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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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gelernt.«
    »Sie ist nicht allzu weit von hier umgebracht worden«, sagte Challis. »Wollte sie Sie aufsuchen?«
    »Nein. Ich war nicht hier, sondern in meinem Büro in Mornington, und ja, ich kann es beweisen. Aber vielleicht war sie mit noch mehr Fotos auf dem Weg hierher.«
    In diesem Augenblick wurde Challis eines klar: wenn Janine McQuarrie umgebracht worden war, weil sie jemanden zu erpressen versucht hatte, würde dann dieser jemand nicht ihr Haus und ihr Büro nach allen Kopien der Fotos durchsuchen? Doch an beiden Orten war nicht eingebrochen worden. Andererseits hatte Robert wohl doch Zugang zu den Schlüsseln?
    So als könne er Gedanken lesen, fragte Coulter: »Hatte sie Kopien bei sich, als sie erschossen wurde?«
    Lass niemals zu, dass sie die Fragen stellen. »Woher wussten Sie, dass Janine McQuarrie Sie fotografiert hatte?«
    »Ich habe sie dabei beobachtet.«
    »Und womit hat sie fotografiert?«
    »Mit ihrem Handy. Hören Sie, ich gehe auf diese Partys, um mir Gesichter und Reaktionen anzuschauen. Alle anderen schauen beim Sex zu. Ich habe sie gesehen, und ich habe gesehen, was sie da tat. Es amüsierte mich – doch als ich die Fotos mit der Post bekam, war ich überrascht. Ich war davon ausgegangen, dass sie die Fotos schoss, um irgendein grundlegendes, langweiliges erotisches Bedürfnis zu befriedigen.«
    »Hat noch jemand anderes sie dabei beobachtet?«, fragte Ellen. Challis bemerkte ihre angespannte Kinnpartie, was darauf hindeutete, dass sie Coulter verabscheute.
    »Schon möglich, aber das herauszufinden, ist doch Ihr Job, oder nicht? Ich sehe das schon bildlich vor mir: die Polizei marschiert in voller Mannschaftsstärke an, klopft an vierzig, fünfzig Türen und jagt Leuten einen gehörigen Schrecken ein, die bis zu dem Zeitpunkt dachten, ihr schäbiges geheimes Leben sei vor Neugierigen sicher, und alle werden sie leugnen, irgendetwas über Janine McQuarrie und ihre jämmerlichen Fotos zu wissen.«
    »Jämmerlich ist hier nur einer«, sagte Ellen.
    Coulter grinste, als er merkte, dass er sie in Rage gebracht hatte, und Challis erkannte hinter dem coolen Äußeren einen hohlen Mann.
    »Mr. Coulter, Sie sagten, Ihre Kunden seien in der Rennpferd-Industrie.«
    »Ja, und ich wage zu behaupten, dass manche von ihnen unehrlich sind und eine Hand voll von ihnen die Art von Männern kennen, die jemanden für ein paar Tausender umlegen würden.«
    »Kennen Sie solche Männer?«
    »Mag sein, aber sie haben sich mir gegenüber nicht geoutet.«
    »Auch nicht gerüchteweise?«
    »Gerüchte höre ich schon mein ganzes Leben. Würde ich andere deswegen verpfeifen? Nein.«
    »Aber Sie kennen möglicherweise jemanden, zu dem Sie gehen könnten, wenn Sie jemanden erschießen lassen wollten?«
    »Möglich wäre das, aber ich kenne keinen. Es gibt nichts, was mir so wichtig wäre, dass ich deswegen jemanden tot sehen wollte. So viel Gefühlswallung bringe ich nicht auf. Es gibt nichts, was ich erhalten möchte, kein Ziel, das ich erreichen muss. Meinetwegen hätte diese Frau mein Foto auch ins Internet stellen können, mir egal. Wenn das jetzt alles wäre? Ich habe in einer halben Stunde einen Termin in einem Rennstall in Mornington.«
    »Ganz schön früh«, bemerkte Challis.
    »Pferdeliebhaber sind Frühaufsteher«, sagte Coulter.
    Also so läuft das zwischen uns, dachte Challis. Kein Geständnis, keine Anzeichen von Schuld. Bleibt nur die mühsame Plackerei durch Coulters Vergangenheit und Gegenwart.

33
    Robert McQuarrie und die anderen Betroffenen gaben an, dass Janine McQuarrie die Fotos in zwei Schlafzimmern in einem Haus im alten Teil von Mornington geschossen hatte, wo in Fußnähe zum Park, zu den Stränden und der Main Street gediegene Gebäude an baumbestandenen Straßen standen. Ellen saß hinterm Steuer. Unterwegs fuhr sie an einer Stelle langsamer und deutete auf ein niedriges, heruntergekommenes Gebäude. Fetzen von Papier und Plastikfolie hatten sich im Zaun verfangen, das Gras war ungepflegt, die Farbe blätterte ab, die Spielplatzgerüste hatten Rost und Algen angesetzt. »So was bricht einem das Herz«, sagte Ellen.
    Sie brauchte kein Wort weiter darüber zu verlieren. Eine private Kinderkrippe; Anschuldigungen von sexuellem Missbrauch gegen das Betreiberehepaar; nach ergebnislosen Ermittlungen war keine Anklage erhoben worden. Der Fall war allerdings noch nicht abgeschlossen.
    »Und hundert Meter weiter haben wir die Wavells und ihre harmlosen Swingerpartys«, fuhr Ellen fort.
    Anton und

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