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Schmutzengel

Titel: Schmutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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noch den Betrieb aufnehmen.
     Dazu braucht ein Dienstleistungsunternehmen Kunden, und zum Kundenfang benötigt man Werbung, sonst wissen die Kunden ja nicht,
     dass sie ein Problem haben und wir die Lösung dafür bieten.
    Ich benötigte ein Logo, einen Briefkopf und Visitenkarten, außerdem das Layout für den Flyer, den ich verteilen wollte, und
     natürlich das Design für die Homepage.
    Um Troll, die bei AIQ reichlich Überstunden machte, nicht zu überfordern, hatte ich mir vorab ein paar Gedanken gemacht und
     einige Stichpunkte notiert, auf deren Grundlage wir die Werbematerialien erstellen konnten. Stichworte waren zum Beispiel:
     haushaltsnahe Dienstleistungen, steuerlich absetzbar, Vertrauenswürdigkeit, professionelle Hauswirtschafterin.
    An diesem Samstagmorgen lümmelte Troll in meinem Besucherstuhl herum. Irgendwie schaffte sie es immer, zu lümmeln, selbst
     wenn das Möbel keine tiefe Couch, sondern ein steifer Bürostuhl war. Sie trug heute rotes Haar, einen gelben Pullover und
     eine grüne Hose und sah damit aus wie der Pumuckel. Allerdings machte sie einen müden Eindruck und verlangte als Erstes Kaffee.
    »War spät gestern Abend«, murmelte sie.
    Bei mir nicht. Ich ging nicht aus. Konnte mich noch nicht einmal aufraffen, ins Kino zu gehen, obwohl ich das sonst ganz gern
     getan hatte. Aber seit Greg mich abgelegt hatte, war jegliches Interesse an privaten Vergnügungen erloschen. Und Troll? Ich
     hatte keine Ahnung, wie sie ihre Freitagabende verbrachte. Oder mit wem. Sie hatte mich nie gefragt, ob ich mitgehen wollte,
     wohin auch immer sie ging. Mir kamen die Andeutungen über ihre Vorliebe für das eigene Geschlecht in den Sinn. Ob da etwas
     dran war? Ob sie mich deshalb aus ihrem Privatleben heraushielt? Ich traute mich nicht, sie danach zu fragen.
    Troll hatte zwei Lutscher mitgebracht und sich einen gleich nach der letzten Tasse Kaffee in den Mund gesteckt. Das war der
     Startschuss für die Arbeit. Sie warf einen Blick auf meine Stichworte, knüllte den Zettel zusammen undwarf ihn über ihre Schulter. Ich bückte mich reflexartig, um das Papier aufzuheben, aber Troll winkte ab.
    »Lass liegen«, nuschelte sie um den kirschroten Lutscher herum.
    »Aber das sind Argumente, die in mein Werbematerial   …«, begann ich, führte den Satz aber nicht zu Ende, da Troll sich mit dem klebrigen Lolli an die Stirn tippte.
    »Wo ist das Problem?«, fragte ich. Offenbar hatte Lisbeth bereits einen eindeutig feststellbaren Einfluss auf meine Alltagssprache.
    »Wer ist deine Zielgruppe, Häschen?«, fragte Troll mit gelangweiltem Blick.
    »Menschen, die viel arbeiten und keine Zeit oder Lust haben, sich um den Haushalt zu kümmern«, deklamierte ich.
    »Falsch«, nuschelte Troll.
    »Richtig«, hielt ich dagegen.
    »Okay, formulieren wir es anders. Jeder Dackel ist ein Hund, aber nicht jeder Hund ist ein Dackel. Du willst nur Dackel.«
    Ich starrte sie irritiert an. Die eiskalte Präzision, die sie in Sachfragen an den Tag legt, überraschte mich immer wieder.
     Da gab es kein Herumlavieren, kein Sowohl-als-auch, keine faulen Kompromisse. Sie wusste, was sie wollte, wusste, wie sie
     das erreichen konnte, und marschierte zielstrebig drauflos. Borniert, könnte man meinen, wenn statt ihrer Fachkenntnis Sturheit
     der Grund gewesen wäre. War es aber nicht. Sie war konsequent professionell bis in die roten Haarspitzen und sie würde mir
     erklären, worauf sie hinauswollte. So, dass auch ein Werbelegastheniker wie ich es verstehen könnte.
    Troll wies über ihre Schulter nach hinten, wo der Zettel mit meinen Stichworten lag. »Haushaltsnahe Dienstleistungen,noch dazu steuerlich absetzbar, wird von einer Klientel nachgefragt, die durchschnittlich achtundfünfzig Jahre alt, männlichen
     Geschlechts und innerhalb der letzten drei Jahre verwitwet ist. Beruf: Beamter im gehobenen Dienst. Diese Leute schließen
     die Wohnungstür auf und fahren als Erstes mit dem Finger über die Oberkante des Türblattes, um nachzusehen, ob dort gereinigt
     wurde.«
    Ich schluckte.
    Troll zeigte mit ihrem Lolli auf mich und äffte Lisbeths Eifler Tonfall täuschend echt nach, als sie fragte: »Kind, ist das
     deine Zielgruppe?«
    Ich schüttelte entsetzt den Kopf.
    »Also lassen wir die Formulierungen der Finanzbehörden schön beiseite und grenzen die Zielgruppe ein«, erklärte Troll.
    »In Ordnung«, hauchte ich. Ich hatte den Boden unter den Füßen verloren und war jetzt ganz davon abhängig, dass Troll mich
     auf den

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