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Schnabel, Andreas

Schnabel, Andreas

Titel: Schnabel, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod inclusive
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Ben Ahat, dem Hodscha der islamischen Gemeinde von Palma de Mallorca, dem christlichen Glauben abzuschwören und aus freiem Willen zum Islam überzutreten.« Er machte eine Pause und blickte zu der Frau, die ihm gegenüber saß. »Wenn dem so ist, Señora von Siehl, dann bestätigen Sie das bitte.« Sie reagierte nicht. Sie sah ihn zwar an, aber Broix hatte das Gefühl, dass ihr Blick glatt durch ihn hindurchging.
    »Halten Sie sich an die Absprache«, wies ihn einer ihrer Begleiter an. »Sie müssen sagen: Wenn Sie dem zustimmen, antworten Sie bitte mit: ›Ja, ich will.‹«
    »Ja, ich will«, sagte die Frau mit leiser Stimme.
    »Sie muss es aber sagen, wenn ich sie frage«, protestierte Angel Broix.
    »Dann fragen Sie sie richtig, und sie macht es.«
    Broix sah sie an. »Also wollen Sie?«
    Wieder schien es ihm, als sähe er in zwei tote Augen.
    »Herrgott noch mal«, fluchte der Begleiter. Er wurde zusehends ungeduldig. »Ist das denn so schwer? Sie müssen sie so fragen, dass sie mit ›Ja, ich will‹ antworten kann.«
    »Ja, ich will«, echote die anscheinend ziemlich benebelte Dame.
    Angel Broix nahm irritiert die Lesebrille von der Nase. »Hören Sie mal, ist Señora von Siehl überhaupt bei sich?«
    Der Begleiter griff in die Innentasche seines Sakkos, zog einen dicken Umschlag heraus und schob ihn über den Tisch. Obwohl der Notar sicher sein konnte, dass er in seinem eigenen Büro unbeobachtet war, blickte er scheu nach links und rechts, bevor er hastig nach dem Kuvert griff und es vom Tisch auf seinen Schoß zog. Mit geübten Fingern öffnete er den Umschlag auf einer Seite und vergewisserte sich, dass der Inhalt ausreichte, um sein Gewissen zu beruhigen. Er setzte seine Brille wieder auf und versuchte es erneut.
    »Señora von Siehl, wenn Sie dem Christentum abschwören und dem Islam beitreten wollen, sagen Sie bitte: ›Ja, ich will.‹«
    »Ja, ich will«, kam es sofort von ihr.
    Der Notar hatte das gute Gefühl, dass erneute Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit der Dame seine Dienstleistung noch etwas teurer machen könnten. »Und wenn Sie der festen Meinung sind, die Kaiserin von China zu sein, und sofort eine rosa Elefantendame auf grün gepunktetem Toast serviert bekommen möchten, antworten Sie bitte mit: ›Ja, ich will.‹«
    Das Echo kam prompt.
    »Sehen Sie«, schimpfte er, »mit dieser vollgedröhnten Person könnten wir hier den größten Quatsch beurkunden.«
    Der Begleiter griff erneut in die Innentasche seiner Jacke und entnahm ihr einen zweiten Umschlag.
    Blitzschnell wechselte auch dieses Kuvert den Besitzer. Doch diesmal befühlte Broix es nur und befand den Inhalt schon vom Gewicht her als aussagekräftig genug.
    Der Begleiter griff ein drittes Mal in sein Sakko, zog eine Pistole aus einem Schulterhalfter und legte sie vor sich auf den Tisch. »Hier habe ich ein Gutachten, das der Dame endgültig geistige Gesundheit bescheinigt. Aber ich denke mal, das wollen wir beide nicht bemühen?«
    »Nein«, krächzte Broix. »Ich denke, der erforderliche Papierkram ist bereits erledigt.« Er hatte Mühe, sich auf seinen Text zu konzentrieren, und schaute immer wieder wie elektrisiert auf die Schusswaffe. »Dann werde ich jetzt weiterlesen.«
    »Wenn Sie so freundlich sein wollen«, erwiderte der Begleiter überspitzt höflich.
    »Des Weiteren werde ich die natürliche Vormachtstellung des Mannes im Islam als für mich bindend anerkennen und all meine irdischen Güter und Barschaften meinem zukünftigen Ehemann zu seiner alleinigen Verfügung übereignen. – Wenn das nach wie vor Ihr Wunsch ist, Señora von Siehl, antworten Sie bitte mit: ›Ja, ich will.‹«
    »Ja, ich will«, kam es wieder völlig emotionslos von der abwesend wirkenden Frau.
    Angel Broix schob die vorgelesene Erklärung zur Seite und lächelte erleichtert. »Dann sollten wir mit der Eheschließung durch Hodscha Ben Ahat beginnen.«
    Auf ein Handzeichen des Begleiters begann der Hodscha mit seiner kurzen Zeremonie, die aus einem circa einminütigen Wortschwall bestand. Ein junger Mann, der die ganze Zeit über stumm am Tisch gesessen hatte, nickte kurz, und damit schien die Trauung beendet. Ein dritter Umschlag verschwand im Umhang des islamischen Geistlichen.
    »War das alles?«, erkundigte sich Angel Broix erstaunt.
    »Wir haben uns, auch in Ihrem Interesse, auf das Nötigste beschränkt«, antwortete der Begleiter.
    »Aber sie hat doch gar nicht ›Ja, ich will‹ gesagt.«
    »Ihr Mann will, und das hat er dem Hodscha

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