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Schnabel, Andreas

Schnabel, Andreas

Titel: Schnabel, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod inclusive
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Schönheit schien unvergänglich zu sein. Sie war von edlem Wuchs, die Haltung aufrecht, ihr Blick voller Stolz und von einer selbstverständlichen Wärme, die er von arabischen Frauen her nicht kannte. Er war sich sicher, dass selbst siebzig Jungfrauen im Paradies nicht in der Lage wären, ihn so zu beeindrucken, wie dieses Wesen des Himmels es auf der Erde tat. Wenn es schon eine Frau sein musste, dann auf jeden Fall diese. Auch wenn er keine Ahnung hatte, wie er das seinem Kameraden und Freund Hakim klarmachen sollte.
    »Nun mein Sohn, gefällt sie dir?« Sheik Omar war geradezu geräuschlos in das Zelt seines Neffen getreten und hatte ihn in das Foto vertieft vorgefunden. Yussuf sprang von seinem Lager auf, um sofort wieder vor seinem Onkel niederzuknien, der seinen Handkuss lächelnd entgegennahm. Yussufs Vater war der jüngere Bruder des Sheiks und diente als Generaloberst bei der algerischen Armee. Als Mitglied des Generalstabes war er einer der Führer der westlichen Welt Algeriens, während Sheik Omar als sogenannte graue Eminenz vieler Beduinenstämme galt. Ohne Armee ging in Algerien gar nichts, aber ohne die Beduinen auch nicht, und so war der Clan der Al Madgier mit Macht und Einfluss von beiden Seiten gesegnet. »Ein Stündchen wirst du dich noch gedulden müssen, bevor dir deine Braut zugeführt werden kann.«
    »Lieber Oheim.« Yussuf erhob sich, gab aber acht, dass er seinen Onkel an Höhe nicht überragte. »Was bedeutet schon eine weitere Stunde in der Finsternis, wenn einen die Morgenröte im Paradies erwartet?«
    »Selbst die Morgenröte wird irgendwann vergehen. Ein schönes Weib ist nicht dafür geschaffen, den Boden zu fegen und Couscous zuzubereiten oder Hammelaugen zu kochen. Du brauchst noch ein bis zwei weitere Frauen für diese alltäglichen Arbeiten.«
    Obwohl Yussuf ergeben nickte, gab es keinen Gedanken, der ihm ferner lag, als sich auch noch mit einer weiteren Frau zu belasten. »Es sei, wie du sagst, Onkel. Du hast sicher schon eine für mich ausgewählt?«
    »Du wirst einmal ein weiser Mann, mein Sohn, dazu würdig, mein Nachfolger zu werden. Ich habe in der Tat eine junge Frau für dich im Sinn, es ist die Tochter eines befreundeten Sheiks. Sie ist gerade zum ersten Mal erblüht, hat also genau das richtige Alter, sodass du sie in deinem Sinne formen kannst.«
    »Möchtest du weitere hundert Goldpfunde für sie?«
    »Nein. Betrachte sie als Dank dafür, dass du etwas für die Familienpolitik getan hast, als Zugabe.«
    *
    Zu dem Verleiher, von dem der Tote den C3 gemietet hatte, waren es von der Villa Sirena nur ein paar Schritte. Die Seniorchefin begrüßte den Residente wie einen alten Freund.
    »Señor Berger, como estás, qué tal ?«
    » Mui bien , Señora, mir geht es doch immer gut.«
    »Wenn es Ihnen nicht gerade schlecht geht.« Sie lachte ihn an. »Was zieht Sie in meinen bescheidenen Laden, Señor? Ist Ihr Auto wieder kaputt?«
    »Nein, Señora, das hier«, er zeigte auf den Comisario, »ist Cristobal García Vidal von der Policía National. Leider kommen wir dienstlich.«
    »Ist etwas mit einem unserer Autos?«
    »Sie haben vor ein paar Tagen einen schwarzen C3 Diesel an einen gewissen Guntram von Michelsen vermietet.«
    Sie nickte. »Sí, Señor. Der Mann wohnt in der Villa Sirena. Gab es einen Unfall?«
    »Nein, Señora. Mit dem Wagen ist alles in Ordnung. Nur leider haben wir Señor Michelsen tot in der Cala S’Almunia treibend aufgefunden.«
    Ihr war der Schrecken ins Gesicht geschrieben. »Mein Gott, ein Badeunfall?«
    »Es sieht ganz so aus, Señora.« Der Comisario übernahm nun das Gespräch. »Wir haben gehört, dass Señor von Michelsen hier auf Mallorca eine Familienangehörige besuchen wollte.«
    »Sí, Señor, seine Schwester. Er wollte sie zum Geburtstag überraschen. Er fragte mich nach einem Finca-Hotel, das irgendwo zwischen S’Alqueria Blanca und Porto Petro sein sollte.«
    García Vidal war erstaunt. Er kannte diese Gegend, aber dort war keine Finca, die zu einem Hotel umgebaut worden war. »Konnten Sie ihm weiterhelfen?«
    »No, Señor, leider nicht. In der Gegend ist zwar ein Wellness-Zentrum errichtet worden. Dort gibt es Ayurveda-Seminare, und man kann sich alle nur erdenklichen Schönheitspackungen machen lassen. Aber ob die dort auch einen Hotelbetrieb haben, weiß ich nicht.« Während sie sprach, machte sie von allen Dokumenten aus dem Ordner Kopien und reichte sie García Vidal. »Das ist alles, was ich über Señor von Michelsen habe.

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