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Schmutzige Haende

Schmutzige Haende

Titel: Schmutzige Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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bereitgestellt vom Gründer. Vielleicht hätte man die Sache auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten können: zweiunddreißig verlorene Jahre. Tatsächlich. So sehr sie sich auch bemühte, in ihrer Erinnerung nach verpassten Möglichkeiten zu kramen … so sehr sie sich auch bemühte, es wollte ihr keine Eigenschaft einfallen, aufgrund deren sie einzigartig, unverwechselbar, unersetzlich gewesen wäre. Maya, die Maya, die … Maya, die Durchsichtige, hätte sie sagen müssen. Sehnsucht, vielleicht auch Bedauern ergriff von ihr Besitz, Sehnsucht nach einem Neuanfang. Sie würde arbeiten. Sie hatte schon mit Ilio darüber gesprochen. Er hatte vage zugestimmt: Ja, etwas Freiwilligendienst würde ihr nicht schaden. Andererseits, alle ihre Freundinnen … Nun ja: In Ilios Welt war Frauenarbeit Freiwilligendienst. Zeitvertreib. Zerstreuung. Bei Maya ging es jedoch darum … es ging darum, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen.
    – Ich spreche von Arbeit. Richtiger Arbeit. Mit fixen Zeiten, Regeln, Pflichten … und Bezahlung.
    – Du brauchst keine Bezahlung.
    – Ich will nicht nur als Frau Donatoni in Erscheinung treten.
    – Was soll das heißen?
    – Das soll heißen: Gib mir eine Aufgabe in der Firma … irgendeine. Für den Anfang.
    – Die Firma gehört dir, Maya.
    – Die Firma gehört uns, Ilio. Du bist der Chef.
    – Wir werden auch dafür eine Lösung finden, Liebling.
    Es passierte nach dem spontanen Ausflug auf der
Nostromo
und Ilios Schwimmperformance. Ilio hatte erst im allerletzten Augenblick beschlossen, sich an dem Ausflug in die Versilia zu beteiligen. Da ihm die Clique genauso wie ihr oder mehr noch als ihr auf die Nerven ging, schwamm er stundenlang weit ins Meer hinaus. Ohne sich um Kälte und Wind zu kümmern. Er war wieder ihr alter Ilio. Zuvorkommend, entschlossen, liebevoll und leidenschaftlich im Bett. Maya hatte ein unbestimmtes, nicht zu erklärendes Gefühl, dass das alles mit dem Unfall zu tun hatte. Sie hatte ihn sogar darauf angesprochen. Aber Ilio hatte alles abgestritten. Es hatte nie einen Augenblick der Krise gegeben. Er war nie schweigsam und distanziert gewesen. Das bildete sie sich nur ein!
    Ilio kam aus dem Wasser. Bea Montalenti lief ihm entgegen und reichte ihm ein Handtuch. Ilio lehnte das Angebot indigniert ab und ging übertrieben langsam zu den Duschen. Ilio durfte sich nicht anmerken lassen, dass ihm die Kälte etwas ausmachte! Giulio Gioioso tauchte auf, mit T-Shirt, knielanger Hose und mit Pfeife. Klatschnass, wie er war, begann Ilio mit ihm zu diskutieren.
    Maya widerstand der Versuchung, sich zu ihnen zu gesellen. Ilio schwor bei allen Heiligen, dass sich das Gespräch an ihrem Krankenbett, als sie aus der Narkose aufgewacht war, nie ereignet hatte. Weder er noch Giulio Gioioso waren dort gewesen. Es war nur die Krankenschwester da gewesen, und sie hatte erzählt, dass Maya wirres Zeug gefaselt und im Halbschlaf unzusammenhängende Sätze von sich gegeben hatte. Sie hatte sogar geschrien. Deshalb hatte man ihr noch ein leichtes Beruhigungsmittel verabreichen müssen, und erst am Morgen darauf war sie voll zu Bewusstsein gekommen. Ilio leugnete derart überzeugend, dass Maya ihm letzten Endes glaubte. Log Ilio?
    Letztendlich war das alles unwichtig. Sie würde die Arbeit bekommen. Ich werde ein Pseudonym verwenden, Ilio. Jetzt komm schon, Maya, es kennen dich doch alle! Wie würden sich die Arbeiter ihr gegenüber verhalten? Und die Direktoren, würden sie ihr richtige Arbeit geben oder … ? Plötzlich verspürte sie einen stechenden Schmerz im Auge. Besorgt hob sie die Binde. Gott sei Dank keine Blitze. Die Blitze, ein lächerliches Feuerwerk, waren die Vorboten der Ablösung.
    Der Dunst hatte sich in der Sonne aufgelöst.
    Cicci Zandonel schmierte die knochigen, von Muttermalen übersäten Schultern Bea Montalentis mit Feuchtigkeitscreme ein. Für einen Augenblick lang hatten die beiden „Freundinnen“ ihr liebstes Gesellschaftsspiel unterbrochen: Die Süditaliener zu verhöhnen.
    – Weißt du eigentlich, Cicci, dass Gioioso auch Sizilianer ist?
    – Na und? Er ist anders!

Die Catena
1.
    Scialoja hatte einen eleganten Mafioso kennengelernt und gleich darauf einen kommunistischen Politiker. Eine Reise zwischen zwei Machtbereichen also. Zwischen dem alten, ins Wanken geratenen der Sizilianer und dem der neuen Herren. Wenn zwei und zwei vier sind, hatte Stalin Rossetti gedacht, bedeutete Business Sicherheit. Logisch. Der Staat, von der Attacke der Cosa

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