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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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»Zu Hause.«
    »Haben Sie dafür Zeugen?«
    Lowry gähnte noch einmal wie ein Löwe. »Hab mir ’ne Pizza kommen lassen.«
    »Wann?«
    »Weiß nicht. Irgendwann.«
    »Anrufe entgegengenommen oder getätigt? Besuch? Besuche im Schnapsladen?«
    Lowry, der unrasiert war und heftig nach Alkohol roch, schüttelte den Kopf. »Muss wohl vor der Glotze eingepennt sein.«
    Scobie Sutton stellte eine typische Scobie-Sutton-Frage: »Sie haben getrunken?«
    »Ja.«
    »Viel?«
    »Schon. Hören Sie, worum gehts? Ich bin fix und fertig, ich muss ins Bett.«
    »Tessa Kane hat Ihnen ein paar Fragen gestellt, nachdem wir Sie am Freitag haben laufen lassen«, sagte Challis kurz.
    »Dieses Miststück. Ist wieder über mich hergezogen, hm?«
    Unter den deprimierenden und klaustrophobischen Bedingungen des Befragungszimmers mitten in der Nacht wurde Challis immer angespannter. Bilder von Tessas leblosem Körper, ihrem Gesicht, schlamm- und blutverschmiert, zogen vor seinem geistigen Auge vorbei, und er strengte sich an, seine Stimme ruhig zu halten. »Sie drohen ihr nun schon eine ganze Weile.«
    Lowrys Augenlider flatterten. »Keine Ahnung, was Sie meinen.«
    »Ich glaube doch. Anrufe, Drohbriefe, Steine durch ihre Scheiben, aufgeschlitzte Reifen.«
    »Das war ich nicht, niemals.«
    Scobie beugte sich über den Tisch voller eingeritzter Initialen, Macken und Kaffeeränder, eine Kalligrafie der Verzweiflung. »Sie hegen doch schon seit geraumer Zeit einen Groll gegen Ms. Kane.«
    »Dieses Miststück hasst doch jeder.«
    »Nennen Sie sie nicht Miststück«, sagte Challis mit bedrohlich klingender Stimme. Er war kurz davor, die Nerven zu verlieren.
    Scobie warf ihm einen warnenden Blick zu und schlug eine Akte auf. »Ende letzten Jahres brachte Ms. Kane eine Reihe von Artikeln über eine Gruppe namens ›Fathers First‹. Sind Sie dort Mitglied, Mr. Lowry?«
    »Na und? Das ist doch nicht verboten.«
    Challis schaltete sich erhitzt ein. »Ihre Frau sucht eine Familientherapeutin auf, um über den Zustand ihrer Ehe zu reden – über den gewalttätigen Zustand, um genauer zu sein –, verlässt sie kurz darauf und nimmt die Kinder mit. Ihr wird das alleinige Sorgerecht zugesprochen. Sie schließen sich ›Fathers First‹ an, diesem bunt zusammengewürfelten Haufen von Männern, die ihre Frauen schlagen, einem Haufen, der Familienrichtern droht. Tessa Kane bringt einen Artikel über Sie und macht darin deutlich, was für eine jämmerliche Gestalt Sie sind. Später erfährt sie, dass Sie Janine McQuarrie bedroht haben, und stellt Ihnen Fragen danach.«
    Lowry lehnte sich zurück und breitete die Arme aus, um anzudeuten, dass das doch alles schon bekannt sei.
    »Zwei starke Frauen fordern Sie heraus, und nun sind beide ermordet worden.«
    Lowry erstarrte, sein Blick schoss hin und her, er schluckte mühsam und krächzte: »Beide ermordet? Die Zeitungsschlampe auch?«
    »Nennen Sie sie nicht so«, fauchte Challis. »Sie wurde heute Abend erschossen, und wir werden herausfinden, ob Sie damit zu tun haben.«
    Noch immer fühlte Challis sich wie betäubt. Tessa hatte es nicht verdient, so zu sterben, hatte nicht verdient, überhaupt zu sterben, hatte es vor allem nicht verdient zu sterben, wo doch die Dinge zwischen ihnen so unfertig und angespannt waren. Er hatte sie enttäuscht – genauso, wie er seine Frau enttäuscht hatte. Er hatte sich nicht um die beiden Frauen gekümmert, und nun waren sie tot.
    »Ich war den ganzen Abend zu Hause«, stotterte Lowry. »Ich habe sie ja vielleicht gehasst, aber ich wollte doch nicht, dass sie tot ist. Ich mein … Himmel noch mal …«
    »Außerdem wurde einer meiner Detectives verwundet, Ray«, fügte Challis hinzu. »Sie wissen ja, wir schützen unsere Leute. Wir können sehr rachsüchtig sein.«
    Lowry reckte ihm seine Hände hin. »Untersuchen Sie mich auf Schmauchspuren oder was auch immer, falls Sie mir nicht glauben.«
    »Nun, Sie waren ja vielleicht zu Hause, aber was ist mit Ihren Kumpanen?«
    »Ich will einen Anwalt«, sagte Lowry.
     
    Bei Robert McQuarrie kamen sie erst gar nicht so weit.
    »Ich habe Georgia um acht ins Bett gebracht, hab ihr eine Weile vorgelesen, bin dann in mein Arbeitszimmer gegangen, wo mich dann Ihre grobschlächtigen Kollegen verhaftet haben.«
    »Sie sind nicht verhaftet worden, Robert.«
    »Ja, ja«, raunzte McQuarrie, »ich helfe nur bei den laufenden Ermittlungen.«
    »Gibt es Zeugen für Ihre Anwesenheit heute Abend?«
    »Meine Schwägerin.«
    »Die Sie und Ihre

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