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Schmutzengel

Titel: Schmutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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ein Ort sein, an dem der Tote natürlicherweise hätte sterben können, damit sich
     der, der ihn irgendwann finden würde, gar nicht die Frage stellen würde, ob die Leiche von jemandem dorthin geschafft worden
     sei.
    Im Idealfall war es ein Ort, der möglichst weit weg war. Sollte es also je zu einer genaueren Untersuchung des Todesfalles
     dieses Menschen kommen, gäbe es keine Verbindung zu mir, zu meinem Kunden oder überhaupt nach Düsseldorf.
    Leider kannte ich mich in der weiteren Umgebung nicht aus und war auch nicht in der Stimmung, mit einer Leicheim Kofferraum durch die Täler der Anger, des Schwarzbaches oder sonstiger Kleinstgewässer zu fahren, um nach einem geeigneten
     Abladeplatz zu suchen.
    Mir kam der Parkplatz des Wildparks in Grafenberg in den Sinn. Ich kannte den Weg dorthin und wusste, dass an einem Winterabend
     mit nasskaltem Wetter der Parkplatz menschenleer ist. Spätestens ab acht Uhr wäre dort kein Mensch mehr. Allerdings würden
     morgen früh die ersten Jogger und Mütter oder Großeltern mit Kindern dort eintrudeln, denn beide Gruppen gehen auch bei schlechtestem
     Wetter ihren Lieblingsbeschäftigungen nach. Einem Kind wollte ich die Entdeckung meiner Leiche dann doch nicht zumuten, also
     kam der Parkplatz nicht infrage.
    Wo hingen denn in Düsseldorf die Obdachlosen so herum? Wo würde einer mehr oder weniger gar nicht auffallen? Die Beantwortung
     dieser Frage ist nicht mehr ganz leicht, seit die Stadtväter meinen, den nicht ausreichend finanzkräftigen Teil ihrer Bevölkerung
     von öffentlichen Plätzen vertreiben zu müssen. Ich hatte keine Ahnung, wo diese Leute sich außer an dem nahe gelegenen Kiosk
     aufhielten. Damit war diese Idee ebenfalls gestorben.
    Langsam ließ ich die Stirn auf das Lenkrad sinken. Meine Überlegungen führten zu nichts. Was sollte ich nur tun? In jedem
     Fall erst mal von hier verschwinden. Die Nachbarschaft meines Kunden ist nicht so anonym, dass mein Kleinwagen nicht irgendwann
     auffiele. Ich ließ also den Wagen an, verließ das Grundstück, schloss das Tor sorgfältig hinter mir und fuhr erst mal Richtung
     Innenstadt.
    Ich kam nur wenige hundert Meter weit, bis ein Husten- und Niesanfall mich schüttelte. Ich verriss zweimal das Lenkrad, konnte
     durch die tränenden Augen kaum noch etwas sehen und hielt zitternd am Straßenrand.
    Hinter mir hielt ein Polizeiwagen. Der Beifahrer stieg ausund kam langsam an meiner Heckklappe vorbei nach vorn zu meinem Fenster.
    »Ist Ihnen nicht gut?«, fragte er laut durch das geschlossene Fenster.
    Mir wurde heiß und kalt gleichzeitig. Der Kopf glühte, der Rücken steckte in einem Eispanzer. Ich drehte meine Fensterscheibe
     herunter.
    »Starke Erkältung«, röchelte ich dem Polizisten entgegen.
    »Haben Sie Erkältungssaft genommen?«, fragte er stirnrunzelnd zurück.
    Sogar ich weiß inzwischen, dass der Hauptbestandteil dieser süßen Medizin aus Alkohol besteht, daher schüttelte ich schnell
     den Kopf. »Nur ein Aspirin.«
    »Aus Ihrem Kofferraum hängt etwas heraus.«
    Ich erstarrte. Die Vision von einer schlaffen Hand, die aus der Heckklappe baumelte, streifte mein Bewusstsein und nur mit
     Mühe unterdrückte ich die Bemerkung, dass er schon tot gewesen sei, als ich ihn einlud.
    »Haben Sie gehört?«, fragte der Beamte. Er sah mich seltsam an. Nachdenklich. Skeptisch.
    Ich nickte schnell. »Ja ja, kann sein. Ist aber nur   …« An dieser Stelle wusste ich nicht mehr weiter.
    »Machen Sie die Heckklappe doch mal auf.«
    Auf gar keinen Fall!, hätte ich am liebsten geschrien, aber das ging natürlich nicht.
    Ich stieg aus. Im Zeitlupentempo.
    Ging mit dem Polizisten nach hinten zu meiner Heckklappe.
    Sah einen Fetzen dicken, dunklen Wollstoff.
    Der Mantel von der Leiche.
    »Entschuldigung, aber ich muss, also, ich habe da einen Todesfall   …«
    Was redete ich bloß!
    »In der Familie. Ich muss die Wohnung ausräumen. Da waren noch die ganzen alten Sachen drin. Deshalb ist der ganze Kofferraum
     voller Klamotten. Wenn ich den jetzt aufmache, fällt mir alles entgegen   …«
    Der Polizist blickte mich immer noch skeptisch an.
    Ich nieste.
    »Mein Beileid.«
    Sagte man nicht mehr Gesundheit, wenn jemand niest?
    »Männersachen?«, fragte er.
    Ich nickte.
    »Was machen Sie denn damit?«
    »Bitte?« Ich wurde immer nervöser. Was fragte der Typ auch so penetrant. Verzweifelt suchte ich nach einer sinnstiftenden
     Antwort.
    »Ich meine mit den Klamotten. Wissen Sie, es gibt diesen Klosterbruder,

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