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Schmutzige Haende

Schmutzige Haende

Titel: Schmutzige Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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gegeben. Die Kinder heulten und die Mütter beschimpften die Ungeheuer, die die Schlümpfe umgebracht hatten.
    Aber war er deshalb schon ein politischer Leader?
    Ein Journalist der Auslandspresse sorgte für die Erleuchtung. Und zwar eines Abends, nach einer stinklangweiligen Debatte über den Rechtsstaat im Lichte der Mailänder Untersuchungen, an der Frau Staatsanwältin Superstar und ein paar schwanzwedelnde Politiker teilnahmen.
    Und zwar, als er sich bei ihr nach Berlusconi erkundigte, und sie, mit dem schönen Lächeln einer nordischen Frau, das wunderbarerweise die strengen Falten um ihren Mund einebnete, einem großen und wohlgeformten Mund, antwortete:
    – Ach, Berlusconi. Er ist so … perfekt italienisch!
    Genau. Das war der Schlüssel zu allem.
    Italien.
    Italien suchte einen Herrn.
    Italien suchte einen italienischen Herrn.
    Noch italienischer als Berlusconi konnte man nicht sein.
    Berlusconi würde der Herr Italiens werden.
    Carú verkniff sich jedes Zögern und jede Angst.
    Carú schrieb einen Artikel, den er irgendwo in einem File seines Computers versteckte. Er nannte den Artikel „Richtlinien für die Zukunft“ und schwor sich, dass dieser Artikel Geschichte machen würde.
    Italienische Geschichte.
    In dem Artikel prophezeite er für sein, für unser geplagtes Land den verdienten Frieden, der auf die Anarchie folgte.
    Er prophezeite, dass die Sonne Italiens wieder aufgehen würde.
    Er prophezeite das Kommen eines Mannes.
    Carú sagte sein Mitwirken bei allen Übertragungen ab und flog nach Mailand.
    Er wollte sich im richtigen Augenblick am richtigen Ort befinden. Und er war auch tatsächlich dort!

Die Unerbittlichen
1.
    Damit er sofort kapierte, was für ein Wind wehte, ließ Scialoja Giulio Gioioso seit dem Morgengrauen von zwei Männern beschatten.
    – Unternehmt alles, dass er euch bemerkt. Er soll den Druck spüren.
    Gehorsam waren die Jungs dem Mercedes vom Zentrum Mailands bis zum eleganten Herrenhaus im Herzen der grünen Brianza gefolgt, und zwar mit Blaulicht. Und jetzt kontrollierten sie mit provokantem Gesichtsausdruck, unrasiert und mit Zigaretten im Mundwinkel, pedantisch genau die Einladungen der illustren Gäste, die zur Party anlässlich des Geburtstags der kleinen Raffaella Donatoni gekommen waren.
    – Das ist nur zu Ihrer Sicherheit, antworteten sie mürrisch und unnachgiebig auf die immer erregter werdenden Proteste der beunruhigten gutsituierten Familien samt Kinderschar, schwarz oder grau gekleideten Kindermädchen und den Chauffeuren mit gut sichtbarem Kopfhörer. Mit gleichgültigem Achselzucken reagierten sie auf Versetzungsdrohungen und offene Beschimpfungen, die sie von der Versammlung der Unberührbaren einstecken mussten.
    Nach einem Wortwechsel mit Ilio war Maya auf sie zugekommen. Und du? Du hast keine Ahnung davon? Werden wir überwacht? Was zum Teufel ist hier los? Aber auch ihr gegenüber hatten Scialojas Jungs sich auf höhere Befehle berufen, um jede Diskussion im Keim zu ersticken.
    Scialoja, der über Funk auf dem Laufenden gehalten wurde, sah eine gute halbe Stunde bei dem ausgelassenen Fest zu, bis er die Nummer von Giulio Gioiosos Handy wählte.
    – Gioioso? Ich bin Nicola Scialoja. Ich muss mit Ihnen sprechen.
    – Kennen wir uns, Herr … Scialoja?
    Wir haben einen gemeinsamen Freund.
    – Ich glaube nicht, dass ich mich erinnere, tut mir leid.
    – Angelino Lo Mastro. Ich bin in zwanzig Minuten bei Ihnen.
    Als er ankam und erfuhr, dass der Fisch noch im Netz zappelte, befahl er den Jungs abzuziehen und ging breit grinsend der Dame des Hauses entgegen, die ihn wutschnaubend im Hof des Anwesens, neben einem Springbrunnen mit kitschigen, moosbewachsenen Putti, erwartete. Er stellte sich vor und reichte ihr die Hand, aber sie blieb mit verschränkten Armen stehen, finster und eiskalt. Eine wunderschöne Frau. Zweifellos mindestens fünfzehn, zwanzig Jahre jünger als ihr Mann.
    – Haben Sie dieses Affentheater da draußen angeordnet?
    – Tut mir leid. Es wurden uns verdächtige Bewegungen in der Zone gemeldet!
    – Und die suchen Sie hier, Ihre verdächtigen Bewegungen? Die Kinder sind zu Tode erschrocken!
    – Meine Männer haben das im Alleingang entschieden. Sie sind entsprechend zurechtgewiesen worden. Gestatten Sie mir, mich bei Ihnen zu entschuldigen und Ihnen meine Ergebenheit zu erweisen, Frau Donatoni.
    Ein etwas unbeholfener Handkuss und eine ganz gewiss spöttisch gemeinte Verbeugung. Na so was! Zuerst bricht er mit dem Kavallerieregiment

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