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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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ab. »Des Aufhebens nicht wert. Ist das alles?«
    »Wir müssen mit Ihren Angestellten und Kollegen sprechen.«
    Ein müder Seufzer. »Wenns unbedingt sein muss.«
    Sie bekamen einen kleinen Konferenzraum zugewiesen. Nacheinander tauchten etwa ein Dutzend Männer und Frauen bei ihnen auf, und schon bald wurde klar, dass niemand von ihnen einen Grund nennen konnte, warum irgendjemand Mr. McQuarrie – Mack, Robert, den alten Rob – durch den Mord an seiner Frau schaden wollte. Er war ein überaus genauer, aber fairer Boss und Partner. Er hopste nicht durch die Betten. Was seine Frau anging, so schien sie recht nett gewesen zu sein. Wie schlimm für Georgia, das arme Kind.
    All diese Angestellten und Kollegen waren frisch und sauber, gestriegelt und geschniegelt und teuer eingekleidet. Challis spürte die ungeheure Angst, die an ihnen nagte, und fast konnte er ihre Gedanken hören: Bin ich auf der Siegerstraße? Werde ich bemerkt? Hat dieser Anzug den richtigen Schnitt, jene Krawatte die richtige Farbe? Kriege ich dieses Jahr eine Gratifikation? Werde ich befördert? Wird man meine Vorschläge übernehmen?
    Hört mir überhaupt jemand zu?
     
    Auf der Rückfahrt klingelten sie an einem Haus in Sandringham mit Blick auf die aufgewühlte See der Bucht. Janines Schwester Meg öffnete. Ihre Ähnlichkeit mit Janine McQuarrie war frappierend. Sie hatte geweint, ihr Gesicht war ganz wund vor Kummer. »Sie haben Glück, dass Sie mich antreffen. Ich wollte gerade zu Roberts und Janines Haus – Georgia braucht mich.«
    Challis warf Ellen einen Blick zu. War »Georgia braucht mich« nur eine Umschreibung von »Robert braucht mich«? Hatte er seine Frau umgebracht, um an die Schwester zu kommen?
    Sie führte sie in ein stickig warmes Wohnzimmer. Ellen übernahm die Regie und ermutigte Meg, über sich selbst zu reden. Verheiratet, keine Kinder, Janines jüngste Schwester (»Wir sind zu dritt«), Lehrerin an einer Highschool, aber im Augenblick zum Stressabbau im Erholungsurlaub.
    Challis betrachtete sie eingehend, während sie sprach. Eine freundliche Frau, fand er. Mütterlich. Anspruchslos. Vielleicht wollte sie Kinder, konnte aber keine bekommen. Wohl kaum jemand, der mordet oder einen Mord in Auftrag gibt. Die Gefühle standen ihr ins Gesicht geschrieben: Mitleid mit Georgia und Robert. Bestürzung und Entsetzen, dass ihre Schwester ermordet worden war. »Ich bin froh, dass unsere Eltern nicht mehr leben – das hätte sie ganz bestimmt umgebracht.«
    »Hatte Janine irgendwelche Feinde? Hat sie sich kürzlich mit jemandem überworfen? Etwas in der Richtung?«
    »Nein. Nichts. Ich habe keine Ahnung, wer sie umbringen wollte. Das Ganze war bestimmt ein Irrtum.«
    Challis sah sie ein paar Herzschläge lang an und entschied dann, all die Höflichkeitsfloskeln zu überspringen, die dazu dienten, die Trauernden zu trösten, aber nur die Zeit der Polizei verschwendeten. »Ihre Schwester war eine starke Persönlichkeit«, sagte er.
    Meg blinzelte. »Janine hatte einen anstrengenden Job«, erwiderte sie tapfer, »mit jeder Menge Verantwortung.«
    Ellen bemerkte, worauf Challis hinauswollte, und setzte nach. »Würden Sie sagen, dass sie glücklich verheiratet war?«
    Meg strich sich über die Oberschenkel, so als wolle sie sich die Handflächen abwischen. »Natürlich!«
    »Uns ist zu Ohren gekommen, dass sie sich mit jemand anderem traf«, log Challis.
    Ein kaum zu verbergendes Augenflackern, dann wanderte der Blick zur Seite. »So etwas würde sie nicht tun.«
    Vielleicht wollte Meg damit sagen, dass sie selbst so etwas nicht tun würde, aber nicht für ihre Schwester sprechen könne, dachte Challis. Danach verstummte Meg, stand sichtlich unter Druck, und die beiden Polizisten, die sich ganz klein vorkamen, gingen.

16
    Scobie Sutton hatte erfahren, dass Mrs. Humphreys ihn empfangen konnte, doch als er im Krankenhaus ankam, bemerkte er als Allererstes das Auto seiner Frau, das auf einem der reservierten Plätze stand. Er ging hinein, zeigte an der Aufnahme seinen Dienstausweis und erklärte den Grund seines Besuchs. »Doch wenn Sie zuerst meine Frau ausrufen könnten«, sagte er und wurde ein wenig rot dabei, »Beth Sutton?«
    Beth kam und strahlte ihn an. Sie gaben sich einen züchtigen Kuss. »Ich wollte dich nur vorwarnen«, sagte Scobie und führte sie zu einer vinylbezogenen Sitzbank neben einem Gummibaum in einem riesigen Messingtopf.
    Seine Frau war rundlich, rosig und wurde schnell rot. Ihre Hand fuhr an den Hals. »Was

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