Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmutzige Haende

Schmutzige Haende

Titel: Schmutzige Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
Vom Netzwerk:
zerknirschte Miene aufzusetzen, nur um weitere lästige Fragen zu vermeiden, stellte Valeria fest, dass der Patriarch in gewisser Weise B. G. ähnelte.
    Der
neue
B. G. B. G. hatte sich nämlich verändert. B. G. hatte begriffen, dass der Weg des Neubeginns steil und mühsam war, und ihr seinen Segen geschickt. B. G. hatte es nicht nötig, einen Entzug zu machen, denn er war nie wirklich süchtig gewesen. B. G. hatte das Licht gesehen und bereitete eine neue Platte mit religiös inspirierten Schlagern vor. B. G. schrieb eine Autobiografie, die eine Sensation sein würde. B. G. bot sich als Vorbild für Jugendliche an, die nach einem Weg suchten. B. G. unterschrieb mit „auf immer dein“ B.
    Er lügt, sagte Lady Heroine, die an ihrem Bett Gestalt annahm, als sie sie endlich in Ruhe ließen.
    Er lügt. Er wird sich nie ändern. Du wirst dich nie ändern.
    Warum gehst du nicht zu ihm?
    Es wäre so einfach.
    Du kennst alle Ausgänge und alle Schlupflöcher.
    Immerhin ist es kein Gefängnis.
    Immerhin können sie dich nicht festhalten.
    Du musst es nur wollen.
    Du musst es nur entscheiden.
    Mach den ersten Schritt, meine Freundin, und alles wird ganz einfach sein!
    Er ist im Augenblick in Mailand.
    Er wird dich bei dir behalten.
    Du wirst doch nicht glauben, dass ich dich zu dem Verrückten mit seinen billigen Madonnen gehen lasse!
    Hässlich sind sie nicht, einverstanden. Aber ein wenig unheimlich schon, nicht wahr?
    Los, gehen wir!
    Es ist dein Geburtstag!
    Du hast ein Recht auf was Besseres als einen Haufen fader Ex-Süchtiger. Erinnerst du dich an den Flash? Erinnerst du dich, wie du ausgeflippt bist?
    Erinnerst du dich …
    Diesmal war es sehr schwierig gewesen, sie wegzuschicken. Letzten Endes hatte sie es geschafft. Ohne fremde Hilfe.
    Im Monat darauf beglückwünschten alle Mitarbeiter sie zu den Riesenschritten, die sie auf dem Weg zur Heilung machte.
    Eines Tages sagten sie zu ihr, sie hätte Besuch.
    Wenn sie wollte, könne sie sich umziehen. Sie dürfe auch etwas Parfum auflegen.
    Als Pino Marino sah, wie sie ihm entgegenkam, im roten T-Shirt und mit den weiten, beinahe unförmigen Jeans, hätte er sie am liebsten umarmt.
    Aber er hatte Angst sie zu berühren.
    Und genau in diesem Augenblick begriff er, was es hieß, über beide Ohren verliebt zu sein.

Wenn aus dem Spiel Ernst wird …
    In einem abgeschirmten kleinen Salon bei Regisseur Trebbi unterhielten sich Scialoja und sein Mitbruder P. über die allerneuesten Entwicklungen in Italien. Die Befürworter des Mehrheitswahlrechts hatten bei der Volksabstimmung haushoch gewonnen, das alte politische System war hinweggefegt worden. Neue Zeiten brachen an. Neuwahlen standen vor der Tür. Scialoja konnte sich mit der Untätigkeit seiner Gesprächspartner nicht abfinden. Er selbst hatte sich aufgerieben, um ein, wenn auch nur winziges, Zeichen zu erhalten. Er hatte die Richter überwachen lassen, aber wie Argenti waren auch sie offenbar sauber.
    Argenti! Argenti war sein Untergang. Argenti hatte alles unternommen, was in seiner Macht stand, um sein Tun wirkungslos zu machen. Ohne Erfolg. Solange er Vecchios Unterlagen besaß, war er unantastbar. Aber allein die Tatsache, dass ein Kommunist, beziehungsweise einer vom PDS, oder wie zum Teufel die Partei jetzt hieß, es auch nur versucht hatte, war ein Zeichen der Zeit. „Die Guten“ strengten sich ernsthaft an, die Guten zu sein. Das wäre zu Vecchios Zeiten unvorstellbar gewesen. Und unvorstellbar wäre auch der Sieg der Linken gewesen, die inzwischen von allen abgeschrieben worden waren. Irgendetwas entging ihm in dieser Atmosphäre der allgemeinen Resignation. Hatten sich alle den Roten unterworfen?
    Mitbruder P., einer der einflussreichsten Mitglieder der Loge Sirena, war besorgt. Düster und verwirrt vertraute er ihm an, dass sich „unglaubliche Dinge zutrugen“.
    Es ging das Gerücht, dass der Großmeister sein Amt zur Verfügung gestellt hätte. Es hieß, er hätte die Absicht, beim Herzog von Kent, dem Großmeister der Obedienz, vorzusprechen, um andere Mitbrüder zu denunzieren.
    – Und was haben sich diese Mitbrüder zuschulden kommen lassen?, flüsterte Scialoja skeptisch.
    – Du wirst es mir nicht glauben.
    – Sag es mir.
    – Es heißt … man munkelt, dass Mafiosi und Freimaurer gemeinsam Massaker organisieren … hältst du das für möglich? Das ist doch unglaublich, nicht wahr?
    – Tja. Das ist wirklich unglaublich.
    Oder verrückt. Ja, genau, verrückt. Du weißt nicht mehr, welche

Weitere Kostenlose Bücher