Schnappschuss, Kuesse & das große Chaos
Fest. Keiner merkte, dass die Glocke läutete und Herr Kermann zufrieden lächelnd die Klasse verlieÃ. Erst der fragende Blick des Biologielehrers brachte sie schlieÃlich langsam auf den Boden des Schulalltags zurück.
In den folgenden Tagen arbeitete die Fotogruppe nachmittags fieberhaft daran, die Fotos für die Kundenpräsentation vorzubereiten. Gemeinsam mit Herrn Kermann wählten sie von jedem Schüler mindestens ein Bild aus, um es zu bearbeiten. Franse arbeitete sogar abends zu Hause am Computer ihrer Mutter, bis sie vor Müdigkeit fast auf die Tastatur fiel. Das Bild von Bison hatte sie nach unzähligem Ãberarbeiten an Herrn Kermann abgegeben. Lilli und Jesse waren begeistert gewesen, Herr Kermann hatte jedoch nicht mehr als »Hm, interessant« gemurmelt. Franse war zutiefst enttäuscht. Sie hatte geglaubt, etwas Besonderes geleistet zu haben. Sie versuchte jedoch, sich davon nicht allzu sehr herunterziehen zu lassen. Stattdessen arbeitete sie umso härter und versuchte die Anregungen des Lehrers so gut wie möglich umzusetzen. Immer hatte sie sich gewünscht, an einem seiner Kurse teilnehmen zu können. Jetzt hatte sie die Gelegenheit, unter Anleitung eines Profis zu arbeiten, und das würde sie ausnutzen.
Als sie jedoch den zweiten Abend in Folge ohne Abendessen ins Bett gehen wollte, sprach Herr Caspari ein Machtwort: »Franziska, es reicht«, sagte er. »Es kann nicht sein, dass eine auÃerschulische MaÃnahme dich an den Rand deiner Kräfte bringt.«
»Aber Papi«, wollte Franse widersprechen, doch ihr Vater lieà sie nicht zu Wort kommen. »Du isst nicht mehr richtig und bekommst nicht genug Schlaf. Mami und ich sind der Meinung, dass die Schule vorgeht. SchlieÃlich habt ihr vor den Ferien noch zwei Klassenarbeiten zu schreiben!«
Franse schwieg. Ihren Vater hätte sie vielleicht noch umstimmen können. Aber wenn ihre Mutter die Finger mit im Spiel hatte, gab es gegen die Entscheidung kein Ankommen.
»Du kannst weiterhin bei den Treffen der Foto- AG an den Bildern arbeiten«, fuhr Herr Caspari etwas versöhnlicher fort. »Aber hier zu Hause kümmerst du dich um deine Hausaufgaben und erholst dich von der Schule.«
Franse schluckte, protestierte jedoch nicht. Irgendwie war sie sogar erleichtert. Denn seit sie ständig vorm Computer saÃ, taten ihr oft die Augen weh und die Mathearbeit letzten Donnerstag hatte sie auch in den Sand gesetzt.
So hatte Franse auf einmal wieder mehr Freizeit. Einen groÃen Teil davon verbrachte sie mit Jesse. Turbo war glücklich, wieder regelmäÃiger aus dem Tierheim geholt zu werden. Und Franses Appetit war schon nach wenigen Tagen zurück.
SchlieÃlich waren auch die letzten Fotos bearbeitet und an die Druckerei gegeben. AuÃer Herrn Kermann wusste aber niemand, wie das fertige Plakat aussehen würde.
»Ein Künstler muss schlieÃlich ein paar Geheimnisse haben«, pflegte er zu sagen, wenn die Fotogruppe ihn wieder bat, sie einen Blick auf das fertige Werk werfen zu lassen.
In den letzten Kunststunden lernte die ganze Klasse viel über Fotografie, berühmte Fotografen und ihre kleinen Tricks.
Es folgten die letzten Klassenarbeiten und die meisten Lehrer teilten den Schülern bereits im Vorfeld die Zeugnisnoten mit. Franse wusste, dass die letzte Mathearbeit ihr die Note versaut hatte. Doch es war ihr egal. Alle anderen Zensuren waren völlig okay und ihre Eltern würden ihr wegen der schlechten Mathezensur nicht den Kopf abreiÃen.
Trotzdem gab es am letzten Schultag noch eine schöne Ãberraschung. Alle Schüler der Klasse hatten mindestens ein »gut« in Kunst bekommen.
»Alle haben bewiesen, dass sie im Team arbeiten und sich an Vorgaben halten können«, hatte Herr Kermann argumentiert. »Jeder hat auf seine Weise Interesse an unserem Vorhaben gezeigt und sich und seine Persönlichkeit eingebracht.«
Alle hatten gejubelt, sogar Bison!
Langsam aber sicher rückte die Gartenparty bei Herrn Kermann in greifbare Nähe. »Nur noch zwei Tage«, jammerte Lilli, als sie mit Franse nach der Zeugnisvergabe nach Hause ging. »Und ich weià immer noch nicht, was ich anziehen soll.«
»Was ist denn mit deinem neuen Rock?«, fragte Franse.
»Ich glaube, darin sehe ich dick aus«, befürchtete Lilli.
»Wieso bist du eigentlich so aufgeregt?«, wollte Franse wissen. Und fügte mit gespielt
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