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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Verbrechen, mehr über reiche Rotarier als über Kriminelle oder die Polizisten, die seinem Befehl unterstanden. Tessa Kane traf erst später ein, was ihr ein Stirnrunzeln von McQuarrie einhandelte, aber er verhaspelte sich nicht, sprach ausführlich, beantwortete Fragen und schlug schließlich Challis mit der Hand auf den Rücken und sagte: »Das hier ist der Mann, der den Mörder meiner Schwiegertochter fassen wird.«
    Die Kameras und Mikrofone wandten sich fragend an Challis, doch der wies sie höflich ab und ging mit Ellen zum Auto.
    Ellen fuhr in Richtung Nepean Highway, Challis saß an die Beifahrertür gelehnt da, hing seinen Gedanken nach und hielt Georgias Zeichnungen im Schoß.
    Ellen durchbrach das Schweigen. »Sie haben dem Superintendent nicht gesagt, dass wir zu der Arbeitsstelle seines Sohnes gehen werden, ist mir aufgefallen.«
    Challis rührte sich und grinste. »Ach ja, stimmt.«
    »Und Ihr erster Eindruck von dem Sohn?«
    »Aalglatt, ein Charmeur, auf der Privatschule gestählt.«
    »Angelernt charmant, nicht angeboren. Ist Ihnen aufgefallen, dass er mich nicht ein einziges Mal angesehen oder angesprochen hat?«
    »Ja.«
    »Und mit dem Dienstgrad hatte das nichts zu tun. Ich bin eine Frau, also habe ich kein Hirn.« Sie schwieg kurz. »Wäre interessant, wie die Beziehung zu seiner Frau tatsächlich aussah.«
    »Ja.«
    Nach einer Weile fügte sie vorsichtig hinzu, so als ginge sie auf dünnem Eis: »Hal, was halten Sie vom Super und seiner Frau?«
    Challis sah sie an und hob eine Augenbraue. »Ich fand sie nicht gerade gramgebeugt.«
    »Nein.«
    »Sie loben ihre Schwiegertochter über den grünen Klee, aber insgeheim mochten sie sie nicht oder dachten, sie sei ihres Sohnes nicht würdig.«
    Ellen nickte. »Genau mein Eindruck.«
    »Und falls Sie mich fragen, ob wir den Super oder vielleicht sogar Mrs. Super als Verdächtige betrachten sollten, dann lautet die Antwort Ja.«
    Damit war es ausgesprochen. Bei jeder anderen Person hätte er seinen Verdacht für sich behalten. Er bemerkte ihr Nicken. »Und aus welchen Gründen?«, fragte sie.
    »Kleinigkeiten: die mangelnde Trauer, das Überbehüten von Sohn und Enkelin, die latente Behinderung der Ermittlungen, der Versuch, die Befragung zu lenken. Alles erklärlich, und dennoch können wir ihn nicht als Täter ausschließen, zumindest nicht ganz, und wir können auch nicht ausschließen, dass er seinen Sohn in Verdacht hat und ihn beschützen will.«
    »Ja«, sagte Ellen und bestätigte damit, dass sie zu demselben Schluss gekommen war. »Aber er kann die Untersuchung nicht an sich ziehen, oder?«
    Challis schüttelte den Kopf. »Das wäre gegen die Vorschriften.«
    »Aber er wird sich einmischen?«
    »Ja.«
    Dann stand ein kleines Mazda-Cabrio neben ihnen und hupte. Ellen hupte zurück, und der Mazda schoss über den regennassen Highway davon. Challis stutzte. »Wer war denn das?«
    »Pam Murphy und John Tankard.«
    Challis runzelte die Stirn. »Ach so, Kellocks Kampagne zur Sicherheit im Straßenverkehr.«

12
    Die beiden Constables Pam Murphy und John Tankard, die gekleidet waren, als gehörten sie der Special Operations Group oder gleich dem FBI an – alte Baseballcaps, ruinierte Jacken und Hosen in den Stiefeln –, unterhielten sich sofort über Challis und Destry. Tankard glaubte, dass die beiden was am Laufen hätten.
    »Nie im Leben.«
    »Die sind doch andauernd zusammen.«
    »Tank, wir beide sind auch andauernd zusammen.«
    Tankard lenkte ein, murmelte leise, doch das hielt nicht lange an. »Und was ist mit der Zeitungsschnepfe?«
    »Was soll mit der sein?«
    »Macht er es ihr immer noch?«
    »Weiß ich nicht, ist mir egal. Geht mich nichts an.«
    Und dann, mit seinem üblichen, scherzhaft gemeinten Zwinkern: »Und, hat ers dir schon gemacht?«
    »Tank, werd erwachsen, okay?«
    Mit Tankard in diesem kleinen Sportwagen eingesperrt zu sein, war kein Vergnügen. Schlimm genug, dass er ein großer, gut genährter Mann war, aber seit seiner Rückkehr aus der sechsmonatigen Pause zur Stressbewältigung (er hatte einen durchgedrehten, bewaffneten Farmer erschossen) wirkte er ein wenig instabil. Heute erinnerte seine Stimmung völlig an den alten Tankard von früher, an den Rassisten und Rüpel, der von den Einheimischen als Sturmbannführer beschimpft wurde, an den Kollegen, der sich mehr für ihre Brüste als für die Polizeiarbeit interessierte; an anderen Tagen aber neigte er zu Tagträumerei und Unsicherheit – was Pam darauf zurückführte,

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