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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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sah ihn fragend an. »Hal, du müsstest dich selber mal hören.« Pause. »Robert hat also auch Kopien davon erhalten, stimmts? Zusammen mit einer Geldforderung?«
    Challis wollte dies weder bestätigen noch dementieren. »Ich muss die Kopien sehen, die du bekommen hast. Wir müssen sie und den Umschlag auf Fingerabdrücke untersuchen. War ein Brief dabei?«
    »Ja. Aber der Absender wird sicherlich keine Fingerabdrücke hinterlassen haben.«
    »Trotzdem«, sagte Challis.
    »Glaubst du, der Mörder wars? Ich dachte erst, es wäre ein Polizist.«
    »Nein.«
    Tessa seufzte. »Ich mache dir Kopien davon.«
    »Was stand denn in dem Brief?«
    »Er bezog sich auf den Artikel über Swingerpartys und forderte fünftausend Dollar für die Informationen, wer die Männer auf den Bildern sind und unter welchen Umständen die Bilder aufgefunden wurden. Die anderen haben auch Forderungen erhalten, oder? Der Typ will so viel Geld wie möglich aus den Fotos schlagen.«
    »Normalerweise ist es mir egal, was du druckst«, sagte Challis, »aber wenn du diese Fotos veröffentlichst oder sie auch nur erwähnst, gefährdest du die Ermittlungen.«
    Nun spielte auch Tessa mit dem Essen auf ihrem Teller herum. »Gehörte Janine McQuarrie zur Swingerszene?«
    »Du weißt, das kann ich dir nicht sagen.«
    »Es wird der Familie nicht gefallen, was ich in der morgigen Ausgabe über Janine geschrieben habe.«
    »Was denn?«
    »Janine war eine schlechte Therapeutin, sie hat sich mit Leuten angelegt, sie hatte Vergnügen daran, Männer zu provozieren und sie als Vergewaltiger zu beschimpfen, und sie führte ihre Unterlagen schlecht. Mit anderen Worten, sie hat wahrscheinlich Feinde gehabt.«
    Challis lächelte sie an: »Das triffts im Großen und Ganzen.«
    »Ich brauche einen großen Knaller«, sagte Tessa, »bevor ich aufhöre.«
    »Was ist mit Mead und dem Internierungslager?«
    Tessa schüttelte den Kopf und drehte ihre Gabel in einem Gewirr aus Tagliatelle. »Die Story ist mausetot.« Nach einer kurzen Pause fügte sie an: »Er hat mich gewarnt, weil ich bei seiner Frau war.«
    Challis lächelte. »Ich habe Lottie Mead mal bei irgendeinem Empfang erlebt. Sie kam mir nicht sonderlich gesprächig vor.«
    »Stimmt.«
    »Hör mal, Tessa, wirst du die Fotos abdrucken oder sie erwähnen?«
    Sie machte ein mürrisches Gesicht. »Vielleicht, wenn das alles vorüber ist.«
    Challis wollte ihr helfen. Aber noch konnte er ihr keinen Hinweis auf jemanden geben, nicht mal auf Anton und Laura Wavell, nicht solange sie und ihre Partygäste möglicherweise in den Mordfall Janine McQuarrie verwickelt waren. Wenn Tessa jetzt mit ihnen redete, dann würden sie ihr und der Polizei gegenüber bestimmt schweigen wie Austern, nur über einen Anwalt kommunizieren und sich betrogen fühlen. Also murmelte er stattdessen etwas völlig Belangloses und fuhr sie eine halbe Stunde später nach Waterloo. Die Lüftung des Triumph funktionierte nicht, die Windschutzscheibe beschlug, also musste er die Klimaanlage einschalten, was wiederum Tessa dazu zwang, sich in Mantel, Schal und Handschuhen zu vergraben, aber sie wollte sowieso nicht mit ihm reden. »Was ist nur mit den Heizungen in diesen alten britischen Wagen los?«, fragte sie, als sie vor ihrem Haus hielten.
    Das sagte sie leichthin, wohl um ihren Kummer zu verbergen und ihn nicht weiter zu quälen, nahm Challis an. Er beschloss, die Frage ganz wörtlich zu nehmen. »Sie brauchen eine Weile zum Aufwärmen.«
    »Manche tun das nie«, sagte Tessa spitz und stieg aus.
    Challis schaute ihr nach, wie sie den Bürgersteig überquerte und auf ihre Haustür zuging. Sie wirkte ganz unförmig in ihrem Mantel, und ihr Haar hatte sich durch den hochgeklappten Kragen in schwarze Falten gelegt. Challis wusste, dass sie hinter dieser Tür ihren Mantel ablegen und sich wieder in eine schlanke, zielstrebige Person verwandeln würde, doch im Augenblick wirkte sie verfroren, müde und beladen. Er schaute ihr nicht länger nach, sondern fuhr mit röhrendem Auspuff davon.
     
    Der Befehl lautete: keine Schüsse diesmal. Es sollte wie ein Unfall aussehen. Vyner hatte sich für Ertrinken im Mangrovensumpf hinter dem Haus des Opfers entschieden. Eigentlich schade, jemanden erschießen geht schnell und ist relativ sauber. Andererseits würde er sich eine neue Pistole beschaffen müssen, wenn er sie erschoss, denn seine Quelle bei der Navy war ja versiegt.
    Für alle Fälle hatte er seine dritte und letzte Browning bei sich.
    20 Uhr 45. 21 Uhr.

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