Schnappschuss, Kuesse & das große Chaos
war ⦠Ben!
Jesse winkte wie wild und deutete auf zwei Plätze, die er ihnen freigehalten hatte.
»Mel und Ben? Das gibt es ja wohl nicht. Ihr elenden Geheimniskrämer!«, schimpfte Franse lachend.
Jesse sah sie unschuldig an. »Wieso?«, fragte er. »Du hättest mich doch einfach fragen können. Aber du warst ja anscheinend mit anderen Dingen beschäftigt.«
Franse kniff ihn zur Strafe ins Bein und begrüÃte Mel, die ihr strahlend zuwinkte.
»Wir waren noch in der Schokobar«, flüsterte Mel strahlend. »Irgendwie haben wir uns dort total verquatscht.«
Nachdem sich alle mit einem Getränk versorgt hatten, ergriff Herr Kermann das Wort. Er bedankte sich, dass so viele gekommen waren. Die Gäste klatschten brav Beifall.
Herr Kermann grinste ein wenig nervös. Frau Förster lächelte ihm aufmunternd zu, und Franse stellte fest, dass die beiden ein wirklich nettes Paar waren. Auch Lilli strahlte über das ganze Gesicht und schien sich mit dem neuen Freund ihrer Mutter abgefunden zu haben.
»Später können Sie sich ein bisschen stärken und â wenn Sie mit der heutigen Musik etwas anfangen können â auch das Tanzbein schwingen. Aber jetzt kommen wir erst einmal zum ersten Höhepunkt des heutigen Abends: der Preisverleihung.« Während er den anwesenden Familien erklärte, was die Aufgabe der Schüler gewesen war, hantierte Frau Förster mit einem Laptop. Im nächsten Moment liefen über einen groÃen Fernseher, den Herr Kermann auf einen Tisch mitten auf der Terrasse gestellt hatte, die passenden Bilder. So konnten alle Besucher die Schüler beim Schminken, in ihren Kostümen und bei den ersten Fotografierversuchen verfolgen.
Franses Mutter schüttelte sich vor Lachen, als sie ihre Tochter mit verkniffenem Mund auf dem Rennrad entdeckte.
Nachdem alle wieder zur Ruhe gekommen waren, fuhr der Lehrer fort. »Es gibt heute Abend Preise in drei Kategorien«, erklärte er. »Preis Nummer eins geht an das beste Model. Preis Nummer zwei geht an den besten Fotografen oder die beste Fotografin. Und Preis Nummer drei ist eine Auszeichnung für das am besten bearbeitete Foto; dieser Preis geht also an einen Teilnehmer der Foto- AG .«
Aufgeregtes Geflüster huschte durch die Reihen, als Herr Kermann Lillis Mutter ein Zeichen gab. Die flitzte ins Wohnzimmer und kam in Begleitung eines kleinen, rothaarigen Mannes zurück.
»Das ist Martin Volkerts«, erklärte Herr Kermann. »Ihm gehört das Fotogeschäft in der Innenstadt und gemeinsam haben wir die Idee mit dem Werbeplakat entwickelt.«
Tosender Beifall brandete auf. Das also war der Kunde, von dem Herr Kermann in den letzten Wochen so oft gesprochen hatte. Der Mann verbeugte sich höflich.
»Herr Volkerts hat mir auch geholfen, die Preisträger auszuwählen«, erklärte Herr Kermann. »Ich wollte sicher sein, dass ich nicht parteiisch bin.«
Wieder bekam Frau Förster ein Zeichen und sie stellte den Computer wieder an. Jetzt flimmerten in rasender Geschwindigkeit alle von den Schülern gemachten Fotos über den Bildschirm.
»Preis Nummer eins«, rief Herr Kermann, »für das beste Model, das sich trotz widriger Umstände während des Shootings ständig weiterentwickelte und die Anweisungen des Fotografen am besten umsetzen konnte, geht an ⦠Thea Güldenring!«
Die Gäste klatschten laut Beifall. Franse war enttäuscht. Lilli hatte sich so angestrengt und ihre Fotos waren einfach traumhaft schön geworden. Sie spürte, wie auch Lilli enttäuscht neben ihr zusammengesackt war.
»Du warst viel besser, finde ich«, tröstete Franse, während Thea mit gespielter Ãberraschung ihren Preis entgegennahm. Es war ein überdimensional groÃer Druck ihres Fotos.
»Theas Bild ist wirklich toll geworden«, gab Lilli zu. Und sie hatte recht. Thea war unter der Führung von Herrn Kermann über sich hinausgewachsen. Sie hatte ihre überhebliche Miene abgesetzt und wirkte natürlich, fast verletzlich.
Nachdem Thea sich wieder gesetzt hatte, ergriff Herr Kermann erneut das Wort. »Der zweite Preis geht an den besten Fotografen.« Franse hielt den Atem an und presste die Hände zu Fäusten. Ob ihr Foto von Lilli diesmal berücksichtigt wurde? Doch auf dem Fernseher erschien ein Foto von einem Mädchen aus dem neunzehnten Jahrhundert. Es sah unheimlich schön aus.
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