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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Stimme.
    »Genau.«
    »Das können Sie doch gar nicht beweisen«, sagte Tank und versuchte, wieder ins Spiel zu kommen. »Kann doch genauso gut gestern gewesen sein oder letztes Jahr.«
    Er spürte Pams Hand auf seinem Arm. »Lass gut sein, Tank, okay? Madam, wenn Sie eine förmliche Beschwerde einlegen wollen, dann können wir sicherlich –«
    Tank freute sich zu sehen, dass die Frau einen Rückzieher machte. »Das wird nicht nötig sein«, sagte sie. »Der Wagen gehört meinem Mann, seine Firma wird wohl für die Kosten aufkommen.«
    »Und warum veranstalten Sie dann einen solchen Zinnober?«, knurrte Tank.
    »Ich konnte doch nicht einfach zulassen, dass Sie weiterfahren, ohne Sie darauf aufmerksam zu machen, dass es einen Schaden gegeben hat«, sagte Lottie Mead, ganz so, als würde es eine ganze Menge Dinge geben, die sie nicht einfach so zuließ.
    »Unseren heißen Dank«, sagte John Tankard durch zusammengebissene Zähne.
    »Tank«, ermahnte ihn Pam, und er stieg wieder in den Mazda und hatte das unbändige Gefühl, auch Pam mal unter Kontrolle bringen zu müssen.

15
    Challis und Ellen hielten in Frankston, um zu tanken und zu Mittag zu essen. Als sie weiterfuhren, warf Challis einen Blick auf seine Uhr. Sie würden noch eine Stunde bis in die Stadt brauchen, dann eine Viertelstunde, um einen Parkplatz zu finden, und danach mussten sie die längere Route zur anderen Seite der Peninsula nehmen. Knapp zweieinhalb Stunden des Nachmittags würden sie mit Fahren vergeuden. Er drehte das Radio an. Jemand hatte einen Sender eingestellt, der Hits der Achtzigerjahre spielte. Schnell schaltete er auf Radio National um.
    »Ach Hal, kommen Sie schon, Musik aus den Achtzigern.«
    Er rümpfte die Nase. »In den Achtzigern gab es keine Musik.«
    »Duran Duran.«
    »Ich gebe mich geschlagen.«
    Ellen lächelte, und das veränderte sie. Challis verspürte plötzlich den Drang, sie an der Wange zu berühren. Aber warum? Weil ihr Klotz von Ehemann sie fertig machte? Weil er ihr Freund war und er einfach nur Trost und Zuneigung ausdrücken wollte? Und wie einfach war denn Zuneigung? Challis glaubte schon, dass in den meisten Freundschaften stets eine Spur körperlicher Anziehung mitschwang. Wenn er sich nicht von ihr angezogen fühlte, hätte er dann ihr Freund sein können? Challis war ganz erleichtert, als Ellen sagte: »Erzählen Sie mir mehr vom Sohn des Super.«
    Schnell gab er ihr mit eigenen Worten die Ergebnisse seiner Google-Suche wieder. Robert McQuarrie war der Chef einer Investment- und Börsenmaklerfirma, gehörte aber auch dem Australian Enterprise Institute an, einem neokonservativen Thinktank, der die Bundesregierung in politischen Fragen beriet und Schmutzkampagnen gegen Wohltätigkeitsorganisationen, karitative Verbände und Hilfsorganisationen durchführte, die sie beschuldigten, die Öffentlichkeit in Fragen der Menschenrechte, der sozialen Verantwortung von Firmen und des Umweltschutzes zu beeinflussen. Robert McQuarrie war sogar der Vorsitzende einer Untersuchung gewesen, bei der es um die Rolle der Nichtregierungsorganisationen gegangen war, und war in der Presse mit dem Satz zitiert worden, dass NGOs sich von der direkten Arbeit in den Gemeinden abwenden und politischen Einfluss nehmen und zu Aktivismus neigen würden. Er hatte weiter vorgeschlagen, gewissen NGOs weniger staatliche Zuschüsse zukommen zu lassen, ihnen die Steuerfreiheit zu entziehen und strikten Verhaltensregeln zu unterwerfen. Der Ton seiner Reden war grob und selbstgerecht, die Stimme eines humorlosen Grobians.
    Ellen seufzte. »Eine ganze Latte von möglichen Feinden.«
    »Glauben Sie denn, jemand hat Janine umgebracht, um ihrem Mann eins auszuwischen?«
    Ellen zuckte mit den Schultern. »Kann sein, kann nicht sein, mehr wissen wir jetzt doch noch nicht.«
    Um halb drei standen sie vor der glänzenden, marmornen Empfangstheke von McQuarrie Financial Services, dicke Teppichböden unter ihren Füßen, eingeengt von Wänden, an denen sorgfältig entworfene und gerahmte Poster hingen. Die Empfangssekretärin im Kostüm, eine junge Frau mit Himmelfahrtsnase, fragte: »Kann ich ihnen helfen?«
    Challis erläuterte die Umstände ihres Besuchs, sah sie schlucken und erbleichen. »Mrs. McQuarrie?«, flüsterte sie.
    Challis bat freundlich um ein separates Zimmer. »Es tut mir leid, aber wir werden mit jedem Einzelnen reden müssen.«
    »Dazu brauche ich Mr. McQuarries Erlaubnis«, erwiderte die Empfangssekretärin, die langsam wieder Farbe

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