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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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einer Anwaltskanzlei, die ziemlich viele Kriminalfälle annahm, ihr gehörte eine Wohnung, sie hatte ein Auto, trank nicht, nahm keine Drogen, hatte keine Schulden, nur ein paar Strafzettel für zu schnelles Fahren. Dann ließ sie sich mit Avery Blight ein.«
    Blight war eine Landplage. Ellen hatte das alles schon in Challis’ Küche zu hören bekommen, also vertrieb sie sich die Zeit damit, die anderen zu beobachten. Sie sah, dass alle wussten, wovon die Rede war. Avery Blight arbeitete von Sydney aus, doch die Polizeikräfte aller Bundesstaaten – und die von Neuseeland – wussten, wer er war. Blight spezialisierte sich auf bewaffnete Raubüberfälle auf Banken und Geldtransporte und war in zwei Morde verwickelt, darunter dem an einem Verkehrspolizisten auf dem Motorway zwischen Sydney und Newcastle.
    »Blight ist verheiratet«, sagte Challis, »aber er hat ziemlich viel Zeit in Traynors Wohnung verbracht, die er als eine Art Einsatzzentrale nutzte, wenn er ein Ding drehte: Planung, Treffen mit anderen harten Burschen, Waffenlager. Er hat sogar die gestohlenen Fluchtautos auf den beiden Parkplätzen abgestellt, die Traynor gehörten. Normalerweise war er hypervorsichtig, aber weil er annahm, dass Christina ihm verfallen war und ihn niemals verpfeifen würde, wurde er großspurig.«
    Ellen wusste, dass es nicht allzu ungewöhnlich war, wenn junge Anwältinnen auf gut aussehende Kriminelle flogen. Sie sah sich im Zimmer um und bemerkte die sauren Gesichter. Anwälte gehörten meist zur feindlichen Seite, und Christina Traynors Handlungsweise bestätigte nur alte Vorurteile.
    »Dann ging Blight zu weit«, fuhr Challis fort. »Bei einem Überfall auf einen Lohngeldtransporter wurde ein Wachmann erschossen. Traynor zufolge war Blight der Täter, riss Witze darüber und prahlte damit. Sie ging zur Polizei, und er wurde verhaftet.«
    »Zu spät für den armen Kerl vom Wachdienst«, murmelte der Polizist aus Mornington.
    »Traynor wurde sofort in das Zeugenschutzprogramm aufgenommen«, fuhr Challis fort, »und zog in ein Haus in Melbourne, wo sie rund um die Uhr von bewaffneten Personenschützern bewacht wurde. Blight wurde hauptsächlich aufgrund von Traynors Aussage angeklagt und verurteilt. Nachdem er ins Gefängnis gekommen war, erhielt Traynor eine neue Identität und zog an einen geheimen Ort um. Im April dann wohnte sie bei ihrer Patentante und flog später nach London.«
    Challis sah sich um. »Nicht mal ihre Eltern wussten, wo sie war. Ab und zu rief sie an und hörte sich, so ihre Mutter, recht verloren an, doch die Eltern hatten nicht den Eindruck, dass etwas nicht stimmte. Vor kurzem allerdings soll sie äußerst nervös geklungen haben.«
    Ellen fand, dass es jetzt angebracht war, etwas zu sagen. »Also hat Christina Traynor Wind davon bekommen, dass Blight hinter ihr her ist?«
    »Sieht ganz so aus. Das hat sie in die Flucht getrieben.«
    »Und warum hat Witsec nicht besser auf sie aufgepasst?«
    »Nachdem Blight verurteilt und Traynor mit einer neuen Identität versehen war, wars das. Sie setzten sich regelmäßig mit ihr in Verbindung und hinterließen Notrufnummern, aber bewacht wurde sie nicht mehr.«
    Ein allgemeines Kopfschütteln machte die Runde. Christina Traynor war so dumm gewesen, sich mit einem Kriminellen wie Blight einzulassen, aber schließlich hatte sie doch das Richtige getan. Nun musste sie den Rest ihres Lebens damit verbringen, ständig auf der Hut zu sein.
    »Aber wenn Witsec mit ihr fertig ist«, wollte Scobie wissen, »warum schnüffeln die dann jetzt hier herum?«
    Challis zuckte mit den Schultern. »Ich nehme an, die möchten nicht gern eine Zeugin verlieren, auch nicht eine Exzeugin. Vielleicht denken sie, Blight könnte ein paar Polizisten auf der Lohnliste haben, die für ihn draußen die Drecksarbeit machen. Und sie mussten einräumen, dass es ein paar Fehler gegeben hat, die sie wieder gutmachen wollten. Das Geburtsdatum auf Traynors neuem Pass stimmt nicht mit dem auf dem Führerschein überein, was dazu geführt hat, dass sie Schwierigkeiten bekam, wenn sie die Papiere zur Personenkontrolle bei Banken und Behörden vorlegen musste. Sie hat sich mehrmals beschwert, aber geschehen ist nichts.«
    Ellen rührte sich. »Sie braucht keinen Führerschein, um außer Landes zu fliegen.«
    »Hat es Sinn, mit Blight zu reden?«, fragte Scobie.
    Challis lächelte müde. »Selbst wenn wir davon ausgehen, dass der Super die Erlaubnis dazu erteilt und die Gelder für die Reise nach Sydney

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