Schnappschuss
fand, dass er wohl am besten alles klarstellte. »Das ist Sergeant Ellen Destry aus Waterloo. Mein Wagen ist liegen geblieben, und sie nimmt mich mit zur Arbeit. Eigentlich sollten wir jetzt los.«
»Auf gar keinen Fall«, sagte der Dürre.
Challis lächelte ihn unverbindlich an. »Darf ich Ihnen dann einen Kaffee anbieten? Richtigen Kaffee, keinen Instant?«
»Wir wussten nicht, dass Sie Gesellschaft haben.«
»Wenn es um Christina Traynor geht«, betonte Challis, »dann bleibt Sergeant Destry hier. Sie ist bei der Untersuchung dabei und weiß über den Fall so viel wie ich. Also, Kaffee?«
Die beiden zuckten mit den Schultern und warteten mit steinernen Gesichtern, während Challis Kaffee aufsetzte. »Setzen Sie sich«, bot Challis an, um das Ganze informell zu halten.
Der Untersetzte nahm Platz, der Dürre nicht. Der fing sofort damit an, seine Muskeln spielen zu lassen. Er ging durch die Küche und zeigte auf eine Fotografie, die Challis an die Korktafel an der Küchenwand gepinnt hatte. »Dragon Rapide«, sagte er. »Sie restaurieren seit fünf Jahren so eine Maschine in einem Hangar auf dem Flugplatz hier.«
Schau an, deine Hausaufgaben hast du also gemacht, dachte Challis. Du hast meine Akte gelesen, mit Leuten gesprochen und kennst mich in- und auswendig. Ich wiederum weiß überhaupt nichts von dir, was ein Nachteil ist. Er setzte sich an den Tisch und wartete.
Schließlich setzte sich auch der Dürre und fuhr fort: »Sie haben sich gestern Nachmittag gegen 17 Uhr 35 in den Nationalen Computer eingeloggt.«
»Ja, ungefähr um die Zeit.«
»Ich frage noch einmal: Welches Interesse haben Sie an Christina Traynor?«
Challis schaute den Mann an. Offenbar hatte er durch die Eingabe des Namens »Christina Traynor« innerhalb des Systems Alarm ausgelöst. Er fragte sich, warum sie den Namen nicht vollständig entfernt hatten, statt solche Simpel wie ihn bis zu dem Hinweis »Zugriff verweigert« vordringen zu lassen. Dann kam er darauf, dass man so natürlich genau solche Simpel wie ihn ertappte. Zu »Christina Traynor« hatten offenbar nur Berechtigte Zugang, und er gehörte nun mal nicht dazu.
Challis trank seinen Kaffee. Die beiden Männern tranken, und der Untersetzte nickte beifällig und sagte: »Gutes Gebräu.«
»Inspector«, warf der Dürre ein.
Ellen reagierte darauf, indem sie ihnen Challis’ Zeitung über den Tisch zuschob. »Wussten Sie, dass es hier gestern einen Mord gegeben hat?«
Keine Antwort. »Eine Adresse auf dem Lande«, fügte Challis an, »die Häuser stehen dort ein paar hundert Meter voneinander entfernt. Zum Zeitpunkt der Tat war die Hausbesitzerin, eine ältere Dame namens Joy Humphreys, im Krankenhaus. Das Opfer ist erheblich jünger, und es gibt offenbar keinerlei Verbindung zum Haus oder zu Mrs. Humphreys. Wir wissen nicht, was das Opfer dort wollte. Ein paar Wochen zuvor jedoch hatte Mrs. Humphreys für drei Wochen Besuch im Haus, ihr Patenkind Christina Traynor.«
»Nun fragen wir uns, ob sie vielleicht das eigentliche Ziel war«, fügte Ellen vollkommen nahtlos an.
»Zuerst kam uns das etwas weit hergeholt vor«, meinte Challis, »doch jetzt sind wir uns nicht mehr ganz so sicher.«
Er und Ellen spielten dieses Doppelspiel oft, wenn sie Verdächtige befragten, doch die beiden Männer warteten regungslos, also sprach Challis weiter. »Mrs. Humphreys war gestern müde und hatte ziemliche Schmerzen. Wir werden sie noch ausgiebig befragen müssen. Sie hat uns allerdings bereits mitgeteilt, dass Christina im April drei Wochen bei ihr gewohnt hat und dann nach London geflogen ist. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wissen wir nicht mehr. Also war ich gezwungen, ihren Namen durch den Computer zu jagen. Zugriff verweigert. Wer ist sie? Ist sie flüchtig?«
Die beiden überhörten ihn. Der Dürre fragte: »Was sagen die Nachbarn? Irgendwelche Fremden, fremde Fahrzeuge?«
»Nichts bisher«, antwortete Ellen. »Aber wir haben eine Anfrage eingereicht, um Einsicht in Mrs. Humphreys’ Telefonunterlagen zu erhalten.«
»Die werden wir uns auch anschauen müssen«, sagte der Untersetzte.
Der Dürre fragte: »Vertrauen Sie Ihren Leuten, Inspector?«
Ellen schaute wütend. Challis winkte irritiert ab. »Warum verraten Sie uns nicht endlich, was hier eigentlich los ist.«
Die beiden schienen darüber nachzudenken, wie viel sie preisgeben konnten, wie weit sie ihm und Ellen trauen konnten, wie korrupt die beiden sein mochten. Challis hatte die Schnauze voll von dem Blödsinn
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