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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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das Gesicht. »Jünger.«
    »Ist dir noch etwas aufgefallen?«
    »Der hatte so ein rundes Gesicht, irgendwie dick«, antwortete Georgia.
    Dann klappte eine Tür im Flur, Georgia fuhr in McQuarries Armen hoch, und eine Stimme rief: »Ma? Dad? Georgia?«
    Das Mädchen schoss aus dem Zimmer.

11
    Robert McQuarrie kam herein. Er wirkte blass, aber gefasst, und runzelte ein wenig die Stirn, als seine Tochter flehend an seinem Anzug zerrte. Dann eilte seine Mutter mit einem kleinen, kurzen Schluchzer zu ihm, was ihm seine Entschlossenheit zu rauben schien. Er blinzelte. Schließlich legte der Superintendent linkisch einen Arm um ihn.
    Challis schaute ungerührt zu. Erst jetzt schien Robert McQuarrie ihn über die Schultern seiner Eltern hinweg zu bemerken. Robert hatte ein offenes Gesicht, glatt, gepflegt, wie seine Hände. Eine kleine Knopfnase, die er von der Mutter geerbt hatte, verlieh ihm das Aussehen eines in die Höhe geschossenen Schuljungen in teurem Zwirn.
    Robert löste sich aus der Umarmung und näherte sich ihnen mit ausgestreckter Hand. »Robert McQuarrie«, sagte er. »Und Sie sind …?«
    Challis stellte Ellen und sich vor; McQuarrie warf Ellen nur einen flüchtigen Blick zu.
    »Ich habe später für Sie Zeit, doch im Augenblick muss ich erst einmal meine Tochter trösten.«
    »Ich verstehe«, sagte Challis. Er warf Ellen einen Blick zu. In wortlosem Einverständnis gingen sie zur Tür. Der Superintendent folgte ihnen. »Sie wollen gehen?«
    Challis nickte. »Ich glaube nicht, dass Georgia uns im Augenblick noch viel weiterhelfen kann. Vielleicht müssen wir ihr später noch Fotos von Autos und ein paar Verbrecheralben zeigen.«
    McQuarrie machte eine Handbewegung, die besagen sollte: Versteht sich von selbst.
    »Und wir werden mit Ihrem Sohn sprechen müssen.«
    McQuarrie sah zu Boden und blickte dann wieder zu Challis. »Mein Sohn ist am Boden zerstört.«
    »Das kann ich mir denken.«
    »Ich weiß, Sie tun nur Ihre Pflicht. Ich bin selbst Polizist, schon vergessen? Ich weiß, Sie müssen ihn erst als Verdächtigen ausschließen. Aber mit aller Rücksichtnahme, verstanden? Er ist erschöpft, steht unter Schock, er hat gerade seine Frau verloren. Und seine Tochter die Mutter.«
    Challis nickte und wartete darauf, dass McQuarrie sich beruhigte.
    »Er kann doch Janine nicht erschossen haben. Er war in Sydney.«
    Früher oder später, dachte Challis, wird er schon selbst darauf kommen: Hat mein Sohn jemanden angeheuert , um Janine zu erschießen?
    »Ich verstehe.«
    »Zeugen dürfte es dafür genügend geben. Er war Gastredner bei einem Seminar.« McQuarrie seufzte gequält. »Hören Sie, Hal, Sie kriegen, was immer Sie benötigen. Extra Leute, Überstunden, alles. Aber halten Sie um Gottes willen die Medien aus dieser Sache heraus.«
    »Irgendetwas werden wir ihnen erzählen müssen.«
    »Manchmal ist das ein Teufelsbündnis, Polizei und Presse. Aber hier geht es um meinen Sohn, dessen Frau und Tochter, also kein heimliches Getuschel mit Ihrer Freundin.«
    Challis wurde rot vor Wut. Ellen eilte ihm zu Hilfe. »Bevor wir gehen, Sir, könnten Sie uns ein wenig über Ihre Schwiegertochter sagen?«
    McQuarrie sah auf seine Uhr, warf einen Blick über die Schulter zum Wohnzimmer hinüber, aus dem man Geräusche der Trauer und Verzweiflung hören konnte. »Hat das nicht noch Zeit?«
    »Es geht nur um ein paar Hintergrundinformationen, Sir, damit wir uns ein erstes Bild verschaffen können.«
    »Na gut, kommen Sie mit.«
    Er führte sie in ein Büro, ein unordentliches, ungemütliches Zimmer am Ende des Hauses. An den Wänden hingen gerahmte Diplome und Fotos von Abschlussfeiern, in einer Ecke standen Golfschläger, auf einem Regal versammelten sich Pokale, ein Buddelschiff, ein paar Bücher. Golfbekleidung lag auf einem düster wirkenden Ledersessel, auf einem mit Leder eingelegten Holztisch standen ein Computer, ein Drucker und ein Faxgerät. Challis kam es so vor, als habe McQuarrie diesen Raum okkupiert, ohne Rücksicht auf seine Frau.
    »Noch eine Tasse Tee?«, fragte McQuarrie, meinte es aber nicht so.
    »Nein, danke, Sir«, antwortete Ellen und warf Challis einen fragenden Blick zu, ob der seine Fassung wiedergewonnen hatte.
    »Also, was wollen Sie wissen?«
    Challis sah, wie Ellen ihr Notizbuch zückte und sich unauffällig zurückzog. Er würde fragen, sie würde mitschreiben. »Fangen wir bei Janines Charakter an, Sir. Wie war sie so?«
    »Nettes Mädchen. Aus gutem Haus.«
    »Sie ist

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