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Schmutzengel

Titel: Schmutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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sehr vorteilhaften Umgebung. Als eine hervorragende Unternehmerin,
     auch wenn ich gegen die Paramediziner und Computerfreaks unmöglich eine Chance haben würde.
     
    Natürlich kamen zur Preisverleihung alle mit. Lisbeth sowieso, aber auch Pauline hatte ihre familiären Verpflichtungen kurzerhand
     anderweitig geregelt, und Herr Metzenrath verzichtete sogar auf den Freitagskrimi im Fernsehen. Ich glaube zwar nach wie vor,
     dass er das nur Lisbeths wegen tat, aber Hauptsache, er war dabei. Auch meine Oma war endlich mal wieder im Lande.
    »Ich hätte dich kaum wiedererkannt«, rief sie aus, als sie am späten Nachmittag bei mir eintraf. Ich trug bereits das Kostüm,
     das ich für den Abend ausgewählt hatte, und war dezent mit Wimperntusche und Lippenstift geschminkt. Nur meine Pantoffel musste
     ich noch gegen die neuen Schuhe tauschen, dann konnte es losgehen. Auch so überragte ich Oma um einen ganzen Kopf.
    »Du siehst plötzlich so   … erwachsen aus«, murmelte Oma heiser. Ich hatte den Eindruck, dass sie feuchte Augen hatte.
    »Das scheint nur so«, tröstete ich sie. »In meinem Bett liegt immer noch der Kuschelhase, den du mir zur Kommunion geschenkt
     hast.«
    Wir hielten uns länger umarmt, als es zur Begrüßung zwischen uns normal gewesen wäre.
    »Ich bin so wahnsinnig stolz auf dich«, flüsterte Oma.
    »Hör auf mit der Gefühlsduselei, sonst läuft dem ›Kind‹ die Wimperntusche weg«, schaltete Lisbeth sich in dem Moment ein.
     Herr Metzenrath stand peinlich berührt neben ihr im Hausflur. Oma und ich hatten weder die Klingel noch den Türsummer gehört.
    »Nennt deine Angestellte dich immer noch Kind?«, fragte Oma grinsend.
    Ich nickte.
    »Du solltest ihr eine Abmahnung schreiben.«
    »Und du solltest dich aus unserer Geschäftsbeziehung heraushalten«, konterte Lisbeth und drückte erst meine Oma dann mich
     ganz fest an sich. Herr Metzenrath schaute etwas traurig, denn er blieb ungedrückt. Ich stieg in meine Schuhe, griff nach
     meiner Tasche und zog die Tür hinter mir zu. Lisbeth fuhr.
     
    Wir kamen eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung in den Räumen der Handelskammer an, die die Preisverleihung ausrichtete.
     Greg und Sue standen mit den anderen Kollegen von AIQ zusammen. Greg sah blendend aus. Er war – natürlich – ganz in Schwarz
     gekleidet, was aber hervorragend zu seinem Teint und Haar passte. Sue trug einen Hosenanzug in einem dunklen Grau, der ihr
     überhaupt nicht stand. Vielleicht sollte ich sie mal zu Byrone schicken.
    Ich sandte einen Sammelgruß in ihre Richtung und ergötzte mich an den überraschten Gesichtern derer, die mich lange nicht
     gesehen hatten. Zwanzig Kilo weniger machen bei einer Größe von fast einem Meter achtzig ganz schön was aus. Außerdem stolzierte
     ich heute auf den höchsten Absätzen meines Lebens. Vielleicht geriet mein Hüftschwung daher etwas übermütig, aber wohl dem,
     der über Hüften verfügte, dachte ich mir und blickte etwas mitleidig auf dieBohnenstange Sue, deren Kuschelfaktor mehr dem eines Bettpfostens als eines Betthäschens glich.
    Gregs Blicke jedenfalls ruhten länger auf mir, als in der Situation unbedingt notwendig gewesen wäre.
    Lauenstein stand in einer größeren Gruppe schwarz gekleideter Herren, die ein ernsthaftes Thema zu diskutieren schienen. Als
     er mich sah, nickte und lächelte er mir kurz zu und folgte mir mit seinen Blicken. Ich fühlte mich unsicher, wie immer, wenn
     ich an ihn dachte oder ihn sah. Unsere gemeinsamen Erlebnisse waren intensiv, aber sehr unerfreulich gewesen und sein Name
     ließ unweigerlich all die unliebsamen Erinnerungen wieder aufleben. Mir fiel ein, dass ich nie erfahren hatte, ob der Tote
     sein Vater war oder nicht. Ich hatte mich nie getraut, ihn anzurufen und danach zu fragen. Vielleicht würde sich heute die
     Gelegenheit ergeben, wenigstens diese Frage zu klären.
    Tabea hatte ich eine offizielle Einladung geschickt, aber keine Antwort bekommen. Während der ersten halben Stunde, in der
     die Wichtigtuer des Verlags uns einen langweiligen Rückblick auf die Wirtschaftsentwicklung des vergangenen Jahres zumuteten,
     blickte ich mich unablässig nach ihr um. Endlich kam sie.
    Ihr Haar und ihre Schuhe leuchteten purpur, dazwischen trug sie tiefes Schwarz. Sie sah toll aus. Die Frau, die mit ihr den
     Saal betrat, war das genaue Gegenteil. Blond, mit einem mädchenhaften Gesicht, in dezentes Marineblau gekleidet. Tabea entdeckte
     mich in der ersten Reihe, lächelte

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