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Schmutzige Haende

Schmutzige Haende

Titel: Schmutzige Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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auch Staat haben enormen finanziellen Schaden erlitten. Tatsächlich war eine Investition von mehr als 30 Milliarden Lire für den Wiederaufbau der Torre dei Pulci und die Renovierung der Kirche SS. Stefano e Cecilia, der Uffizien und der beschädigten Gebäude vonnöten.
    Gewaltige Summen wurden auch ausgegeben, um die (zahlreichen) Bürger zu entschädigen, die ihr gesamtes Hab und Gut verloren und aus der Zone evakuiert werden mussten.
    Die von den Beamten durchgeführten Ermittlungen haben zweifelsfrei ergeben, dass die Explosion von einem hochexplosiven Sprengstoffgemisch ausgelöst wurde, das im Inneren eines Fiat Fiorino mit Florentiner Kennzeichen deponiert war.
    Genau vor der Torre dei Pulci wurde ein hinsichtlich Form und Größe eindeutiger, typischer Explosionskrater gefunden.
    Darüber hinaus wurden alle umliegenden Gebäude von einer Unmenge an strahlenförmig aus dem Krater geschleuderten Splittern „beschossen“, dabei kam es zu den typischen Auswirkungen der Druckwelle und des darauffolgenden Unterdrucks auf Menschen und Dinge (Zerstörung der Bauten in unmittelbarer Nähe der Explosion; Zerstörung der Bauten im näheren Umkreis; Personen- und Sachschäden auch in einem weiteren Umkreis, vor allem Hörschäden.)
    Was den verwendeten Sprengstoff anbelangt, so wurde ein Gemisch aus Petrit, Tritol, T4, Nitroglycerin, Nitroglykol und Dinitrotoluol verwendet.
    Was die Menge des verwendeten Sprengstoffs betrifft, so haben die Gutachter das Ladegewicht auf ungefähr 250 kg geschätzt.
    Im Fall der Via Georgofili wird das enorme Vernichtungspotenzial des Anschlags nicht nur vom effektiven Tod von fünf Personen belegt, sondern auch von der Tatsache, dass die Bombe in einer Wohngegend deponiert war, wo es gewiss auch noch eine größere Anzahl von Toten hätte geben können.
    Tatsächlich gab es auch zahlreiche Verletzte.
    Von der Explosion war ein ungefähr 12 Hektar großes Gebiet betroffen, das dem „historischen Zentrum“ von Florenz entspricht; ein ganzes Gebäude (die Torre dei Pulci) stürzte ein, ein weiteres (Via dei Georgofili Nr. 39) fing Feuer; viele Wohnungen in der Gegend mussten evakuiert und weitreichenden Renovierungsarbeiten unterzogen werden; denkmalgeschützte Gebäude und unschätzbare Kunstwerke wurden schwer beschädigt, Möbel und Einrichtungsgegenstände in vielen Wohnungen zerstört.
2.
    Eins, zwei. Die Mafiosi hatten Wort gehalten. Ein Mann, ein Denkmal. Ein paar Nebeneffekte, aber darum scherte sich niemand.
    Angelino und Stalin feierten mit Champagner im
Café de Paris
. Einem Lokal, das nach Ansicht Stalins etwas heruntergekommen war, das aber dem angestaubten Bild der Ewigen Stadt entsprach, das Angelino kultivierte.
    Costanzo war davongekommen, und auch das war eine gute Nachricht. Lang lebe Costanzo! Märtyrer hatte es schon zu viele gegeben. In diesem Fall erwies sich der Irrtum in der Phase der Ausführung als Segen hinsichtlich einer längerfristigen Strategie. Den Handlangern war gesagt worden, es habe sich um ein Attentat zu Beweiszwecken gehandelt.
    – Wir haben ihnen Angst eingejagt. Jetzt gehen sie uns nicht länger mit ihrer Kultur der Antimafia auf die Eier.
    Angelino Lo Mastro zündete sich eine Zigarette an und sagte, Scialoja risse sich den Arsch auf, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
    – Er lässt den armen Giulio Gioioso rund um die Uhr beschatten.
    – Und du?
    – Ich spreche nicht mehr mit dem Arschloch. Und auch die Compari denken so wie ich.
    Stalin rief den Kellner und bestellte einen Martini-Cocktail.
    – Auch ich hab was unternommen, Angelino.
    Stalin sagte ihm, er habe Botschaften verschickt, Drohbriefe, unterschrieben mit einem alten Kürzel –
Falange armata
. Er hatte den Boden bereitet. So funktionieren die Dinge. Indem man viele scheinbar unbedeutende Zeichen setzte, die dann ihren endgültigen Sinn in der Geste fanden.
    – Und was soll das für eine Geste sein?
    Angelino versuchte sehr, seiner Logik zu folgen; doch bei all seiner Intelligenz gelang es ihm nicht, die Logik seines Freundes zu verstehen. Stalin verspürte einen Anflug von Stolz; die Rede war von hoher Schule. Die Rede war von Vecchio!
    – Die Geste, die der
convenienza
entspricht. Du wirst schon sehen!
    Angelino überließ ihn seinen Gedanken, zum Abschied drückte er ihm die Hand und verteilte zu hohes Trinkgeld. Typisch. Am Grunde seiner Mafiaseele war irgendetwas Starres, das sich jeder Veränderung widersetzte.
    Stalin bestellte den x-ten Drink und blickte sich um.

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