Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
Vom Netzwerk:
verächtlich die Nase. »Bei mir gibt es keine Sonderbehandlung. Die Informationen, die ich Ihnen gegeben habe, sind dieselben, die die Medien in Melbourne und im ganzen Land erhalten.«
    »Das ist doch alles PR-Bockmist, mehr nicht. Ich schreibe meine Storys selbst. Ich käue nicht irgendeine Presseerklärung wieder. Sie haben noch immer nicht auf meine Anschuldigungen geantwortet hinsichtlich der falschen Belegungszahlen und der gefälschten Berichte, die von Ihren Abteilungsleitern eingereicht worden sein sollen. Da gibt es eine Menge an Unregelmäßigkeiten, die ich zu klären beabsichtige.«
    »Na, dann strengen Sie sich mal an.«
    »Und was gedenken Sie wegen der Selbstverstümmelungen zu unternehmen?«
    Charlie Mead bleckte seine scharfen Zähne und ging davon. »Ich habe allen meinen Mitarbeitern psychologische Betreuung zur Traumaverarbeitung angeboten.«
    Tessa langte es. Als sie nach Hause kam, warf sie ihren Laptop an, stellte sich ein Glas Rotwein parat und fischte im Internet nach allem, was sie dort über Charlie Mead finden konnte.
     
    Nachdem Vyner Gents Leiche vergraben und die Schaufel und seine Oberbekleidung in einem Bauschuttcontainer entlang des Nepean Highway versteckt hatte, war er nach Melbourne zurückgefahren. Er duschte, ging ins Kino, aß Pasta in einem Straßencafé an der Southbank Road und sah sich nun die Spätnachrichten im Fernsehen an. Gott sei Dank hatte es keine weiteren Entwicklungen gegeben, keine Hinweise oder anonymen Anrufer, die ihm Kopfzerbrechen bereiteten. Er schaltete den Fernseher aus und linste durch einen Spalt in dem Vorhang, den er ständig zugezogen hielt, hinaus in die Nacht. Er wohnte zwar im zehnten Stock, dennoch hatte er keine Aussicht auf den Fluss und die Stadtsilhouette, nur auf nasse Straßen und Gebäude, in denen sich das Licht spiegelte wie in Glas oder Eis. Ihn schauderte. Niemand war dort draußen. Er spürte, wie die Welt ein wenig enger wurde. Er zog sein Tagebuch hervor und schrieb: Sing die Namen der vergangenen Zeiten . Entschlüssele die Kriegercodes des Universums .
    Das war genau der Auftrieb, den er brauchte. Als sein Handy den Eingang einer neuen SMS meldete, war er bereit.
    Alles okay?
    Vyner bestätigte das. Ja, der anonyme Anrufer war tot und begraben.
     
    Andy Asche gönnte sich nach dem Footballtraining ein paar Bierchen in der Hauptbar des Fiddler’s Creek Pub und ging am späten Abend nach Hause, wo er Natalie Cobb vorfand, die in seinem Wohnzimmer hin und her tigerte. Aus dem CD-Spieler grölte Jet. Der arme alte Rentner nebenan. Nat musste seinen Ersatzschlüssel oben auf dem Sicherungskasten gefunden – er musste sich wohl einen anderen Platz ausdenken – und sich selbst aufgesperrt haben. Sie trug noch immer Teile ihrer Waterloo-Secondary-College-Schuluniform. Andy war klar, dass sie seit dem Einbruch am Nachmittag gekifft hatte oder Ecstasy eingepfiffen oder Ice oder Speed und deshalb ziemlich aufgedreht war.
    Und paranoid. »Ich glaube, die Frau von diesem Bullen spioniert mir nach.«
    »Von wem?«
    »Sutton, ein Detective in Waterloo. Kennst du ihn?«
    Andy kannte keinen Detective, auch keinen der Uniformierten, mal abgesehen von John Tankard, seinem Footballtrainer. Er ging ans Fenster und schaute hinaus. Die Salmon Street war still, die Bucht hinter dem Mangrovenstreifen dunkel und reglos. »Was ist mit ihm?«
    »Seine Frau arbeitet für die Gesundheitsfürsorge, schaut bei mir und meiner Schwester und meiner Ma vorbei, aber ich weiß, sie ist eine Spionin. Verdammte Kuh.«
    Und weiter tigerte sie hin und her, schön und aufgeregt und bis über beide Ohren vollgedröhnt. »Hör mal«, sagte sie, »ich brauch ganz dringend Knete.«
    »Schon wieder? Was hast du denn mit dem Schotter gemacht, den ich dir vorhin erst gegeben habe?«
    Als ob er das nicht wüsste.
    Sie klappte wie ein Taschenmesser zusammen, richtete sich wieder auf, drückte sich die Fäuste fest gegen die Brust und flehte ihn an. »Andy, bitte, können wir nicht noch ’n Haus ausräumen?«
    »Heute Abend nicht mehr«, antwortete er bestimmt. »Die Leute schauen fern, bringen ihre Bälger ins Bett. Außerdem ist das zu schnell hintereinander.«
    » Bitte ,Andy. Ich zahls dir auch zurück.«
    Schließlich kratzte er einen Hunderter zusammen, und sie bremste ihre Herumtigerei so weit, um anzubieten, ihm einen zu blasen, zu wichsen, auch mit den Füßen, wenn er wollte. Andy lächelte traurig. »Schon okay, Nat. Du schuldest mir nichts. Hör mal, morgen

Weitere Kostenlose Bücher