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Schmutzige Haende

Schmutzige Haende

Titel: Schmutzige Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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augenblicklichen Situation erscheint es mir schwierig, dass …
    – Formulieren wir es anders, Gioioso. Unser gemeinsamer Freund ist der Außenminister der Mafia. Ich bin ein Vertreter des Staates. Wir müssen ein Treffen organisieren. Sie helfen mir dabei, und ich vergesse gewisse Geheiminformationen Ihr Konto betreffend, die, wenn sie öffentlich werden, Ihnen einen schönen Aufenthalt auf Staatskosten bescheren könnten …
    Gioioso lachte nervös.
    – Geheiminformationen? Ich habe nichts zu verbergen.
    – Da sind die Mailänder Richter anderer Meinung.
    – Wenn man gewisse Anschuldigungen macht, sollte man sie auch beweisen!
    – Wenn ich mich ernsthaft mit Ihnen beschäftigen würde, wären die Beweise das kleinste Problem, das kann ich Ihnen versichern. Zu Ihrem Glück interessieren Sie mich jedoch nicht, und auch Ihre Geschäfte mit Donatoni interessieren mich nicht. Ich verlange von Ihnen nur, dass Sie eine Botschaft überbringen. Richten Sie unserem gemeinsamen Freund aus, dass ich persönlich für seine Sicherheit bürge. Sie wissen, wo Sie mich finden. Auf Wiedersehen, Doktor Gioioso!
    Draußen war das Fest in vollem Gange. Zauberer, Artisten und Clowns unterhielten die Kinder, die kreischten, sangen, Fangen spielten. An einer Schnur, die zwischen zwei Pflanzen gespannt war, befestigte Maya einen großen Topf. Er berührte sie an der Schulter. Sie drehte sich um. Das Lächeln auf ihren schönen Lippen gefror.
    – Sie sind wegen meinem Gatten hier, nicht wahr? Ilio hat mir gesagt, dass Sie …
    Scialoja nahm ihren angespannten Gesichtsausdruck zur Kenntnis, ihren ängstlichen Tonfall, den Wunsch, beschützt zu werden, den die unverblümte Frage zum Ausdruck brachte. Maya Donatoni war wohl wirklich verliebt. In den falschen Mann verliebt. Am liebsten hätte Scialoja zu ihr gesagt: Gehen Sie mit ihm weg, Signora, was auch immer er macht, hindern Sie ihn daran, es zu machen. Geht weg, um Himmels willen!
    – Aber was reden Sie da, Signora! Ihr Mann kann ganz beruhigt sein!
    – Danke, sagte Maya und küsste ihn energisch auf die Wange.
    Während er zum Auto zurückging, brannte der Kuss auf seiner Wange wie ein Schandmal.
    Zwei Tage, nachdem Scialoja mit Giulio Gioioso gesprochen hatte, tauchte Angelino Lo Mastro auf. Sie trafen sich in der ersten Märzwoche, in der Villa Celimontana. Scialoja hatte die Villa mit seinen Männern vollgestellt: für den Fall, dass irgendein eifriger Polizist oder Carabiniere auf die Idee kam, sich die üppige Beute unter den Nagel zu reißen. Angelino war wie immer elegant gekleidet, aber seine Augen waren gerötet und er zog ständig die Nase hoch. Kokain, sagte sich Scialoja.
    Angesichts der Umstände beschränkte sich die Begrüßung auf eine kühle Geste. Scialoja ging gleich in medias res: Mit Riinas Verhaftung hatte er nichts zu tun. Die Übereinkunft war, zumindest was ihn anging, noch gültig.
    – Unten in Sizilien wissen sie nicht, dass wir uns gesehen haben, sagte Angelino eiskalt.
    – Heißt das, dass ihr bereits eine Entscheidung getroffen habt?, fragte Scialoja finster.
    Angelino nickte. Scialoja ballte wütend die Fäuste.
    – Hören Sie mir zu. In einem Monat gibt es eine Volksabstimmung. Die meisten werden mit Ja antworten. Die althergebrachten Parteien werden verschwinden. Bald wird es Neuwahlen geben. Der, der gewinnt, wird eine stabile und sichere Mehrheit haben. Dann können wir verhandeln.
    – Die alte Leier kenne ich nur zu gut, Doktor Scialoja! Wir haben nur ein Zeichen verlangt. Aber nicht das, das ihr uns gegeben habt! Jetzt ist es zu spät.
    – Ich könnte Ihre Haftbefehle rückgängig machen, Lo Mastro!
    Der junge Mafioso sah ihn verblüfft an.
    – Ich habe bereits gesagt, dass sie in Sizilien nichts wissen.
    – Sie werden es ihnen sagen. Wenn Sie wieder ein freier Mann sind.
    Natürlich wusste Stalin Rossetti über ihr Treffen Bescheid. Der berühmte „Geheimdienst“ hatte über Scialojas Reise nach Mailand und das Treffen mit Giulio Gioioso berichtet. Stalin hatte nur zwei und zwei zusammenzählen müssen. Aber ihm gegenüber hüllte sich Angelino in Schweigen, er beschränkte sich darauf zu sagen, dass der Bulle wirres Zeug dahergeredet hatte und sie die Nase voll von seinen Versprechen hatten. Unten auf der Insel liefen die Vorbereitungen für die Aktionen auf Hochtouren, und bald, sehr bald, würden alle die Auswirkungen zu spüren bekommen.
    – Selbst du, Rossetti, letztendlich … aber was haben wir davon?
    – Warte und du wirst

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