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Schmutzengel

Titel: Schmutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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meine Angestellte mich mit »Kind« ansprach, weiterhin unpassend, wollte diese Diskus-sion aber
     nicht jetzt führen. Stattdessen erklärte ich ihr, dass ich erstens eine Kaffeemaschine, zweitens einen integrierten Mikrowellenbackofen
     sowie drittens einen Kühlschrank mit Drei-Sterne-Gefrierfach besaß, und somit alles Nötige zum Überleben verfügbar war.
    »Und was, bitte schön, willst du in deinem schicken Mikrowellenbackofen zubereiten? Tiefkühlpizza?«
    »Ich liebe Tiefkühlpizza«, gab ich trotzig zurück. »Und es gibt viele andere Fertiggerichte, sogar mit Gemüse.«
    »Die üblichen Fertiggerichte enthalten zu viel Salz, zu viel Fett, zu viel Zucker und meist noch Glutamat«, dozierte Lisbeth.
     »Außerdem sind sie teuer.«
    Jetzt bettelte ich um Verständnis. »Lisbeth, ich kann nicht gut kochen und ich werde keine Zeit haben, das gerade jetzt zu
     lernen.«
    Lisbeth überlegte einen Moment und fand dann die für das aktuelle Problem passende Lösung. »Gut«, sagte sie entschlossen.
     »Du schaffst dir eine Grundausstattung Plastikdosen an, die genauen Größen schreibe ich dir auf. Ich bringe dir zweimal die
     Woche etwas zu essen, was jeweils für zwei Tage reicht. Die anderen drei Tage der Woche musstdu für dich selbst sorgen. Ich schreibe dir ein paar einfache Rezepte auf. Auf diese Art wirst du deine Kochkünste im Laufe
     der Zeit schon erweitern.«
    Ich nickte dankbar und froh, der Inquisition entkommen zu sein.
    Nach einem langen Blick, mit dem sie mich von oben bis unten musterte, murmelte sie noch etwas von Nährstoffversorgung, Kalorienoptimierung
     und einem entsprechenden Ernährungsprogramm, das sie, in Kalenderwochen gegliedert und nach dem saisonalen Obst- und Gemüseangebot
     ausgerichtet, für mich erstellen wolle, und scheuerte die vom Vormieter übernommenen Geräte, bis sie aussahen, als kämen sie
     direkt aus der Verkaufsausstellung des Herstellers.
    Das einzige Zimmer, das annähernd so aussah, wie ich es mir in meinen geheimen Wünschen vorgestellt hatte, war das Büro meines
     neu gegründeten Unternehmens.
    In mein Büro hatte ich richtig investiert. Geld und Nerven. Geld, mit dem ich Lamellenvorhänge gekauft hatte, und zwar jene
     Sorte, die man auch häufig in Arztpraxen findet. Sie sehen natürlich fürchterlich aus, haben aber eine Ausstrahlung von Professionalität,
     die geraffte Gardinen einfach nicht erreichen können. Nerven hatte ich investiert, als ich Greg mitteilte, dass ich die Einrichtung
     des Arbeitszimmerasyls mitzunehmen gedenke. Und zwar vollständig.
    Er wurde erst blass dann rot, konnte aber meinen Einwand, dass wir damals, als wir zusammenzogen, die Möblierung der Wohnung
     gemeinsam bezahlt hatten und mir daher irgendetwas zustünde, nicht von der Hand weisen. Natürlich hatte er dabei nicht an
     seinen schönen Schreibtisch, den Drehstuhl mit Lederbezug, die hochwertigen Regale und Schränke mit Rollläden gedacht. An
     was sonst, blieb mir schleierhaft, denn auch das Wohnzimmersofa aus Leder, den Couchtisch aus dem Stamm eines amerikanischenMammutbaumes, die schwingenden Regale oder seinen Designersessel wollte er keinesfalls missen.
    »Das Bett könntest du mitnehmen, das gefällt Sue sowieso nicht«, hatte er stattdessen vorgeschlagen.
    »Ich brauche aber eine Büroeinrichtung«, beschied ich ihm nochmals. »Du hast dein Büro sowieso nie zum Arbeiten gebraucht«,
     schob ich hinterher. »Bei mir können die Möbel endlich ihre Bestimmung erfüllen.«
    Er fand kein Argument, das er meinem Willen entgegensetzen konnte, daher blieb es bei der Arbeitszimmereinrichtung, und so
     war mein privater Bereich eher unter Studentenbudenniveau, der berufliche aber weit darüber. Wie es sich für eine frischgebackene
     Unternehmerin gehört. Ich hätte platzen können vor Stolz, als ich mich an dem Abend in meinem Büro umsah. Meine Zukunft erschien
     mir in den leuchtendsten Farben, nichts hätte meinen Optimismus bremsen können.
     
    Jetzt sitze ich in meinem schicken Büro und tippe dies hier, während im Kofferraum meines Autos, das ich von hier aus schemenhaft
     erkennen kann, ein Toter liegt. Aber nun habe ich schon so viel verraten, dass ich auch den Rest der Geschichte noch aufschreiben
     will. Damit später niemand sagen kann, ich hätte mein Unternehmen nur gegründet, um in reichen Haushalten kriminellen Machenschaften
     nachgehen zu können.
     
    Trolls große Stunde schlug. Die Schmutzengel existierten auf dem Papier, jetzt mussten wir nur

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