Schmutzengel
rechten Weg leitete.
»Schlag ein paar andere Stichworte vor«, forderte sie mich auf.
Meine Stärke liegt eindeutig nicht in der Kreativität, daher überlegte ich eine ganze Weile, aber mir fiel nichts Vernünftiges
ein. Schließlich sagte ich, nur um irgendetwas zu sagen: »Heinzelmännchen.«
Troll grinste. »War ja klar, dass das kommt. Wahrscheinliches Kundenprofil: Karrierefrau, die häusliche Arbeiten als notwendiges
Übel und ideale Beschäftigung für illegale Einwanderer betrachtet und deshalb schlecht und ungern zahlt.«
»Miss Propper«, schlug ich vor.
»Mann mittleren Alters, der bisher bei Mutti wohnte und an Verstopfung sowie hormoneller Dysfunktion leidet.«
So, wie Troll meine potenziellen Kunden beschrieb, verlorich die Lust an der Selbstständigkeit. Das gab ich ihr deutlich zu verstehen.
»Blödsinn«, entgegnete Troll hartherzig. »Diese Leute aus deinem Kundenkreis auszusortieren, ist ja der Sinn der Übung. Du
musst dir genau überlegen, welche Kunden du ansprechen willst, und deine Werbung entsprechend aufbauen. Also bei der Zielgruppe
anfangen und die Kommunikation empfängerorientiert gestalten. Dann hast du die besten Chancen, nachher nur solche Kunden zu
haben, die dir in den Kram passen.«
»Aha«, sagte ich. Diese Anleitung hatte für mich keinerlei lebenspraktischen Nutzwert – ich hatte nicht den Schimmer einer
Ahnung, wie wir jemals einen vernünftigen Werbeflyer erstellen sollten.
»Punkt eins: Zielgruppendefinition«, sagte Troll grinsend. »Für wen möchtest du arbeiten?«
»Männer«, antwortete ich umgehend. Die meisten Männer, die ich kenne, sind in Haushaltsdingen deutlich konzilianter als Frauen.
Ob es um Schlieren auf der Fensterscheibe geht, die Bügelfalte am Hemdenärmel oder eine nicht ganz polierte Fersenkappe am
Schuh – Männer regen sich deutlich weniger über solche kleinen Nachlässigkeiten auf als Frauen.
»Ein Anfang ist gemacht«, rief Troll und warf die Arme in die Luft wie jemand, der am Bohrloch steht und schreit: Öl! Es sprudelt!
»Welche Männer?«, schob sie dann in nüchterner Professionalität hinterher. Der abrupte Wechsel des Tonfalls schockierte mich
nicht mehr.
»Männer, die froh sind, nicht selbst putzen und bügeln zu müssen und für diese Dienstleistung genau so bereitwillig bezahlen,
wie für die Inspektion ihres Autos.«
Sie blickte mich unverwandt und ernst an. »Weiter.«
»Männer, die genug Stil haben, sich im Dreck unwohl zufühlen, aber zu wenig Pedanterie, um selbst sauber machen zu wollen. Geschäftsreisende, die nach vier anstrengenden Tagen
auf Bahnhöfen, Flughäfen und in anonymen Hotels gern einen Fernsehabend zu Hause verbringen mit einem gekühlten Bier und einem
Gericht wie von Mutti, das sie nur in der Mikrowelle warm machen müssen – ohne dass Mutti sie mit Fragen zu ihrem Job nervt.«
Troll zerkaute den Lolli, was mir eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Ich ließ mich aber nicht ablenken, kam gerade richtig
in Fahrt.
»Männer, die nur von Berufs wegen vier Tage pro Woche in ihrer überteuerten Innenstadt-Wohnung fern der Familie verbringen
und es satthaben, ihre schmutzige Wäsche hin und her zu schleppen oder sich Gedanken darüber zu machen, was noch im Kühlschrank
ist und schlecht wird, wenn sie übers Wochenende nach Hause fahren, oder was alles fehlt, wenn sie am Montagabend in die Bude
zurückkommen. Die keinen Bock auf Treppenhausputzdienst haben und die die Nachbarn nicht kennen, sodass jeder Besuch eines
Handwerkers oder Heizröhrchenablesers zum Problem wird. Männer, die laut Hausordnung einen bepflanzten Balkonkasten an ihrem
Geländer anbringen müssen, ihn aber nicht selbst pflegen wollen. Männer, die nur alle vier Wochen in der Stadt sind, dann
aber eine gelüftete, staubfreie Wohnung mit Blumenschmuck und frischem, französischem Käse vorfinden wollen.«
Troll klatschte grinsend Beifall. »Ich wusste gar nicht, dass Männer so unterschiedlich sein können«, murmelte sie. »Für mich
sind die alle irgendwie gleich.«
»Für mich auch«, antwortete ich im Brustton der Überzeugung.
Troll zuckte, ging dann aber doch nicht auf meine Bemerkung ein. »Warum wollen wir keine Frauen?«, fragte sie.
Ich grübelte. Dass ich lieber nicht für Frauen arbeiten wollte, war eine instinktive Entscheidung.
»Frauen sind grundsätzlich kritischer«, murmelte ich.
Troll grinste. »Du denkst nicht zufällig an Lösungslisbeth, oder?«
»Himmel,
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