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Schnabel, Andreas

Schnabel, Andreas

Titel: Schnabel, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod inclusive
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hatte trotz seines wilden Äußeren ein Herz aus Gold.
    Seit einigen Monaten war da außerdem Esmeralda, ein fünfjähriges kleines Flüchtlingsmädchen, das von Carmen und Tomeu vom Fleck weg adoptiert worden war, als sie sie zum ersten Mal gesehen hatten. Esmeralda war der Sonnenschein des gräflichen Finca-Clans und hatte alles, was dort kreuchte und fleuchte, fest im Griff, vor allem Rosas Tante, die Großherzogin Auguste von Schleswig-Holstein Gottorf. Die sonst so resolute alte Dame war wie Wachs in den Händen dieses entzückenden Mädchens. Das Gleiche galt für Anatol, ihren Butler und Lebensgefährten.
    Komplettiert wurde der gräfliche Haushalt durch Shakespeare, Tomeus ebenfalls riesigen Irischen Wolfshund, und Filou, Rosas Haus-und Hofschwein. Seit sie ihn als kleines Ferkel aufgenommen hatte, folgte ihr das Tier auf Schritt und Tritt – bereit, sich mit einem infernalischen Quieken auf jeden zu stürzen, der seiner Herrin Böses wollte. Filous Mut und Spürsinn hatten der Gräfin schon manches Mal aus einer gefährlichen Situation geholfen.
    Zur Familie gehörten, obwohl nicht auf der Finca wohnhaft, auch Comisario Principal Cristobal García Vidal von der Policía National und Angela Bischoff, seine Freundin und Kollegin von der Kripo Köln, die als Verbindungsbeamtin der spanischen Kollegen zu den deutschen Behörden nach Mallorca abgestellt war. Der Comisario war nicht nur Bergers engster Freund, sondern auch sein Hauptarbeitgeber, und die beiden waren meist damit beschäftigt, gemeinsam die kniffligsten Fälle zu lösen.
    Nun saßen sie wieder einmal in ganz großer Runde in der Bar Sa Plaça, die von dem Mallorquiner Bernardo zusammen mit seiner Familie geführt wurde. Hier gab es nicht einfach nur einen guten Milchespresso, sondern den besten »Cortado« der Welt, und nur derjenige, der diese kleine Köstlichkeit einmal in seinem Leben probiert hat, kann erahnen, warum es Berger und seine Freunde so oft herzog.
    Immer, wenn Esmeralda mit einem Verbot oder einer Anweisung ihrer Eltern nicht einverstanden war, kuschelte sie sich bei der Gräfin oder dem Residente ein. Diesmal war es Berger, dem diese »Ehre« zuteil wurde.
    »Esmeralda, mein Schatz, heute Abend gibt es nun mal Fisch«, sagte er, »und du wirst ohne zu meckern mitessen. Fisch aus der See ist wichtig für den Menschen, da er Omega-3-Fettsäuren enthält.«
    Damit war die Fragestunde, mit der Esmeralda einen nahezu um den Verstand bringen konnte, eröffnet. »Was ist Omega-3?«
    »Das ist ein Name für Fettsäuren.«
    »Wozu sind die?«
    »Ohne die können Menschen nicht leben. Die muss man essen.«
    »Und was passiert, wenn man die nicht isst?«
    »Dann stirbt man aus, wie die Neandertaler.«
    »Was sind Neandertaler?«
    »Ausgestorbene Urmenschen.«
    »Was sind Urmenschen?«
    »Omas und Opas, die schon ganz lange tot sind.«
    »Wie lange?«
    Ein verzweifelter Blick des Residente ging zur Gräfin. »Könnte mich bitte jemand vor einem Kindsmord schützen«, raunte er, »und dieser entzückenden Geisel der Menschheit ein Eis kaufen?«
    Die Kleine hatte ihn fest am Haken. »Wie lange?«, wiederholte sie.
    »Ganz, ganz, ganz, ganz lange.«
    Esmeralda überlegte. »Und alle, die keinen Fisch essen, gehen tot?«
    Berger nickte ernst.
    »Sind Mama und Papa deswegen gestorben, weil es in der Wüste keine Fische zu essen gab?«
    Berger strich ihr zärtlich durchs Haar. »Genau, mein Schatz. Das ist der Grund.«
    »Und warum hat mir der liebe Gott dann euch geschickt und keinen Fisch?«
    »Weil wir dafür sorgen, dass du nachher mit Tomeu zusammen Fisch kaufen kannst. Und weil dich Gott ganz besonders lieb hat, hat er auch dafür gesorgt, dass dir Tomeu jetzt gleich auch noch ein großes Eis kaufen kann.«
    »Ist in Eis auch Omega-3?«
    Die Großherzogin griff ein. »Geh mit Tomeu, mein Engel, und koste das Eis, das er dir kauft. Wenn es ganz besonders gut schmeckt, dann ist da auch Omega-3 drin.«
    Das Gesicht der Kleinen hellte sich auf. Sie machte eine paar Schritte auf Tomeu zu und zog ihn an einer Hand aus seinem Stuhl. »Komm, wir wollen Eis kaufen.«
    Als die beiden vor der Eisvitrine standen, platzte die Gräfin heraus: »Wie kommen Sie dazu, dem Kind so etwas zu erzählen? Dass seine Eltern tot sind, weil es in der Wüste keinen Fisch gegeben haben soll, ist Schwachsinn. Auch bei Kindern sollte man immer bei der Wahrheit bleiben.«
    Berger rollte mit den Augen. »Stimmt, ich hätte es so formulieren sollen: Weißt du Esmeralda, als

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