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Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Titel: Schmusekatze, jung, ledig, sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Sander
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Wohnzimmer heran, als hätte sie nur auf diese Gelegenheit gewartet. Sie holte nach Jules aus, der natürlich der Pranke auswich und sich hinter Chrissys Beine flüchtete. Damit befand er sich zugleich außerhalb der Reichweite von Roberts Armen, der nun hinter Chrissy greifen musste.
    Das wäre vielleicht keine ganz so schwierige Aktion gewesen, wenn Chrissy nicht von Lady Penelopes Pfotenhieb getroffen worden wäre, der eigentlich für Jules bestimmt gewesen war. Und da die Devon Rex ganz offensichtlich nicht zum Spielen aufgelegt war, hatte sie die Krallen ausgefahren – die sich in Chrissy Bein bohrten und lange Kratzer hinterließen.
    Roberts nächster Anlauf wurde dadurch vereitelt, dass Lady Penelope auf die Idee kam, das menschliche Hindernis mit Namen Chrissy zu umrunden und weitere Prankenhiebe in Jules’ Richtung auszuteilen, denen der entkam, indem er sich erst in Chrissys rechtes, dann in ihr linkes Bein krallte, um sich auf die andere Seite zu ziehen, wo er vor den Attacken der Katze in Sicherheit war, die mit jedem Hieb, der sein Ziel verfehlte, Chrissys Unterschenkel traf.
    Chrissy verfluchte ihre Entscheidung, ausgerechnet diese Hose angezogen zu haben, die über die Hälfte ihrer Unterschenkel unbedeckt ließ. Fast im Sekundentakt spürte sie Krallen, die sich in ihr Fleisch bohrten, und sie konnte nichts dagegen tun, weil die beiden Katzen in einem irrsinnigen Tempo um ihre Beine herumschwirrten, sodass nicht mal Robert eine Chance hatte, eine von ihnen zu schnappen und hochzuheben, damit dieser Kampf ein Ende nahm. Hilflos stand sie da und sah, wie ihren Beinen immer neue Kratzer zugefügt wurden. So schmerzhaft das Ganze auch war, sie traute sich nicht, einen Schritt in irgendeine Richtung zu machen, der sie aus der Gefahrenzone gebracht hätte. Sie fürchtete, dabei eine der Katzen zu treten.
    Vielleicht hätten sie die beiden Streithähne bändigen können, wenn sie gleichzeitig versucht hätten, sie zu fassen zu bekommen. Aber Chrissy hatte bereits genug davon, was man mit ihren hilflosen Beinen anstellte, da wollte sie nicht auch noch mehr Kratzer an den ohnehin schon arg lädierten Händen abbekommen.
    Der Kampf rund um ihre Beine dauerte vielleicht zwei oder drei Minuten, aber diese Minuten waren Chrissy wie Stunden erschienen. Plötzlich stieß sich Jules mit den Hinterpfoten an ihrem linken Bein ab und drückte dabei – wie sollte es auch anders sein – alle acht Krallen in ihr Scheinbein, um Schwung zu holen. Chrissy blieb mit acht weiteren Einstichen zurück, aus denen winzige Tröpfchen Blut austraten.
    Jules rannte davon, während Lady Penelope einen Moment lang benötigte, um zu erkennen, dass ihr Widersacher das Weite gesucht hatte. Als sie sich daraufhin in Chrissys anderes Bein krallte, um ebenfalls Schwung zu holen, konnte die nur abermals einen Schmerzensschrei ausstoßen.
    Beinahe wäre sie dann auch noch von Robert umgestoßen worden, da der Griff nach seinem Kater und gleich darauf nach ihrer Katze ins Leere ging und der Mann den Halt verlor. »Tut mir leid«, murmelte er, richtete sich schnell wieder auf und hielt sie fest.
    »Das würde ich lieber von den beiden Ungeheuern hören«, gab sie stöhnend zurück und seufzte, als sie ihre Beine sah. Es war unmöglich zu bestimmen, wie viele Kratzer das sein mochten, auf jeden Fall waren fast alle tief genug, dass sie blutende und schmerzende Wunden hinterließen.
    »Komm, ich …«, begann Robert, weiter kam er jedoch nicht, da lautes Klirren und Scheppern seine Worte übertönte.
    Beide sahen sie sich kurz an, dann bekamen sie noch eben mit, wie Jules aus der Küche in den Flur schoss und auf das halbhohe Regal neben dem Kratzbaum sprang. Wieder war Lady Penelope dicht hinter ihm, und er konnte sich nur mit einem Satz über den Kratzbaum hinweg in Sicherheit bringen – wobei er die Blechdose vom Regal beförderte, in der Chrissy alles Kleingeld sammelte, das sie nicht unbedingt brauchte. Der Deckel saß so fest auf der Dose, dass Chrissy sich schon ein paarmal einen Fingernagel abgebrochen hatte, wenn sie sie öffnen wollte. Davon war jetzt allerdings nichts zu merken, denn noch bevor die Blechdose auf dem Boden aufschlagen konnte, sprang der Deckel ab, als wollte er Chrissy verspotten. Und dann ergoss sich ein Meer aus Centmünzen auf dem Dielenboden.
    Sekunden später ging etwas im Wohnzimmer zu Bruch, und dann wurde es noch lauter, da beide Katzen gleichzeitig mal durchdringend aufjaulten, mal wütend fauchten. Offenbar

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