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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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bewilligt, können wir davon ausgehen, dass Blight alles abstreiten wird.« Er schüttelte den Kopf. »Wir behalten den Fall vorerst hier, und wir halten die Augen offen. Wenn Janine McQuarrie das eigentliche Ziel war, mit wem wollte sie sich dann gestern treffen?«
    Scobie Sutton hatte seine Zweifel. »Wenn ich wetten würde«, verkündete er, »dann würde ich mein Geld auf Christina Traynor setzen. Will sagen, wir sollten alles zusammentragen, was wir über Blight herausfinden können: Wen hat er draußen kontaktiert, wer hat ihn im Gefängnis besucht, mit wem hat er sich die Zelle geteilt, alles.«
    »Ja, genau«, sagte Ellen, der erst zu spät aufging, dass sie eine der Lieblingsfloskeln ihrer Tochter benutzte, »Polizei und Gefängnisverwaltung von New South Wales lassen alles andere liegen, um uns auszuhelfen.«
    Challis grinste. »In einer vollkommenen Welt schon«, sagte er.
    Ellen erwiderte sein Grinsen.
    »Und was jetzt?«, fragte Scobie.
    »Ellen und ich werden zu Mrs. Humphreys gehen. Die anderen graben bei Janine McQuarrie weiter. Scobie, ich möchte, dass Sie mit Mrs. Super sprechen, wenn es geht.«

23
    Isolation führt zu Reinheit und Stärke ,schrieb Vyner. Ich bin der Hüter des Schlüssels .
    Er klappte das Notizbuch zu und sank tiefer in den Fahrersitz des Falcon, den er auf dem Parkplatz des Flugplatzes Moorabbin gestohlen hatte. Es war helllichter Vormittag, die Luft war eisig, die blasse Wintersonne schaffte es kaum durch die Windschutzscheibe bis zu ihm. Er hätte die Heizung anmachen können, aber er wollte keine Aufmerksamkeit erregen. Man achtet nicht gleich auf ein parkendes Auto, aber wenn jemand drinsitzt und alle paar Minuten den Motor startet, schon.
    Vyner war vom Flugplatz auf direktem Wege auf die Peninsula gerast, aber die jämmerliche Schindelruine, die sich Nathan Gent in den letzten paar Monaten gemietet hatte, war verwaist. Bayview Grove, Dromana, eine deprimierend wirkende Ansiedlung eng aneinander gedrückter Häuser, und vom Meer war trotz des Namens nichts zu sehen. Vyner, der sich ums Geschäft kümmerte, hatte eine Stunde lang gewartet. Hatte Gent seinem anonymen Anruf noch eins draufgesetzt und war gleich zu den Bullen gelaufen? Bayview Grove war tot. Vier Fahrzeuge in einer Stunde: der Briefträger hoppelte auf einer 100er Suzuki bei langsamem Tempo über Bürgersteige und Einfahrten, ein paar Frauen setzten ihre Kleinkinder in strahlend polierte, billige Koreaner und schnallten sie an, ein Typ verteilte Prospekte und kümmerte sich einen Scheißdreck um die Aufkleber »Bitte keine Werbung«.
    Wieder sah Vyner zu Gents Haus hinüber. Ein paar ungepflegte Topfpflanzen auf der Veranda, der ungemähte Rasen voller Unkraut, kein Wagen in der Einfahrt, aber Spuren davon: Reifenabdrücke im Boden, plattgefahrenes Gras, Ölflecken. Vyner hatte angeklopft, den Zählerkasten kontrolliert, an Türen und Fenstern gelauscht, aber offenkundig war Gent nicht daheim. Vyner wollte auch nicht allzu viel Zeit damit verbringen, herumzuschnüffeln, dazu war das Haus viel zu exponiert. Die Straße wirkte tot, aber wahrscheinlich war sie proppenvoll mit jungen Müttern hinter verriegelten Türen. Wahrscheinlich waren sie wegen all diesem Quatsch von postnataler Depression sowieso nicht in der Lage, ihn zu identifizieren, aber das Risiko wollte er gar nicht erst eingehen.
    Was hatte Gent nur davon, die Polizei anzurufen? Geld? Wollte er seine Schuldgefühle loswerden? So ein kleines Arschloch von Verräter. Die Zeit verstrich. Vyner döste.
    Gent kam ausgerechnet auf einem Fahrrad nach Hause, Einkaufstaschen baumelten am Lenker. Vyner rutschte noch tiefer in den Sitz, war überzeugt, dass er hinter den getönten Scheiben verborgen war. Er sah zu, wie Gent mit einem flotten Schlenker in die Einfahrt bog, abstieg und das Rad an die Vorderwand lehnte, an der schon die Farbe abblätterte. Dann verschwand Gent am Haus entlang. Vyner sah in die Seitenspiegel, sah nach vorn und nach hinten und bog mit dem Falcon langsam in die Einfahrt. Er stieg aus, rannte zur Hinterseite des Hauses und donnerte genau in dem Augenblick durch die Tür auf der hinteren Veranda, als Gent sie gerade mit dem Ellbogen zudrücken wollte. Der Einkauf purzelte über das abgewetzte Linoleum, Gent stolperte rückwärts, und Vyner schoss ihm mit seiner zweiten Browning Automatik mit Schalldämpfer direkt ins Herz.

24
    Ellen saß im Dienst-Falcon auf dem Parkplatz hinter dem Revier und wartete auf Challis. Sie war immer

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