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Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Titel: Schmusekatze, jung, ledig, sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Sander
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einmal verließ Lady Penelope das Wohnzimmer durch die hintere Tür und durchquerte den Flur, ohne nach links oder rechts zu sehen. Genau auf halber Strecke blieb sie stehen und machte eine Vierteldrehung nach rechts, um Jules anzusehen.
    Es war eine kuriose Situation. Lady Penelope schien nicht erstaunt zu sein, dass da auf einmal ein Kater in der Wohnung aufgetaucht war. Vielmehr wirkte es so, als sei sie allein aus diesem Grund aus dem Wohnzimmer gekommen. Sie sah Jules nur an, während sie am anderen Ende des Flurs stand.
    » Weißt du, woran ich gerade denken muss?«, flüsterte Chrissy.
    » Woran?«
    »An zwei Sumoringer, die sich gegenüberstehen.«
    Robert schnappte nach Luft. »Sag das nicht zu laut.«

12
    Ungefähr so konnte man sich die Apokalypse vorstellen, was jedenfalls für das galt, was gut fünf Minuten später seinen Anfang nahm. Bis zu diesem Moment hatten beide Katzen dagesessen und sich nur gegenseitig angesehen. Chrissy vermutete, dass sie sich lediglich über die hin und her gehenden Blicke gegenseitig Drohgebärden schickten. Anzusehen war ihnen nämlich nichts. Da war kein Zucken mit der Schwanzspitze zu beobachten, keine der Katzen nahm eine irgendwie auffällige Haltung ein. Es wirkte alles so, als würden sich die zwei auf gegenüberliegenden Straßenseiten befinden und sich nur zufällig ansehen.
    Allerdings war der Vergleich mit Sumoringern gar nicht so verkehrt, schließlich kauerten die im Ring auch einander gegenüber und belauerten sich gegenseitig, ohne mit der Wimper zu zucken – und wenn, dann so betont langsam, dass der Kontrahent schon durch diese minimale Geste eingeschüchtert werden sollte. »Sieh genau hin«, schien dieses Verhalten zu signalisieren. »Ich weiß, ich bin dir so überlegen, ich kann es mir sogar erlauben, meine Augen für eine halbe Sekunde zu schließen, ohne dass ich Angst haben muss, du könntest mich überrumpeln.«
    Aber während man bei zwei Sumoringern immer noch erkennen konnte, durch wessen Körper der erste Ruck ging, lag der Fall bei den zwei Katzen anders, da sie im Vergleich zu den übergewichtigen japanischen Kampfsportlern zu blitzschnellen Bewegungen fähig waren, denen das menschliche Auge im günstigsten Fall mit Mühe, normalerweise aber gar nicht folgen konnte.
    Wer sich nun als Erster bewegt hatte, vermochte Chrissy nicht zu sagen. Tatsache war, dass Jules ohne Anlauf nach links sprang, um durch die erste Tür ins Wohnzimmer zu gelangen. Praktisch gleichzeitig machte Chrissys Katze einen Satz nach vorn. Obwohl sie dem Kater durch die hintere Tür den Weg hätte abschneiden können, kam Lady Penelope durch den Flur geeilt und jagte ebenfalls ins Wohnzimmer, wobei sie zielstrebig die Richtung einschlug, in die Jules gerannt war.
    » Wie macht sie das?«, wunderte sich Chrissy. »Sie hat doch gar nicht gesehen, ob dein Kater nach links oder rechts gelaufen ist. Wie kann sie da so zielstrebig eine Rechtskurve einschlagen?«
    »Katzen und ihr sechster oder siebter Sinn«, gab Robert zurück. »Ich habe mit Jules schon Dinge erlebt, für die gibt es gar keine andere Erklärung, als dass da irgendetwas Übersinnliches im Spiel ist.«
    Sie nickte nur, obwohl sie sich nicht vorstellen konnte, was er damit wohl meinte. Fragen wollte sie ihn aber auch nicht, denn wenn er ihr ein paar Beispiele lieferte, würde er von ihr womöglich auch wissen wollen, was Lady Penelope denn in dieser Richtung schon so angestellt hatte. Und darauf würde sie ihm natürlich keine Antwort geben können. Außerdem machte Roberts Nähe sie so unruhig, dass sie auf die Schnelle nicht einmal irgendwas hätte erfinden können.
    Jules kam aus der hinteren Wohnzimmertür und fegte über den Flur, um gleich darauf im Schlafzimmer zu verschwinden, Augenblicke später folgte ihm Chrissys Katze. Keine fünfzehn Sekunden darauf jagte Jules aus dem Schlafzimmer und kehrte zurück ins Wohnzimmer, wo er nur darauf zu warten schien, dass Lady Penelope auftauchte, denn kaum hatte die den Flur wieder in Richtung Wohnzimmer überquert, kam er durch die vordere Tür geschossen und verschwand nach rechts durch die Küchentür. Noch bevor Lady Penelope ihm dorthin folgen konnte, kam er aus der Küche und entschied sich nun wieder für die hintere Wohnzimmertür. Seine Schwanzspitze war eben aus dem Blickfeld verschwunden, da spazierte Chrissys Katze an ihr und Robert vorbei in den Flur, ging bis zur Küche, warf einen Blick hinein und kehrte durch die hintere Tür zurück ins

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