Um Gottes willen, wir müssen sie trennen !«, rief Chrissy, kniete sich hastig hin und begriff zu spät, dass sie nicht das hätte machen sollen, was ihr bei ihren eigenen Worten als Erstes durch den Kopf gegangen war, denn als sie buchstäblich versuchte, die beiden Streithähne voneinander zu trennen, geriet sie damit nur zwischen die Fronten.
    Nachdem vorhin schon ihre Beine für die zwei Katzen zum lebenden Kratzbaum geworden waren, nahmen sie nun ihre Hände in die Mangel, wohl in der Annahme, irgendetwas vom jeweiligen Kontrahenten vor sich zu haben, das man mit Krallen und Zähnen attackieren konnte.
    Pfoten wirbelten durch die Gegend, spitze Krallen zuckten über Unterarme, Handflächen und Finger, und ein paarmal landeten beide Katzen schmerzhafte Treffer auf Chrissys Oberschenkeln. Das Ganze dauerte nicht mal halb so lang wie die Attacke im Flur, war aber umso schmerzhafter.
    Dann endlich gelang es Robert irgendwie, seine Hände so zwischen die sich prügelnden Katzen zu schieben, dass sie von Chrissy abließen. Die sprang auf, hatte aber keine Zeit, sich um ihre malträtierten Finger zu kümmern, da nun Robert in der Klemme saß. Sie musste ihm irgendwie helfen, sie musste die Tiere voneinander trennen. Nur wie? Wenn sie jetzt dazwischenging, würden die zwei sich erneut auf sie stürzen.
    » Wasser !«, rief Robert und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Vase auf dem Sekretär, vor dem Chrissy stand.
    Ja, natürlich !, dachte sie. Auch wenn Lady Penelope nichts gegen Wasser hatte, würde zumindest Jules davonlaufen. Sie griff nach der Vase, in der ein Bund Rosen steckte, die sie am Tag zuvor gekauft hatte, dann warf sie die Blumen zur Seite und machte einen Schritt auf die Kämpfenden zu. Sie zielte, dann neigte sie die Vase und schüttete gut eineinhalb Liter kaltes Blumenwasser auf die beiden Streithähne.
    Die Katzen gaben ein ohrenbetäubendes Geheul von sich, als hätte man ihnen tatsächlich etwas angetan und nicht bloß ihr Fell nass gemacht. Sofort löste sich das Pfotengemenge auf, Jules flüchtete durch die vordere Wohnzimmertür, Lady Penelope nahm den anderen Ausgang.
    Robert hielt sich die blutenden Hände, rannte aber hinterher, um zu sehen, wohin die beiden sich verzogen. Augenblicke später kehrte er zu Chrissy zurück. »Deine Katze ist im Schlafzimmer, Jules hat in der Küche Zuflucht gesucht«, berichtete er. »Ich habe die Türen zugemacht, damit sie sich nicht wieder über den Weg laufen können.« Er betrachtete seine Hände, dann musterte er Chrissy von Kopf bis Fuß. »Ich glaube«, begann er vorsichtig, »unsere Katzen mögen sich nicht.«
    »Ist mir gar nicht aufgefallen«, gab sie zurück und betrachtete wie benommen die Bescherung im Wohnzimmer.
    Der Tisch war leer geräumt worden, die Obstschale lag umgestülpt auf dem Boden, die Äpfel waren bis unter den Schrank gerollt. Die Fernsehzeitung ragte unter dem Sofa hervor, die Kugelschreiber waren spurlos verschwunden, das Telefonregister war vom Sideboard getreten worden, alle über Jahre hinweg gesammelten Visitenkarten und Zettel mit irgendwelchen Telefonnummern lagen in weitem Umkreis auf dem Boden verteilt. Das Glas Rote-Beete-Saft, das sie halb voll auf dem Tisch vergessen hatte, lag glücklicherweise unversehrt neben dem Tisch, während der Saft sich auf der Tischplatte verteilt hatte.
    »Mein Gott«, murmelte sie fassungslos.
    Und das war nur ein Zimmer. Sie wollte gar nicht wissen, wie es in der Küche aussah. Oder im Schlafzimmer.
    »Aufräumen können wir immer noch«, sagte Robert. »Erst mal musst du jetzt verarztet werden.«
    Sie sah an sich herab und erschrak leicht. Als Statistin in einem Horrorfilm hätte sie vermutlich eine gute Figur gemacht, überlegte sie ironisch. Ihre Unterschenkel waren bis zu den Fußrücken mit Kratzern überzogen, die je nach Wucht des jeweiligen Treffers unterschiedlich stark geblutet hatten und zum Teil noch immer bluteten. Ihre Hände sahen nur geringfügig besser aus.
    »Und ich dachte immer, so blutig geht es nur beim Texas-Kettensägenmassaker zu«, scherzte sie, was Robert mit einem

Weitere Kostenlose Bücher