Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
Vom Netzwerk:
plötzlich aufgebrochen?«
    »Ja.«
    »Wie kam sie Ihnen vor, als sie sich verabschiedete?«
    »Sie war in Hochstimmung. So als sei ihr eine Last von der Seele genommen worden. Das dumme Ding hat mir als Dankeschön einen funkelnagelneuen Fernseher gekauft.«
    »Also ist sie irgendwann einmal aus dem Haus gegangen, um den Fernseher zu kaufen und Reisevorbereitungen zu treffen.«
    Mrs. Humphreys schüttelte den Kopf. »Hat sie alles übers Telefon gemacht.«
    »Aber Sie sagten doch, sie hätte nicht telefoniert.«
    »Keine ungewöhnlichen Anrufe«, erwiderte Mrs. Humphreys.
    Mehr bekamen sie aus der alten Frau nicht heraus. Zum Schluss bat Challis sie um ihren Hausschlüssel. »Ich fürchte, wir werden Ihr Haus auf den Kopf stellen und nach allem durchsuchen müssen, was Christina vielleicht zurückgelassen hat oder was sie mit der Tat in Verbindung bringt«, sagte er.
    »Sie sind verrückt.«
    Ellen setzte sich auf die Bettkante und nahm Mrs. Humphreys’ venöses Handgelenk. »Wir werden nicht unnütz herumstöbern und nichts durcheinander bringen. Wir können uns auch einen Durchsuchungsbefehl besorgen, aber wenn Sie uns die Erlaubnis dazu geben …«
    Mrs. Humphreys winkte ungeduldig ab. Sie wirkte müde. »Na, wenn Sie meinen, aber Sie werden nichts finden.«
     
    Challis und Ellen waren gerade auf dem Krankenhausparkplatz und schnallten sich an, als Tessa Kane auftauchte und an Challis’ Seitenscheibe klopfte. »Hal, Ellen«, grüßte sie.
    Ellen nickte kurz zur Erwiderung und spürte Misstrauen und Ablehnung in sich aufsteigen. Sie spielte mit ihrem Handy herum, um sich zu beschäftigen, während sich die beiden unterhielten.
    »Was führt dich hierher?«, fragte Challis.
    »Arbeit.«
    »Mrs. Humphreys?«
    »Ja.«
    »Sie ist gerade erst operiert worden.«
    »Ich bin vorsichtig, Hal.« Pause. »Also, ich will dich nicht aufhalten. Ruf mal an.«
    Das war Ellens Stichwort, den Motor anzuwerfen und loszufahren. Werd erwachsen, sagte sie sich, atmete tief ein und aus und sagte beiläufig: »Hal, finden Sie es nicht schwer, immer auseinander zu halten, welchen Schuh Sie gerade tragen?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Na ja, der Polizist als Informationsquelle und der Polizist, der persönlich involviert ist.«
    Sie konnte ihn nicht ansehen, spürte aber, dass er sie unverwandt anstarrte. Schließlich sagte er: »Ich war mit Tessa Kane zusammen. Jetzt nicht mehr.«
    Challis klang dabei ganz unterkühlt, also hob Ellen beschwichtigend eine Hand und sagte: »Tut mir leid, ich wollte mich nicht einmischen.«
    Ellen nahm an, dass er damit das Ganze auf sich beruhen lassen würde, doch Challis nahm ihre Frage ernst. »Es war manchmal durchaus kompliziert. Es ging auch um Fragen der Geheimhaltung, und ich weiß, das halbe Revier war dagegen – aber das ist nicht der Grund, warum wir uns getrennt haben.«
    Getrennt .Nun war es heraus. »Hal, ist schon okay. Ich habe kein Recht …«
    »Schon gut«, sagte Challis gepresst. »Lassen Sie uns mal das Haus der alten Dame auf den Kopf stellen.«
    Als sie zu dem Haus an der Lofty Ridge Road kamen, waren die Tatortspezialisten noch immer an der Arbeit. Sie hatten die Durchsuchung des Geländes ausgeweitet, machten neue Fotos, zeichneten weitere Skizzen. »O verdammt«, knurrte Challis, sprang aus dem Wagen und ging zu einem der Spezialisten. Einen Augenblick später war er wieder zurück und grinste Ellen reuig an. »Sehen Sie den Ölfleck dort? Da habe ich gestern Nacht den Triumph geparkt.«
    Ellen sah ihn an und erhielt einen unerwarteten Einblick in Challis’ Einsamkeit. Sie ertappte sich dabei, wie sie seine Hand drückte. Challis lachte, ein Funken sprang zwischen ihnen über und ließ Möglichkeiten erahnen. Mit leicht schwindligem Kopf folgte Ellen ihm ins Haus.
    Beinahe hätte Challis alles verdorben, als er sagte: »Wenn es hier etwas zu finden gibt, werden Sie es finden.«
    Ellen war alarmiert. Was meinte er damit? Wusste er, dass sie ab und zu lange Finger machte, oder schätzte er ihre Fähigkeit, Verstecke aufzuspüren? Nach einer Weile beruhigte sie sich, dass an seiner Bemerkung nichts Zweideutiges war.
    Ellen begann mit ihrer Durchsuchung. Eine erste Durchsicht des Hauses erbrachte nichts außer einer Postkarte unter einem Kühlschrankmagneten. Abgestempelt in London, darauf zu sehen der Big Ben, die Houses of Parliament und ein Lastkahn auf der Themse. Ein paar kurze Sätze, die nichts über Verfassung, Aufenthaltsort oder Intentionen verrieten, waren mit

Weitere Kostenlose Bücher