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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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dass die psychologische Betreuung wohl nicht recht geholfen hatte.
    Sie spürte, dass Tank sie anstarrte, was ein kurzer Blick zur Seite bestätigte. Es irritierte sie zu spüren, wie Tank eine merkwürdige mürrische Hitze abzugeben schien. Er fragte: »Könntest du so was machen?«
    »Was?«
    »Na, was diese Zeitungsschnepfe gemacht hat, Sex mit ’nem Haufen Typen haben, wenn alle zuschauen.« Er legte den Kopf zur Seite und betrachtete sie eingehend. »Nee, das glaub ich nicht.«
    So als wollte er sie herausfordern in der Hoffnung, dass sie sich ärgerte und zurückschlug. »Sie hat mit niemandem Sex gehabt. Sie war als Reporterin dabei.«
    »Ja, ja, ist ja auch egal. Ich wette, Challis war stinkwütend. Aber was kann man schon anderes erwarten, wenn man seine Schnepfe nicht im Griff hat.«
    Pam erwiderte nichts darauf.
    »Ich meine«, setzte Tank nach, »er hatte ja noch nicht mal seine eigene Frau unter Kontrolle. Die pennt einfach mit einem anderen und versucht ihn dann umzubringen.«
    »Tank«, fauchte Pam, »nur Neandertaler haben das Bedürfnis, ihre Frauen ›unter Kontrolle zu haben‹.«
    Tank kicherte über seinen Erfolg, sie so aufgebracht zu sehen. Pam fuhr weiter. Sie war wütend auf sich selbst. Selbst am frühen Nachmittag hielt sich der Nebel immer noch. Als sie sich einem Kreisverkehr näherten, fragte sie: »Mornington, Tyabb oder geradeaus?«
    Doch Tankard neben ihr hing schon wieder seinen Gedanken nach und schwieg. Vielleicht hielt er wieder mal Innenschau und nährte seinen Kummer. Pam betrachtete Tanks neu entdeckte Innerlichkeit mit Argwohn und fragte sich, ob dies nicht seine Reaktionszeit, seinen Überlebensinstinkt beeinträchtigte. Na ja, sie war nicht dazu da, ihn zu heilen. Trotzdem, beim alten Tank hatte sie wenigstens immer gewusst, woran sie war. Stets hatte er alle mit Argwohn betrachtet, war leicht aggressiv, aber nicht unsicher, hatte die Instinkte eines Polizisten, der von reiner Selbsterhaltung getrieben wurde, nicht vom Ehrgeiz. Tatsächlich ging Tank Ehrgeiz vollständig ab, er betrachtete die Polizeikräfte als eine Art Bruderschaft, als Sicherheit, auch wenn er seinen Kollegen misstraute oder sie sogar verachtete.
    Pam fuhr weiter geradeaus in Richtung Penzance Beach und Waterloo.
    Tank rührte sich. »Hast du was gesagt?«
    »Vergiss es.«
    Tankard mühte sich wie ein strohköpfiger Schuljunge, der dabei erwischt worden war, wie er aus dem Fenster starrte. Schließlich sagte er auf die leicht verloren wirkende Art des neuen John Tankard: »Verstehst du das eigentlich? Vier Stunden am Tag auf der Straße zuzubringen und sich bei Leuten zu bedanken, die einmal in Urzeiten höflich zu einem anderen Verkehrsteilnehmer sind oder vor dem Abbiegen blinken? Ist doch Blödsinn.«
    »Stimmt«, sagte Pam.
    Sie kamen gerade am Internierungslager in der Nähe von Waterloo vorbei, als sie von einem entgegen kommenden Subaru auf das Schotterbankett gedrängt wurden. Der Subaru donnerte an ihnen vorbei auf die Hauptdurchfahrt durch das Lager und wäre dabei fast mit einem silbernen Passat zusammengestoßen, der auf eine Lücke im Verkehr wartete. Am Lenker des Subaru saß Tessa Kane, die dafür nun wahrhaftig keine Tüte voller Geschenke verdient hatte. Pam hupte, und der Passat tat es ihr nach.

13
    Hoppla, sie hatte die Polizisten in ihrem Sportwagen geschnitten und beinahe einen Passat gerammt. Tessa Kane grinste schuldbewusst und machte Pam Murphy und John Tankard gegenüber eine entschuldigende Geste. Pam, die ihr Baseballcap pfiffig schräg trug, lächelte zurück. Taffes Mädel, dachte Tessa und rollte auf das Haupttor zu.
    Das Lager bestand aus einer trostlosen Reihe von kalten Betonhütten hinter Stacheldraht. Ursprünglich für dreihundertfünfzig Insassen gebaut, waren dort zu Spitzenzeiten fünfhundert Asylsuchende untergebracht worden, ein unentwirrbares Knäuel menschlichen Elends. Die »Flut« der Asylsuchenden war in der Zwischenzeit wieder abgeebbt, die meisten Insassen waren zurückverfrachtet worden. Einige wenige hatten eine Aufenthaltserlaubnis erhalten. Nun waren es noch achtzig Personen: eine Hand voll Asylsuchende aus dem Nahen Osten und andere, die gegen die Auflagen ihrer Touristenvisa verstoßen hatten oder deren Aufenthaltserlaubnis abgelaufen war. Ihre Ausweisungen standen kurz bevor.
    Das Lager hatte Waterloo nichts Gutes gebracht, so sah Tessa das. Den meisten Anwohnern war es egal, ein paar waren wütend gewesen oder hatten sich dafür geschämt, und der

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